Kaperbrief
Der Kaperbrief war ein Dokument, das eine Regierung einem Privatmann ausstellte, der dadurch zur Kaperfahrt berechtigt wurde. Der Kaperer handelte also offiziell im Auftrag des ausstellenden Staates.Zugleich wurde dem Kaperfahrer Schutz in den Häfen der ausstellenden Nation zugesagt. Im Gegenzug musste der Kaperkapitän einen Teil der Beute an den ausstellenden Staat abführen.
Die Kaper war bis ins 19. Jahrhundert hinein ein akzeptierter Teil der Seekriegsführung. Die Ausstellung des Kaperbriefs durch einen Staat bzw. Fürsten gab dem Kaperkapitän das Recht bzw. den Auftrag, Schiffe einer anderen Nation auszurauben oder zu versenken.
Mit dem Kaperbrief wurde also eine bestimmte Form der Piraterie legitimiert, die den Kaperer theoretisch davor schützte, von der gegnerischen Seite als Pirat behandelt zu werden. Diese Unterscheidung wurde, da die Unterscheidung zwischen Kaper und Pirat verschwommen ist, nicht notwendigerweise eingehalten. Kaperkapitäne nutzten den Kaperbrief aus, um eventuell nebenbei eigenmächtig Piraterie zu betreiben; der gegnerische Staat nahm sich das Recht, den Kaper wie einen Piraten zu behandeln.
Objekt der Kaperfahrt waren in erster Linie Handelsschiffe. Von den als Opfer betroffenen Nationen wurden Kaperfahrer verständlicherweise genauso behandelt wie gewöhnliche Piraten. Kaperfahrer handelten auch oft nach persönlichen Interesse bzw. taktischer Lage und nicht nach dem Kaperauftrag, z.B. hielten Piratenschiffe unterschiedlicher Nationalität Trinkgelage zusammen ab, anstatt sich gegenseitig die Beute abzujagen.
Kaperbriefe wurden insbesondere von den Nationen ausgestellt, die militärisch unterlegen waren oder schlicht Geld brauchten. Ein typisches Beispiel ist das elisabethanische Großbritannien, das Francis Drake und andere Kapitäne anwarb, um einerseits Spanien zu schwächen und sich andererseits Einnahmen für den Aufbau einer großen Kriegsflotte zu verschaffen. Auf diese Weise gelangten sie an nautisch hochqualifizierte Kapitäne anderer Nationen. Teilweise wurde das Mittel des Kaperbriefes auch eingesetzt, um Piraten von der Bedrohung eigener Schiffe abzuhalten.
Kaperbriefe wurden insbesondere von Großbritannien, Frankreich, den Hansestädten und den USA ausgestellt. Die Verfassung der Vereinigten Staaten (Artikel 1, Sektion 8) weist die Kompetenz zur Ausstellung von Kaperbriefen ausdrücklich dem Kongress zu.
Die Ausstellung von Kaperbriefen wurde international 1856 durch die Deklaration von Paris geächtet. Dies bedeutete jedoch nicht das Ende der Kaperfahrten. So ließ Deutschland in beiden Weltkriegen Schiffe auf Kaperfahrt gehen. Ganz vergleichen mit den Kaperfahrern vergangener Zeiten läßt sich das aber nicht, denn die Schiffe unterstanden der Kriegsmarine und waren mit Angehörigen der Kriegsmarine bemannt; sie wurden auch als Hilfskreuzer der Kriegsmarine deklariert.
Bekannte Kaperfahrer und Kaperschiffe waren
- die Vitalienbrüder im 14. Jahrhundert, zunächst im Auftrag der Hanse, später aber als Piraten
- Paul Beneke auf der Peter von Danzig
- Sir Francis Drake auf der Golden Hind
- Sir Walter Raleigh
- Robert Surcouf aus St. Malo
- der Seeteufel Graf Luckner auf dem Hilfskreuzer SMS Seeadler im Ersten Weltkrieg
- Leichter Kreuzer Emden (Deutschland) im Ersten Weltkrieg
- der deutsche Hilfskreuzer HK 33 Pinguin im Zweiten Weltkrieg
Etymologie
Kapern ist ein Lehnwort aus dem Friesischen, das über die niedersächsische Sprache und das Niederländische in die Deutsche Sprache gelangte. Es bedeutet zunächst Freibeuterschiff, später auch Freibeuter und ist abgeleitet von kapia (Kaufen), ev. auch von kapen (Ausschau halten, Auflauern)