Enzyklopädik
Als Enzyklopädik oder (älter) Enzyklopädistik bezeichnet man die Wissenschaft von der Erforschung und Entwicklung von enzyklopädischen Nachschlagewerken. Gelegentlich wird unter Enzyklopädik schwerpunktmäßig die historische Untersuchung und unter Enzyklopädistik eher die Beschäftigung mit dem Aufbau und der Gestaltung von Enzyklopädien subsumiert. Eine genaue Trennung ist jedoch nicht möglich, da beide Bezeichnungen oft synonym verwandt werden. Die neuere Bezeichnung für die heutige Forschungsdiziplin ist Enzyklopädik.Siehe auch: Lettrismus, Enzyklopädisten, Wissen, Wissensspeicher
Eng verwandt mit der Enzyklopädik ist die Lexikografie, die sich eher mit der Erstellung von Wörterbüchern als mit enzyklopädischen Lexika beschäftigt. Andere Wissenschaften mit Bezug zur Betrachtung von Enzyklopädien sind die Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft und Wissenschaftstheorie.
Die Enzyklopädistik entstand im Mittelalter und entwickelte beispielsweise die alphabetische Strukturierung als Gliederungsprinzip (z.B. Erstausgabe der Polyanthea von Dominicus Nanus Mirabellius). Weitere Merkmale sind die Einführung von Zwischenüberschriften und das Bemühen um eine klare Hierarchisierung ders Textkörpers.
Heutige Enzyklopädien sind alphabetisch gegliedert. Die alphabetische Sortierung bestimmt die Struktur aktueller Wörterbücher und Enzyklopädien. Ein Nachteil dieses Ordnungsprinzips ist das Verwischen von Zusammenhängen und verwandten Themen sowie die Nebeneinanderordnung nicht inhaltlich verwandter Begriffe wie Glatze und Glaube.
Bereits seit der Antike gibt es auch systematisch geordnete Enzyklopädien. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass der Benutzer bereits genug über das Thema wissen muss, um es im richtigen Kontext suchen zu können. Eine ausführliche Diskussion findet bereits in d´Alemberts "Discours préliminaire de l´Encyclopédie" von 1751 sowie in dem von Diderot verfassten Eintrag "ENCYCLOPÉDIE" in der Encyclopédie statt.
Eine Spezialform der systematischen Gliederung ist die Loci-Methode, bei der Informationen mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems von Begriffen (Loci) und Unterbegriffen abgelegt werden. Dieses Prinzip geht auf Erasmus von Rotterdam zurück ("De duplici copia verborum ac rerum" und "De ratione studii ac legendi interpretandique auctores") und wurde im 16. Jahrhundert adaptiert von den Reformatoren Zwingli und Bullinger sowie Rudolf Gwalther, Konrad Pellikan, Petrus Martyr Vermigli sowie Konrad Gessner ("Pandectarum libri")
Noch ältere Ordnungsprinzipien folgen einer chronologischen Sortierung, so beispielsweise dem Sechstagewerk.
Weitere Ordnungsprinzipien orientieren sich an metaphysischen Gesichtspunkten wie dem Katechismus.
Verwandte Disziplinen
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