Marquis de Sade
Donatien-Alphonse-François, marquis de Sade (* 2. Juni 1740, Paris; † 2. Dezember 1814, Charenton bei Paris) war ein französischer Adliger und Autor einer Reihe zum Teil pornografischer Bücher. Er wurde bekannt aufgrund der von ihm beschriebenen Sexualphantasien und der von ihm verursachten gesellschaftlichen Skandale. Von seinem Namen leitet sich der Begriff Sadismus ab.(~1761)]]
Table of contents |
2 Literarisches Schaffen 3 Einfluss auf die Gegenwart 4 Werke 5 Biographie 6 Weblinks |
Leben
De Sade wurde 1740 im Condé-Palast in Paris geboren. Ursprünglich verfolgte er eine militärische Karriere. Mit 16 Jahren nahm er als Soldat am Siebenjährigen Krieg (1756-1763) teil.
Wegen der finanziellen Probleme seiner Adelsfamilie wurde de Sade zu einer Zweckheirat mit Renée Pélagie de Montreuil gedrängt. Die Hochzeit erfolgte am 17. Mai 1763 in Paris. Aus der Ehe gingen vermutlich drei Kinder hervor.
Kurz nach seiner Heirat begann er, ein skandalöses, freiheitliches Leben zu führen und missbrauchte wiederholt junge Prostituierte und Hausangestellte beiderlei Geschlechts, später auch zusammen mit seiner Frau.
Im Zusammenhang mit Vorwürfen von Rose Keller, durch de Sade ausgepeitscht worden zu sein, wurde er zunächst verhaftet. Rose Keller nahm nach Zahlung einer Entschädigung von 100 Louisd'or von einer Klage Abstand.
1772 beschwerten sich Prostituierte aus Marseille, beim perversen Gruppensex von de Sade mit Bonbons (Kantharidenbonbons) unter Drogen gesetzt worden zu sein. In Folge der Kanthariden-Affäre, wurde de Sade erneut angeklagt und zum Tode verurteilt. Der Vollstreckung der Strafe entzog er sich durch Flucht nach Italien, begleitet von einem Diener und seiner Schwägerin, mit der er ein Verhältnis unterhielt. Das Todesurteil wurde 1778 aufgehoben.
Jedoch wurde De Sade auf Betreiben seiner Schwiegermutter, der Präsidentin von Montreuil, erneut verhaftet und für fünfeinhalb Jahre in der Gefängnisanstalt Vincennes eingekerkert. Nach einem Fluchtversuch 1784 verlegte man ihn in die Pariser Bastille, wo er weitere fünfeinhalb Jahre verbrachte.
Einige Tage vor dem sog. Sturm auf die Bastille im Revolutionsjahr 1789 gelang es ihm durch Rufe auf sich aufmerksam zu machen. Er schrie der Menge vor seiner Zelle zu "Sie töten die Gefangenen hier drinnen!" und wurde sofort danach in das Schwachsinnigenasyl in Charenton verlegt. 1790 wurde er entlassen und kurz darauf erreichte seine Frau die Scheidung von ihm.
Während seiner Zeit in Freiheit arrangierte er sich zuerst mit der neuen politischen Situation in Folge der französischen Revolution und es gelang ihm, trotz seiner aristokratischen Herkunft mehrere offizielle Posten zu erlangen. Er wurde Mitglied der Jakobiner und vertrat eine utopische Variante des Sozialismus, verweigerte dabei allerdings die Aufgabe seines Familienschlosses und -vermögens. Während der Herrschaft des Terrors 1793 gab er seine Posten auf und wurde des Moderatismus angeklagt. Er verbrachte mehr als ein Jahr im Gefängnis und entkam 1794 nur knapp der Guillotine.
