Kreuzzüge
Die Kreuzzüge der christlichen Völker des Abendlands waren (vorgeblich) religiös motivierte Feldzüge, die eigentlich der Befreiung Jerusalems und des Heiligen Landes Palästina aus der Hand der "Ungläubigen" dienen sollten, die aber tatsächlich schnell zur reinen Machtpolitik genutzt wurden. Der Begriff Kreuzzug wurde bald auf Kriege gegen Nichtchristen anderer Länder und gegen von der Kirche als Ketzer betrachtete Menschen (siehe Albigenser) ausgeweitet.
Table of contents |
2 Motive der Kreuzritter 3 Wichtige Persönlichkeiten 4 Quellen 5 Aktueller Ausstellungs-Hinweis 6 Zeitleiste 7 Literatur 8 Weblinks |
Im engeren Sinne versteht man unter Kreuzzügen nur die Orientkreuzzüge. Daneben gab es folgende Arten von Kreuzzügen:
Begriff und Geschichte
Papst Urban II rief 1095 auf dem Konzil von Clermont zum ersten Kreuzzug auf. Der vierte Kreuzzug endete mit der Eroberung und Plünderung Konstantinopels, der damals größten christlichen Stadt der Welt, durch Kreuzritter, die damit den Schiffstransport durch die Flotte Venedigs "bezahlten". Venedig hatte damit seinen größten Konkurrenten im Orienthandel dauerhaft geschwächt. Die Kreuzzüge nach Palästina endeten 1291 mit dem Fall von Akkon, der letzten Kreuzfahrerbastion.
Neben den eigentlichen Kreuzzügen gab es noch den Katharer- oder auch Albigenserkreuzzug, der in Südfrankreich stattfand, den Kinderkreuzzug, der für die meisten Beteiligten in der Sklaverei endete und diverse andere Feldzüge, zum Beispiel den der Deutschordensritter ins Baltikum 1225 und andere gegen nicht-christliche Völker wie Türken oder Mongolen, die zum Teil bis ins 15. Jahrhundert dauerten.
Auch Kriege gegen machtpolitische Gegner wurden von mittelalterlichen Herrschern mitunter als Kreuzzug propagiert, um eine Infragestellung der Notwendigkeit des Kriegs zu verhindern, um Verbündete zu gewinnen und um Plünderungen und Übergriffe auf Zivilisten zu legitimieren. Für manche Herrscher war der Aufruf zu einem Kreuzzug außerdem ein Mittel, um ihrer Ansicht nach problematische Gesellschaftsgruppen loszuwerden. So folgten zahlreiche Obdachlose, verarmte oder in der Erbfolge nicht berücksichtigte Adlige und auch Gesetzlose diesen Aufrufen, weil sie sich in Palästina ein neues Leben, religiöse Erfüllung oder Beute erhofften.
Ein bleibendes Erbe der Kreuzzüge waren die Ritterorden, eine Art kämpfende Mönchsorden.
Da das oströmische Reich militärisch immer schwächer wurde und islamische Truppen Städte in Kleinasien bedrohten und schließlich eroberten und verwüsteten (z.B. 1080 Nicäa und 1090 Ephesos), war der Kreuzugsgedanke auch in der Folgezeit eine immer wiederkehrende Komponente der europäischen Politik. So wurde eine Militärexpedition erwogen, um Konstantinopel im Jahr 1453 gegen Mehmet II zu verteidigen. In der selben Tradition und Gedankenwelt steht die konzertierte militärische Hilfe christlicher Mächte (z.B. das Deutsche Reich und Polen) bei der Verteidigung Wiens 1683; als Kreuzzug im engeren Sinn werden freilich nur militärische Expeditionen nach Palästina bezeichnet.Motive der Kreuzritter
Die Motive der Kreuzfahrer reduzieren sich keineswegs nur auf religiösen Eifer; vielmehr handelten sie aus vielschichtigen Gründen, die sich zudem im Laufe der Zeit wandelten. Es handelte sich dabei um:Religiöse Motive
