Rothirsch
Rothirsch | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
Der Rothirsch (Cervus elaphus L.), auch Edelhirsch oder Rotwild genannt, gehört zur Familie der Hirsche (Cervidae). Er ist 2,3 m lang, 1,5 m hoch, mit 15 cm langem Schwanz (Wedel), ist schlank, doch kräftig gebaut, mit breiter Brust, ziemlich langem, schlankem Hals und nach vorn stark verschmälertem Kopf, mittelgroßen, lebhaften Augen, zugespitzten Ohren (Lauscher) von halber Kopfeslänge, hohen, schlanken Beinen, schlanken Hufen und den Boden nicht berührenden Afterhufen.
Die Voraugendrüsen (Tränengruben) sondern ein bräunliches Sekret ab, welche die Tiere durch Reiben an Bäumen oder Sträuchern zur Markierung abstreifen. Das nur von den männlichen Tieren entwickelte Geweih sitzt auf einem kurzen Rosenstock, unmittelbar über letzterem entspringt an der Vorderseite der Stange die Augsprosse, dicht über derselben die Eissprosse, in der Mitte die Mittelsprosse, und über diesen nach vorn gerichteten Sprossen erhebt sich mannigfach wechselnd die Krone. Das Geweih wird jährlich etwa im Februar abgeworfen, eine Neubildung setzt kurzzeitig danach wieder ein.
Der Wedel (Schwanz) ist nach der Spitze zu verschmälert, das Haar verlängert sich am Vorderhals oft bedeutend; auf der Oberlippe und über den Augen stehen dünne, lange Borsten. Die Färbung variiert stark nach Jahreszeit, Geschlecht und Alter: im Winter braungrau, im Sommer mehr rötlichbraun, um die Schwanzgegend ein licht braungelblicher Spiegel. Die Männchen sind größer als
die Weibchen und erhalten in der Brunftzeit lange, dunkle Haare am Hals (Mähne).
Weiße Tiere kommen in freier Wildbahn nur ausnahmsweise vor, und ebenso selten sind solche, welche von der Stirn bis zum Äser ("Maul") einen weißlichen Streifen sowie hellere Läufe haben (Bläßwild). Letztere werden mitunter in Parks gehalten.
Der Hirsch bewohnt Europa bis zum 65. und Asien bis zum 55. nördlichen Breitengrad, südwärts geht er bis zum Kaukasus und den Gebirgen der Mandschurei, am häufigsten ist er in Polen, Tschechien und der Slowakei, Ungarn, Österreich sowie Deutschland; er bevorzugt große Waldungen sowohl im Flachland als auch im Mittelgebirge und Gebirge, lebt in größeren oder kleineren Gesellschaften (Rudeln), welche einem Stück (dem Kopf- oder Leittier) folgen und welche nach Alter und Geschlecht gesondert sind. Nur die Kapitalhirsche bleiben bis zur Brunftzeit allein. Der Hirsch hält an seinem Standort fest, steigt aber im Sommer höher auf die Berge. Er zieht gegen Abend auf Blößen, Waldwiesen, junge Schläge und Schonungen aufs Geäß, sucht dann die Nacht hindurch Nahrung auch auf den Fruchtfeldern, zieht am frühen Morgen wieder zu Holz und steckt sich dann in Dickungen oder tut sich auch in ruhigen Waldorten, im Sommer selbst in Getreidefeldern, nieder.
Junges Gras, junge Saat, junges Laub, Getreideähren, besonders von Hafer, aber auch von allen anderen Getreidearten, Rüben, Kohl, Kartoffeln, welche mit den Läufen aus der Erde geschlagen werden, Eicheln, Bucheckern, Kastanien, wildes Obst, im Herbst verschiedene Pilze, im Winter Moos, Flechten, Heidekraut, Knospen und junge Nadelholzzweigspitzen bilden seine Äsung. Bei tiefem Schnee und anhaltender strenger Kälte leidet er besonders dann Not, wenn sich nach Tauwetter durch Frost eine Kruste aus dem Schnee gebildet hat. Das Wild tritt dann durch diese hindurch und verwundet sich die Läufe, welche schweißig werden. Da es unter solchen Verhältnissen nicht den Schnee fortscharren kann, um die darunter befindlichen Flechten und Kräuter zu äsen, wird es in Notzeiten gefüttert. Dies geschieht mit gutem Wiesenheu, besser mit Heu von Klee und Luzerne, sowie mit Hafergarben. Man legt diese Futtermittel entweder auf den Boden in kleinen Haufen aus, bindet sie auch wohl in kleine Bunde und hängt solche an Sträuchern auf oder legt sie in Wildraufen. Eicheln, Kastanien und Kartoffeln streut man auf den Boden, gibt letztere aber nicht bei Frost, weil sie gefroren nicht vom Wild zerkaut werden und, ganz verschluckt, im Schlund stecken bleiben können.