Nachdem 1801 Napoléon Bonaparte an die Macht kam, wurde er wieder ohne Gerichtsverhandlung eingesperrt, dieses Mal für die Veröffentlichung seiner Bücher Justine und Juliette. 1803 wurde er für verrückt erklärt und zum zweiten Mal in Charenton eingeliefert, wo er mehrere Theaterstücke aufführte, bei denen die geistesschwachen Insassen spielten. 1814 starb er im Irrenhaus in Charenton mit 74 Jahren.
Literarisches Schaffen
Im Gefängnis hatte de Sade begonnen zu schreiben und komplettierte 1782 den Band Gespräch zwischen einem Priester und einem Sterbenden, mit dem er seinen Atheismus zum Ausdruck brachte. In diesem Werk tritt ein sterbender Freigeist auf, der einen Priester von den Fehlern eines gottesfürchtigen Lebens überzeugen kann.
Einen Großteil seiner in Haft geschriebenen Werke verfasste de Sade wegen des Papiermangels in winzig kleiner, fast unlesbarer Schrift.
In seiner Novelle Die 120 Tage von Sodom, die er 1785 schrieb, skizziert er eine hundertzwanzigtägige Gewaltorgie und eine breite Palette sexueller Spielarten, ausgeübt an einer Gruppe entführter und versklavter Jugendlicher beiderlei Geschlechts. Der Stoff wurde 1975 von Pier Paolo Pasolini verfilmt und 1997 in einem Internetspiel satirisch bearbeitet (Richterspiel).
1791 veröffentlichte er Les Infortunes de la vertu, eine frühe Version des ebenfalls 1791 erschienen Buches Justine. Darin schildert de Sade die Unglücke eines Mädchens, das trotz der Offensichtlichkeit des Gegenteils an die Güte Gottes glaubt.
Weitere Werke waren Aline und Valcour (1795) mit dem Entwurf eines utopischen Staats (Die Südseeinsel Tamoe) -- Philosophie im Schlafzimmer (1795) mit dem politischen Pamphlet Franzosen, noch eine Anstrengung, wenn ihr Republikaner sein wollt -- Juliette (1798), die Beschreibung des gewalttätigen Sexuallebens einer Kurtisane (mit zum Teil absurden Elementen) -- Verbrechen der Liebe (1800) und eine Reihe von Theaterstücken.
Die Arbeiten von de Sade schildern in aller Ausführlichkeit und oft wiederholt Vergewaltigungen und eine Vielzahl sexueller Spielarten und Perversionen. Oft sind diese sehr gewalttätig und überschreiten die Grenzen des Möglichen. Er machte die Kirche lächerlich und stritt für den Atheismus, sowie die Aufgabe jeglicher Moral und ethischer Regeln zugunsten des Lustprinzips als höchster Instanz.
Einige seiner Werke waren im Londoner Verzeichnis verbotener Bücher von Pisanus Fraxi "Index librorum prohibitorum" (London, 1877) aufgeführt.
Die Schrift Philosophie im Schlafzimmer wurde 1963 von der Prüfstelle für jugendgefährdende Schriften in Deutschland indiziert (später aufgehoben).
Im 20. Jahrhundert befassten sich Horkheimer und Adorno kritisch mit seinem Werk (Juliette oder Aufklärung und Moral in Dialektik der Aufklärung).
Das Schauspiel von Peter Weiss Die Verhaftung und Ermordung des Jean-Paul Marat, aufgeführt von den Insassen des Asyls von Charenton unter der Regie des Marquis de Sade, oder kurz Marat/Sade, handelt von der letzten Lebensspanne des Marquis' im Irrenhaus.
Simone de Beauvoir und auch andere Autoren haben später versucht, in seinen Schriften die Spuren einer radikalen Freiheitsphilosophie zu finden, die dem Existenzialismus vorausging. Die Surrealisten bewunderten ihn als ihren Vorreiter und Guillaume Apollinaire nannte ihn den freiesten Geist, der je existierte.
Einfluss auf die Gegenwart
De Sade wurde im 19. Jahrhundert fast totgeschwiegen und lediglich von Baudelaire öffentlich wahrgenommen.Werke
Biographie
Weblinks