Georg von Podiebrad
Georg von Kunstadt und Podiebrad (tschechisch: Jiří z Kunštátu a Poděbrad), (* 6. April 1420 auf Burg Poděbrady; † 22. März 1471 in Prag) König von Böhmen (1458-1471). Er war der erste König in Europa, der dem katholischen Glauben abschwor, als er die Konfession von Jan Hus annahm. Dies wurde in ganz Böhmen durch die Annahme des Laienkelchs symbolisiert.Er war der Sohn von Victor von Kunštát und Poděbrad, einem böhmischen Adeligen, der einer der Anführer der "Waisen" oder Taboriten in den Hussitenkriegen war. Georg selbst nahm als Vierzehnjähriger an der großen Schlacht von Lipany teil, die den Untergang der radikaleren Taboriten mit sich brachte. Später besiegte er, als einer der Führer der gemäßigteren Kalixtiner die österreichischen Truppen des deutschen Königs Albrecht II, dem Schwiegersohn und Erben von Kaiser Sigismund.
Während der Minderjährigkeit von Ladislaus Postumus, dem Sohn Albrechts II., der nach dem Tod seines Vaters geboren wurde, war Böhmen in zwei Parteien gespalten: die "Römische" oder Österreichische Partei unter Ulrich von Rosenberg (1403-1462) und eben die kalixtinische Nationalpartei, die Georg von Poděbrad seit dem Tod von Ptacek von Pirkstein angeführt wurde. Nach mehreren Vermittlungsversuchen entschloss sich Georg von Poděbrad zu den Waffen zu greifen. Nach und nach hob er eine Streitmacht in Nordostböhmen aus, wo die kalixtinische Sache mehr Anhänger hatte und auch seine Burg stand. Mit dieser Armee von etwa 900 Mann marschierte 1448 er von Kuttenberg nach Prag und bekam die Hauptstadt fast ohne Gegenwehr in seine Hand.
Daraufhin brach allerdings der Bürgerkrieg aus, Georg von Poděbrad konnte die Adeligen der römischen Partei jedoch besiegen. 1451 ernannte Kaiser Friedrich III, der Vormund des jungen Königs Ladislaus, Georg von Poděbrad zum Landesmarschall von Böhmen, die Stände wählten ihn im selben Jahr zum Reichsverweser. Der böhmische Kampf gegen den Katholizismus ging weiter, die Position Georgs von Poděbrads wurde aber sehr schwierig als der junge König Ladislaus, der 1453 gekrönt wurde, seine Sympathien für die Römische Kirche ausdrückte, wiewohl er die Prager Kompaktaten und die althergebrachten Ständeprivilegien bestätigte. 1457 starb Ladislaus plötzlich, es hieß Georg von Poděbrad habe ihn vergiften lassen, dies wurde jedoch nie bewiesen. Am 27. Februar 1458 wählten die Stände Georg von Poděbrad einmütig zum König; sogar die Proponenten der österreichischen Partei stimmten für ihn, da sie sich der momentanen Stimmung, die nach einem national gesinnten Herrscher verlangte, nicht entgegenstellen wollten. Ein Jahr nach dem Regierungsantritt Georg von Poděbrads kam Papst Pius II an die Macht, dessen konsequente Feindschaft das ernsteste Hindernis für Georgs Regierung bildete. Obwohl er das Ansinnen des Papstes zurückwies, die Kompakten abzuschaffen, versuchte er doch die Beziehungen zum Heiligen Stuhl durch die Unterdrückung aller radikalerer Gegner des Papsttums zu verbessern.
Im Vertrag von Eger 1459, legen Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm von Sachsen und Georg von Podiebrad die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen auf der Höhe des Erzgebirges und der Mitte der Elbe fest, die noch heute größtenteils gültig ist. Sie gehört somit zu den ältesten, noch bestehenden Grenzen Europas.
Vor allem Georgs Verfolgung der gerade gegründeten Böhmischen Brüder gilt als Makel seiner Regentschaft. Alle Anstrengungen, mit dem Papsttum Frieden zu schließen scheiterten jedoch und obwohl der Tod Pius II ihn daran hinderte, seinen geplanten Kreuzzug gegen Böhmen auszuführen, war der neue Papst ein kaum weniger entschlossener Gegner. Die Regierung Poděbrads war zwar die wirtschaftlich erfolgreichste seit Karl IV, allerdings hatte der calixtinische König viele Feinde in der Römischen Partei des mächtigen böhmischen Adels. Die unzufriedenen Adeligen trafen sich am 28. November 1465 in Zelená Horá (Grüneberg) und schlossen eine Allianz gegen den König, gegen den sie vielerlei Beschuldigungen vorbrachten. Dieser Bund wurde von Anfang an vom Heiligen Stuhl unterstützt.
Alle Versuche Georgs, mit dem neuen Papst Paul II zu verhandeln scheiterten, als seine Abgesandten vom Pontifex brüsk abgewiesen wurden. Am 23. Dezember 1466 wurde Georg von Poděbrad von Paul II. exkommuniziert und es wurde seine Absetzung als König von Böhmen verlangt, wodurch allen Vertretern der Römischen Partei verboten war, mit ihm zusammen zu arbeiten. Kaiser Friedrich III und Poděbrads früherer Verbündeter, der Ungarnkönig Matthias Corvinus schlossen sich dem Aufstand an. Matthias eroberte den größten Teil Mährens und wurde am 3. Mai 1469 in Olmütz zum König von Böhmen gekrönt. Im darauf folgenden Jahr war Georg von Poděbrad militärisch erfolgreicher, doch setzte sein abrupter Tod am 22. März 1471 dem Vormarsch der Utraquisten ein Ende.
Letztlich war die Position Georgs von vornherein nicht haltbar und er fand sich auch zwischen allen Stühlen wieder. Dennoch wird er von den Tschechen als identitätsstiftende Figur verehrt; er war ihr einziger nicht-katholischer König.
Literatur
Siehe auch
Liste der Herzöge und Könige von Böhmen