Bruno Pittermann
Bruno Pittermann (* 21. Juni 1906 in Wien, † 19. September 1983 in Wien) war ein österreichischer Politiker.Er war in den 1960er Jahren Vorsitzender der SPÖ und bis 1966 Vizekanzler unter den Bundeskanzlern Julius Raab und Josef Klaus.
Pittermann promovierte 1928 in Geschichte und Geografie, war anschließend Bildungsreferent in der Arbeiterkammer Klagenfurt. 1938 schloss er ein Zweitstudium in Wien ab. Der Dr. jur wurde ihm von den eben einmarschierten Nazis verweigert, worauf er für kurze Zeit ins Ausland ging.
Politisch betätigte sich Pittermann seit seinem 18. Lebensjahr in der illegalen Bewegung der "revolutionären Sozialisten" und wurde 1945 Kammeramtsdirektor (Erster Sekretär) der Wiener Arbeiterkammer. Als Abgeordneter zum Nationalrat bereitete Pittermann seine Reden genau vor und sprach dann frei und temperamentvoll. Bald zum Obmann der Parlamentsfraktion befördert, lieferte er sich mit Hermann Withalm, dem Klubobmann der ÖVP und kongenialen Gegner, hitzige Rededuelle.
Nach der Wahl Adolf Schärfs zum Bundespräsidenten wurde er am 8. Mai 1957 zum Vorsitzenden der SPÖ gewählt und zwei Wochen später als Vizekanzler der Koalitionsregierung ÖVP-SPÖ angelobt. 1959 zog die SPÖ bei den Nationalratswahlen mit der ÖVP fast gleich, was ihr den Außenminister einbrachte. Das Klima in der langjährigen Großen Koalition wurde jedoch krisenanfällig. Pittermann wurde für die Verstaatlichte Industrie verantwortlich; innerparteilich erwuchs ihm in Franz Olah, dem einflussreichen Präsidenten des ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund) ein engagierter Gegner, der den Führungsanspruch stellte. Olah wurde später als Innenminister wegen zweifelhafter Medienpolitik aus der SPÖ ausgeschlossen und gründete die DFP, die nach einigen Jahren jedoch keine Abgeordneten mehr stellte.
Bei der Nationalratswahl am 6. März 1966 errang die ÖVP mit 85 von 165 Mandaten die absolute Mehrheit. Olahs "Demokratische Fortschrittliche Partei" hatte den Sozialisten geschadet, die sich außerdem von einer Wahlempfehlung der Kommunisten nicht eindeutig genug distanziert hatten. Einige Wochen nach der Wahl führte Pittermann die SPÖ in die Opposition, da die Verhandlungen für eine neue Große Koalition an sehr unterschiedlichen Reformplänen gescheitert waren.
Im Gefolge dieser Wahlniederlage musste er 1967 als SPÖ-Chef Bruno Kreisky weichen. Erst nach einigen Jahren unterstützte ihn Pittermann, indem er als Klubobmann in das Parlament zurückkehrte und die ÖVP-Alleinregierung unter Druck brachte.
1964-1976 war er Präsident der Sozialistischen Internationale und setzte sich - wie schon im Europarat - für Menschenrechte und die Dritte Welt ein. Während einer Londoner Sitzung der Internationale erlitt er 1975 einen Schlaganfall, dem drei weitere folgten. Nach einem achtjährigen Leidensweg (Pflege durch Freunde und seine Tochter) erblindete er und starb 1983.
Eine von Pittermanns Spezialitäten waren seine Virginia-Zigarren, gutes Essen bzw. seine Korpulenz, und häufige Tarockpartien. Sein Humor schützte die politischen Gegner allerdings nicht vor ätzenden Worten, die auch zum Zerfall der Koalition mit Josef Klaus beitrugen.
Pittermanns Tochter, die spätere Primarärztin Elisabeth Pittermann, war bis Juni 2004 Stadträtin für Gesundheitswesen in der Bundeshauptstadt Wien.
In Wien wurde der "Dr. Bruno Pittermann Platz" nach ihm benannt und auch die U-Bahn-Station Längenfeldgasse hat den Platz als Untertitel.