Aufbauend auf den Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. auf der Synode von Clermont im Jahr 1095 ("Deus lo vult" - Gott will es) waren viele Kreuzfahrer überzeugt, durch die Vertreibung der Heiden aus dem Heiligen Land Gottes Wille zu erfüllen und die Erlassung aller ihrer Sünden zu erreichen. Dies muss vor dem Hintergrund christlicher Propaganda über Greueltaten der islamischen Machthaber gegen die christliche Bevölkerung des heiligen Landes gesehen werden und der Verwüstung christlicher Stätten, beispielsweise der Grabeskirche 1009 in Jerusalem. Die religiösen Motive traten im Laufe der Zeit in den Hintergrund - besonders deutlich wird das bei der Zerstörung der christlichen Stadt Konstantinopel im Vierten Kreuzzug.Verhältnis zum Islam
Ein wesentliches außenpolitisches Problem für die christliche Welt stellte der Islam dar, der in seinem Streben westwärts zunächst im 7. Jahrhundert das damals christliche Oströmische Reich angriff. In der Folge wurden Palästina, Ägypten und Nordafrika und schließlich Spanien erobert. Nachdem das oströmische Reich durch die Langobarden 751 schon aus Mittelitalien verdrängt worden war (Fall des Exarchats Ravenna) ging in kurzer Zeit der Großteil des Reichsgebietes an die Araber verloren. Kaiser Alexios Komnenos schließlich bat den Papst um Unterstützung. Dass im Islam eine große Gefahr nicht nur für das oströmische Reich gesehen wurde, erklärt den großen militärischen Aufwand aller christlichen Mächte der damaligen Zeit. Schließlich grenzte das islamisch-arabische Machtgebiet an den Pyrenäen an Frankreich, alle Mittelmeerinseln und Teile Süditaliens waren zeitweise von Arabern besetzt und wurden auch nach Rückeroberung immer wieder von ihnen angegriffen. Das oströmische Sizilien wurde ab 827 von den Arabern erobert, dann von den Normannen, bis es 1189 an Heinrich VI fiel, wodurch das staufische Reich ebenfalls direkt an den islamischen Machtbereich grenzte.
Der Krak des Chevaliers in Syrien |
Der abendländische Adel erhoffte sich die Eroberung neuer Besitztümer. Auch und gerade traf das auf die jüngeren Söhne des Adels zu, die nicht erbberechtigt waren und nun die Chance sahen, doch über ein eigenes Gebiet zu herrschen.
Das Papsttum versprach sich von der Kontrolle über das Heilige Land eine massive Stärkung seiner Machtposition. Letztlich haben die Päpste wohl auch auf die Wiedervereinigung mit der bzw. auf die Kontrolle über die Ostkirche gehofft (Morgenländisches Schisma). Daneben dominierten mit Beginn des 4. Kreuzuges auch wirtschaftliche Interessen. Das beste Beispiel für dieses Motiv ist wohl der vierte Kreuzzug selbst, der von der Handelsmetropole Venedig nach Konstantinopel umgeleitet wurde (Plünderung durch das Kreuzfahrerheer, Abtransport der Beute nach Venedig), um den Handelskonkurrenten auszuschalten. Hier zeigt sich die vollständige Pervertierung des ursprünglichen, religiösen Kreuzzugsgedankens einerseits, andererseits auch ein Grund für die immer geringere Wirkung der Kreuzzüge in der Verteidigung des oströmischen Reichs.
Beteiligte Führerpersonen waren Papst Urban II,
Bernhard von Clairvaux, Balduin von Boulogne
Friedrich I. Barbarossa,
Richard I. Löwenherz, Konrad von Montferrat, David IV. der Erbauer, Zengi, Nur ad-Din
Saladin (Salah ad-Din).
Christliche Chronisten: Fulcher von Chartres,Anna Komnene, Tochter des byzantinischen Kaisers Alexios I
Muslimische Chronisten: Ussama Ibn Munqidh, Ibn al-Athir, Baha ad-Din, Abu Sama, Abu l-Fida, Ibn al-Qalanisi, Maqrizi, Abu l-Mahasin Ibn Taghribirdi
Wichtige Persönlichkeiten
Quellen
Aktueller Ausstellungs-Hinweis
Vom 02. April 2004 - 26. September 2004 findet im Dommuseum Mainz eine Sonderausstellung zum Thema "Die Kreuzzüge" statt.Zeitleiste
Literatur
Eher populärwissenschaftlich:
Weblinks