Zur Hege des Wildbestandes legt man im Wald Wildwiesen, Fruchtstücke von Hafer,
Kartoffeln und Lupinen sowie Salzlecken an und richtet auch, wenn nicht
natürliche Suhlen vorhanden sind, solche künstlich her.
Der Hirsch geht leicht und zierlich, anstandsvoll; sein Lauf ist von fast unglaublicher Geschwindigkeit, auch überschwimmt er breite Ströme und Meeresarme. Die Jäger haben die Kenntnis der Fährte ungemein ausgebildet, sie unterscheiden nach derselben das Geschlecht und ziemlich genau das Alter des Tieres.
Aus der Größe und Gestaltung der Fährte, besonders auch aus der Weite der Schritte läßt sich auf das Tier schließen, welchem sie entstammt. Wenn der Hirsch "trollt" und "vertraut zieht", ist die Fährte geschlossen, und die Tritte sind ein wenig von der Grundlinie mit den Spitzen nach auswärts gerichtet. In der Flucht drücken sich die Afterklauen (Geäfter) ab und sind die Schalen etwas gespreizt, um so mehr, je müder der Hirsch wird; der kranke Hirsch spreizt selbst bei ruhiger Bewegung. Das Tier (weiblicher Hirsch in der Jägersprache) hat bedeutend weniger geschlossene Fährte als der Hirsch, auch zeigen die Tritte bei allen Gangarten geradeaus. Der Schritt mißt beim Kalb im Sommer 326, beim Schmaltier (Tier vor dem zweiten Lebensjahr) im Sommer 408, beim Spießer im Sommer 480, beim Sechzehnender 625 mm.
Gehör, Geruch und Gesicht des Hirsches sind außerordentlich scharf; für manche Töne, z. B. die des Waldhorns, hat er große Vorliebe und läßt sich durch dieselben anlocken. Wo er verfolgt wird, ist er sehr furchtsam, während er
höchst zutraulich wird, wenn er sich des Schutzes sicher bewußt ist. In der
Erregung vergißt er oft seine Sicherheit. In der Brunftzeit ist er
förmlich von Sinnen, höchst reizbar und nimmt dann auch den Menschen an;
das weibliche Tier ist sanfter, liebenswürdiger und niemals boshaft. Der Hirsch
ernährt sich im Winter von grüner Saat, Knospen, Rinde, Brombeerblättern etc.,
im Frühjahr von Gras und Kräutern, später von Getreidekörnern. Rüben, Kraut, Kartoffeln, Bucheckern, Eicheln etc. In der Brunftzeit fressen alte Hirsche namentlich Pilze.
Siehe auch: Hirschfänger
Ferdinand v. Raesfeld und Friedrich Vorreyer: Das Rotwild. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin 8. Auflage, 1978.
(Anmerkung: es gibt eine neuere Auflage, die vom Franckh-Kosmos-Verlag vertrieben wurde, die aber vergriffen zu sein scheint)
Verbreitung
Nahrung
Hege
Die Krankheiten, an welchen das Rot- und Damwild leidet, sind besonders Leberfäule, Ruhr und Milzbrand, welch letzterer oft große Verheerungen anrichtet. Desinfektion sowie sofortiges Vergraben der gefallenen und Abschuss der kranken Stücke haben sich gegen diese Epidemie wirksam erwiesen. Außerdem wird das Wild durch die in der Rachenhöhle lebenden Larven der Rachenbremse nicht nur sehr belästigt, sondern schwache Stücke können auch eingehen. Die Larven ("Engerlinge") der Hautbremsen oder Dasselfliegen parasitieren unter der Decke(Haut) des Rotwildes. Die Tiere werden hierdurch meist nicht beeinträchtigt.
Das Rotwild wird im Walde durch Zertreten und Verbeißen der jungen Pflanzen sowie durch Schälen der Stangenhölzer, auf dem Felde dagegen durch Zertreten und Abäsen der Saat, Abbeißen und Abstreifen der Getreideähren, Ausschlagen der Kartoffeln etc. schädlich. Zur Minderung dieser Wildschäden werden die Rotwildbestände durch die Erstellung von Abschußplänen auf einem die land- und forstwirtschaftlichen Belange berücksichtigenden Niveau gehalten. Fortbewegung
Literatur
Weblinks