Belagerung von Malta (1565)
Die Belagerung von Malta durch ein Heer der türkischen Osmanen fand vom 19. Mai bis zum 8. September des Jahre 1565 statt. Die von dem Malteserorden verteidigte Insel konnte sich dabei gegen die Osmanen behaupten.
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2 Ausgangslage 3 Verlauf 4 Resultat |
Nach der Vertreibung von Rhodos durch ein osmanisches Heer liessen sich die Johanniter zunächst auf Kreta nieder, bis ihnen der römisch-deutsche Kaiser Karl V 1530 das zum habsburgischen Machtbereich gehörende Malta übertrug. Außerdem überliess er ihnen die Herrschaft über das 1510 vom habsburgischen Spanien eroberte Tripolis. Die Johanniter gingen bald darauf dazu über, Malta zu ihrem neuen Stützpunkt auszubauen. Dabei erhielten sie finanzielle Hilfe von Karl V., die insbesondere für den Bau von Festungsanlagen genutzt wurde. Nach der Abspaltung protestantischer Ordensmitglieder erfolgte eine Umbenennung in "Malteserorden".
Der Malteserorden übernahm die Verteidigung des westlichen Mittelmeerraums gegen osmanische Kriegsflotten und mit den Osmanen verbündete Seeräuber, wobei ihm die Lage Maltas zwischen Sizilien und Tunesien zugute kam. Eine besondere Bedrohung für die christlichen Länder des westlichen Mittelmeeres stellte die Flotte des türkischen Vasallen Khayr Ad-Din "Barbarossa" dar, die von Algier aus operierte. Die Schaffung einer neuen Operationsbasis für die ehemaligen Johanniter stellte für die Osmanen eine Gefährdung ihrer Aktivitäten zu See dar.
Die türkischen Osmanen und ihre Verbündeten waren seit den 1540er Jahren im westlichen Mittelmeerraum militärisch äußerst aktiv. Khayr Ad-Din plünderte 1542 mit seiner Flotte die katalonische Küste, eroberte 1543 im Bündnis mit Frankreich Nizza und unternahm 1544 einen Plünderungszug entlang der italienischen Küste. Das von den Johannitern verteidigte Tripolis wurde 1551 von den Osmanen erobert. Aufgrund dieser Entwicklung liess der 1558 gewählte Hochmeister des Malteserordens, Jean Parisot de la Vallette die Befestigung des maltesischen Hafens beschleunigen und ausweiten. Diese Vorbereitungen stellten sich für den Orden nach wenigen Jahren als sinnvoll heraus, als im Mai 1565 eine osmanische Invasionsflotte vor Malta erschien.
Die osmanische Flotte bestand aus etwa 140 Galeeren, die ein über 30.000 Mann starkes Heer unter dem Befehl von Großwesir Mustafa transportierten. Der Malteserorden konnte neben 700 Rittern etwa 8500 maltesische Kämpfer aufbieten. Der befestigte Hafen umfasste zwei parallel verlaufende Landzungen, deren Enden durch eine große Kette verbunden waren, um gegnerischen Flotten den Zugang zu den zwischen den Landzungen befindlichen Gewässern zu verwehren. Zwischen den Senglea und Birgu genannten Festungen, die auf diesen Landzungen erbaut worden waren, wurde eine provisorische Brücke errichtet, während in den niedrigen Gewässern westlich von Senglea eine Palisade aus spitzen Holzpfählen die Anlandung feindlicher Truppen verhinderte. Nördlich des Hafens wurde als Vorposten das Fort St. Elmo erbaut.
Die osmanische Angriffe richteten sich zunächst gegen das vorgeschobene Fort St. Elmo. Am 24. Mai 1565 geriet das Fort in die Reichweite der osmanischen Kanonen und wurde zum Ziel massiven Geschützfeuers. Die Belagerer arbeiteten sich durch das Ausheben von Gräben immer näher an das Fort heran, und am 6. Juni postierten sie auf einer Landzuge nördlich des Forts eine weitere Geschützbatterie, die St. Elmo sofort unter Feuer nahm. Am selben Tag wurde den Verteidigern des Forts bei einem Sturmangriff ein Teil der Befestigungsanlagen entrissen. Am 19. Juni richteten die Malteser die Geschütze des zu Birgu gehörenden Forts St. Angelo neu aus und fügten den westlich von St. Elmo postierten Osmanen bei der darauf folgenden Kanonade schwere Verluste zu. Am 23. Juni folgte ein weiterer türkischer Großangriff auf St. Elmo, der nach äußerst verlustreichen Kämpfen zur Eroberung des Forts führte. Von den bis zuletzt kämpfenden 1500 Verteidigern des Forts überlebten nur neun Ordensritter die Erstürmung. Auf osmanischer Seite hatte man mehrere Zehntausend Kanonenkugeln auf St. Elmo abgefeuert und etwa 6000 Soldaten bei den Kämpfen um das Fort verloren. Großwesir Mustafa liess die neun Ritter köpfen, ihre Leichen kreuzigen und sie über das Wasser in Richtung des maltesischen Hafens treiben. Im Gegenzug ordnete Vallette die Tötung mehrerer türkischer Gefangener an, deren Köpfe mit Kanonen auf die feindlichen Stellungen abgefeuert wurden.
