Tichon Nikolajewitsch Chrennikow
Tichon Nikolajewitsch Chrennikow (* 10. Juni (alt 28. Mai) 1913 in Elets) ist ein russischer Komponist.
Chrennikow fasste schon früh den Beschluss, Komponist zu werden und begann 1929 ein Kompositions- und Klavierstudium am Gnesin-Technikum in Moskau. 1932 wechselte er an das Moskauer Konservatorium, wo er sein Studium 1936 mit seiner ersten Symphonie als Diplomarbeit abschloss. 1941 nahm er eine Stelle als Musikabteilungsverwalter des Zentralen Theaters der Sowjetarmee an, die er bis 1954 inne hatte. Das entscheidende Jahr für seine Karriere war 1948, als er in Folge des "Beschlusses" des ZK der KPdSU zum Generalsekretär des Komponistenverbandes der Sowjetunion befördert wurde. Diesen Posten behielt er de facto bis 1992. In dieser Funktion war Chrennikow stets auf Nähe zur Regierung bedacht; er vertrat musikalisch konservative Positionen und agitierte gegen die "Formalisten" wie zunächst Schostakowitsch und später Schnittke. Nach der Wende stellte er sich allerdings selbst als Opfer des Regimes dar. Seit 1961 unterrichtete er Komposition am Moskauer Konservatorium, 1966 wurde er Professor. Noch heute (2004) ist er in dieser Funktion tätig. Chrennikow, dem mannigfaltige Verbindungen nachgesagt werden (u.a. zum Geheimdienst), wurden viele Auszeichnungen verliehen. Er ist Volkskünstler der UdSSR (1963), Held der sozialistischen Arbeit (1973), dreifacher Träger des Stalinpreises (1942, 1946, 1951) und vierfacher Träger des Leninordens (1963, 1971, 1973, 1983). 2003 wurde ihm die UNESCO Mozart Medal verliehen.
Chrennikows Stil ist durch große Vitalität und rhythmische Triebkraft gekennzeichnet. Seine Melodik ist häufig sehr eingängig. Er verlässt den Rahmen der Tonalität nicht und sieht die Melodie als beherrschendes Element der Musik an. Zunächst klar von Schostakowitsch geprägt, wandte er sich Anfang der 1940er Jahre deutlich von diesem ab und folgte in gewissem Maße den Forderungen des sozialistischen Realismus. Etwa seit den 1960er Jahren wurde seine Musik etwas progressiver, Chrennikow begann die Tonalität freier zu handhaben und bezog auch gewisse neuere Erscheinungen mit ein; so verwendete er in seiner dritten Symphonie Zwölftonreihen, ohne aber Zwölftonmusik im eigentlichen Sinne zu schreiben. Insgesamt jedoch erscheint seine Musik trotzdem noch sehr konservativ. Seine Begabungen prädestinieren ihn für das Komponieren von Liedern, Schauspiel- und Filmmusik. Seine größeren Gattungen angehörenden Werke erscheinen dagegen häufig blass und unbefriedigend, da ihm gewissermaßen der große Atem fehlt. Seine Orchestration zeigt eine Vorliebe für Kontraste zwischen ruhigeren, von Streichern und Holzbläsern dominierten und ziemlich kraftvollen, von den Blechbläsern (besonders Trompeten) dominierten Passagen und beweist ein sicheres Gespür für Effekte. Sein Werkverzeichnis ist gemessen an seinem langen Leben sehr klein, was durch seine Funktionärstätigkeit zu erklären ist. Sicherlich ist Chrennikow kein Komponist ersten Ranges, doch muss zu seiner Verteidigung betont werden, dass er keineswegs so schlechte Musik schreibt, wie oftmals zu lesen ist.Vita
Stil