Haifa
Haifa (hebräisch חיפה Ħêphāh, arabisch حيفا Ħayfā) ist mit rund 270.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Israels nach Tel Aviv und Jerusalem. (Geographische Lage: 32°50' N, 35°00' O)
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2 Geschichte 3 Heutige Stadt |
Allgemeine Angaben
Haifa liegt in Nordisrael am nördlichen Abhang des Karmelgebirges am Mittelmeer und ist Israels größter Hafen.
Durch die Lage am Berghang hat Haifa eine besondere städtische Gliederung. Die verschiedenen Stadtteile steigen vom Meeresniveau bis auf eine Höhe von etwa 400 Meter über NN an. Dabei lassen sich drei Bebauungsgebiete unterscheiden:
- Am Meer befinden sich Industriegebiete, die Hafenanlagen, große Durchgangsstraßen und Bahnanlagen. Der größte Teil der arabischen Bevölkerung Haifas wohnt in diesem Teil der Stadt.
- Auf halber Höhe (80-120 Meter über dem Meer) befinden sich die Hauptgeschäftszonen und Verwaltungseinrichtungen. Dieser Stadtteil (Hadar Ha'Carmel) entstand 1920.
- Im höchstgelegenen Teil Haifas (Central Carmel) haben exquisite Hotels und Restaurants sowie die teuersten Wohngegenden ihren Standort. Am südlichen Ausgang aus der Stadt und damit an der höchsten Stelle liegt auf über 400 Meter die Universität von Haifa mit einem markanten Hochhausturm.
Geschichte
Haifa wird in der Bibel nicht erwähnt. Lange Zeit hatte die Stadt geringe Bedeutung, da ihr Standort mehrere Nachteile hatte. Durch das Gebirge war es schwer, um das Karmelkap nach Süden zu reisen. Östlich der Stadt, im Mündungsgebiet des Kishon, existierten ausgedehnte Sumpfgebiete. Außerdem war der Ort ungünstig für die Anlage eines Hafens, da der Südrand der Bucht von Haifa den Westwinden ungeschützt ausgesetzt war. Daher war Akko lange Zeit die wichtigste Stadt in der Gegend.
Im Bereich des heutigen Haifa bestanden dennoch über Jahrhunderte hinweg verschiedene kleinere Orte. Zum ersten Mal wird eine Siedlung mit dem Namen in Talmudschriften des 3. Jahrhunderts erwähnt. Während der Kreuzfahrerzeit wurde der Ort mehrfach erobert, ehe das benachbarte Akko 1291 fiel und die Kreuzfahrer geschlagen waren. Danach war Haifa ein Fischerdorf, ehe 1758 eine neue Siedlung im Gebiet der heutigen Unterstadt gegründet wurde und der Hafen ausgebaut wurde.
Im 19. Jahrhundert konnte Haifa erheblich an Bedeutung gewinnen. Mit dem Aufkommen von Dampfschiffen verlor Akko an Wichtigkeit, weil die großen Schiffe im dortigen Hafen nicht anlegen konnten. Ein weiterer Impuls war 1868 die Gründung eines Dorfes durch die die Templer - christliche Siedler aus Süddeutschland - unterhalb des heutigen Schrein des Bab. Sie lösten Modernisierungsimpulse aus und veranlassten den Bau der ersten Mole.
Ein wichtiges Ereignis war der Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II im Jahr 1898 in Haifa. Der Bau einer Landebrücke war der Beginn des weiteren Ausbaus des Hafens. Außerdem regte der Kaiser an, Haifa an die Hedschasbahn anzuschließen. Im Jahr 1905 erhielt die Stadt einen Anschluss an die Bahnlinie nach Damaskus, eine Eisenbahn nach Ägypten wurde 1918 durch die Briten gebaut.
Während der Zeit des britischen Mandats spielte die Stadt eine wichtige Rolle, weil dort - zum Teil noch nach der Beschränkung der Einwanderung durch die Briten - viele Flüchtlingsschiffe mit fliehenden Juden aus Europa vor Anker gingen. Der moderne Tiefwasserhafen wurde ebenfalls in der Zeit fertiggestellt; er besteht seit 1933.
Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges bzw. Palästinakriegs flohen viele der ursprünglich ansässigen Araber aus der Stadt. Nach der Staatsgründung 1948 war Israel isoliert. Die Eisenbahnlinien stellten außer für den innerstaatlichen Verkehr den Betrieb ein. Eine Pipeline aus dem Irak wurde ebenfalls gesperrt, sodass kein Ölexport von Haifa mehr möglich war. Damit hatte der Hafen seine zentrale Stellung zunächst verloren, war allerdings in den nächsten Jahren das Ziel vieler Schiffe mit jüdischen Flüchtlingen, die den Holocaust überlebt hatten.
Der Stadt wird nachgesagt, dass sie eine Stadt "der Arbeit" sei (im Gegensatz zu Tel Aviv, wo vor allem gefeiert, und Jerusalem, wo vor allem gebetet werde). Mit dem Charakter als "Arbeiterstadt" hängt möglicherweise ein gewisser Pragmatismus der Bewohner zusammen. Etnische oder religiöse Auseinandersetzungen sind selten. Die Stadt gilt als einer der wenigen Orte in Israel, an denen Juden und Araber heute relativ friedlich zusammenleben. Der vergleichsweise geringe Einfluss der Religion ist daran erkennbar, dass Haifa die einzige Stadt in Israel ist, in der auch am Sabbat öffentliche Verkehrsmittel fahren.
Eine weitere wichtige Bevölkerungsgruppe neben Juden und Arabern sind die Baha'i. Das Weltzentrum dieser aus dem schiitischen Islam hervorgegangenen Religion befindet sich an den Abhängen des Karmel. Seit ihrer Erweiterung Ende der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts ziehen sich die Persischen Gärten beinahe über die ganze Höhe des Hangs. Im Zentrum der terrassenförmig angelegten Gärten befindet sich der Schrein des Bab, in dem der Religionsstifter der Baha'i seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Auf halber Höhe des Berges befinden sich verschiedene öffentliche Gebäude, die Fußgängerzone und das erste Gebäude des Technion, der 1925 eröffneten technischen Hochschule.
Etwas westlich der Stadt liegt eine Höhle, die als Wohnung des Elia gilt. Dort ist auch eines der beiden Karmelitenklöster im Karmelgebirge.
Den besten Blick über die gesamte Stadt bietet die Louis Promenade, eine Aussichtsstraße, die sich im oberen Teil Haifas am Hang entlangzieht. Von dort kann man die Bucht von Haifa überblicken und bei guter Sicht bis zum Hermongebirge sehen.
Heutige Stadt
Bevölkerung
Haifa ist außer durch seine Geographie vor allem durch seine Eigenschaft als Industriestandort geprägt. Stadtbild
Im Bereich des Hafens ist das Dagonsilo zur Speicherung von Getreide das auffälligste Gebäude. Mit einer Höhe von 68 Metern beherrscht das Silo selbst von höher gelegenen Stadtteilen den Blick auf die Bucht. Im Küstenbereich bestimmen Industrieanlagen und Verkehrsadern das Stadtbild. Strände gibt es im Stadtbereich kaum, erst in den letzten Jahren wurden südlich der Stadt an der Karmelküste gezielt Strände erschlossen, um Haifa für den Tourismus interessanter zu machen.