Nach der Eroberung von St. Elmo gingen die Osmanen dazu über, im Verlauf mehrerer Tage ihre Geschütze auf das Fort St. Angelo am nördlichen Ende von Birgu auszurichten. Es folgte ein schweres Geschützfeuer auf die Stellungen der Malteser. Am 15. Juli gingen die osmanischen Truppen zum Sturmangriff auf die St. Michaels-Bastion von Senglea über, der trotz einer Pulverexplosion in den Reihen der Malteser scheiterte. Am selben Tag unternahmen osmanische Elitetruppen, die Janitscharen, einen Seeangriff auf Senglea, der jedoch am Geschützfeuer der Belagerten scheiterte. Vom 2. bis zum 7. August versuchten die Osmanen, die Festungen der Malteser mit einer massiven Kanonade sturmreif zu schiessen. Nach Beendigung des Geschützfeuers starteten die Belagerer einen weiteren Großangriff, der sich nun gegen die Kastilische Bastion von Birgu richtete. Nach Anfangserfolgen wurde dieser Angriff von den Verteidigern zusammengeschossen. Erfolgreicher für die Osmanen war ein am selben Tag erfolgter Angriff auf die St. Michaels-Bastion, die von ihnen eingenommen wurde. Ein kurz darauf erfolgter Gegenangriff der Malteser zwang sie jedoch unter hohen Verlusten zum Rückzug. Während der Großoffensiven gegen die Festungen der Malteser drang eine im Inland von Malta postierte Kavallerie-Einheit des Ordens in das osmanische Feldlager ein, tötete zahlreiche Kranke und Verwundete Türken und steckte das Lager in Brand.
Am 21. August unternahmen die Belagerer einen weiteren Sturmangriff, der ebenfalls nicht den auf osmanischer Seite erhofften Erfolg brachte. Noch im selben Monat erfuhren die Osmanen, das ein für sie wichtiges Versorgungsschiff auf dem Weg nach Malta geentert wurde. Als ein von Sizilien aus aufgebrochenes, 11.000 Mann starkes Entsatzheer unter dem Kommando des spanischen Vizekönigs auf der Insel eintraf, erkannten die Osmanen ihre aussichtslose Lage. Großwesir Mustafa ordnete den Rückzug an, doch als er über die Größe des spanischen Entsatzheeres informiert wurde, wählte er eine offene Feldschlacht. Seine von der Belagerung erschöpften Soldaten konnten gegen die frisch eingetroffenen Truppen des spanischen Vizekönigs nicht bestehen. Unter schweren Verlusten gelang es einem Teil des türkischen Heeres am 8. September, von Malta zu fliehen.
Die Belagerung von Malta war für die türkischen Osmanen äußerst verlustreich. Von den circa 30.000 an der Belagerung beteiligten osmanischen Soldaten wurden möglicherweise bis zu 24.000 getötet oder verwundet. Auf maltesischer Seite wurden über 5000 Menschen getötet oder verwundet, darunter etwa 200 Ordensritter. Zuletzt war Malta nur noch von 600 Mann verteidigt worden. Nach 1565 unternahmen die Osmanen keinen weiteren Versuch mehr, Malta zu erobern. In den Jahren nach der osmanischen Belagerung bauten die Malteser die Befestigungsanlagen der Insel stark aus. Westlich des Forts St. Elmo wurde eine weitere Festungsstadt errichtet, die zu Ehren des Malteser-Großmeisters Valletta genannt wurde. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war Malta die am stärksten befestigte Insel des Mittelmeeres. Durch die Behauptung Maltas wurde die Position der Osmanen im westlichen Mittelmeer geschwächt. Durch die Seeschlacht bei Lepanto 1571 verschärfte sich diese Entwicklung.
Siehe auch: Liste von BelagerungenHintergrund
Ausgangslage
Verlauf
Das Fort St. Elmo
Kampf um Senglea und Birgu
Das Ende der Belagerung
Resultat