Stanislaus II. August (Polen)
Stanislaus II. August (* 17. Januar 1732 in Wolczyn; † 12. Februar 1798 in St. Petersburg), war der letzte König von Polen.
Er war der Sohn des Grafen Stanislaus Poniatowski, eines langjährigen Vertrauten des Schwedenkönigs Karl XII, und der Prinzessin Konstantia Czartoryska, und trat zuerst 1752 auf dem Reichstag als Landabgeordneter auf.
August III sandte ihn an die Kaiserin Elisabeth nach Petersburg, wo er sich die Gunst der Großfürstin, nachherigen Kaiserin Katharina, erwarb, deren Liebhaber er mehrere Jahre war.
Nach Augusts Tod brachte es diese durch ihren Einfluss dahin, dass Stanislaus am 7. September 1764 zum König von Polen gewählt und am 25. November in Warschau gekrönt wurde. Seine Stellung inmitten der Parteiungen des Adels und der Übermacht der Nachbarstaaten war eine schwierige. Der nötigen Energie ermangelnd, um den unabhängigen Adel zu zügeln und sich der schlauen russischen Politik zu entziehen, ward er bald mißliebig. Ja, 3. Nov. 1771 ward er sogar von den Verschworenen aus Warschau entführt, doch auf seine beredten Vorstellungen wieder dahin zurückgeführt.
Die erste Teilung Polens 1772 musste er genehmigen. Er schloss sich dann den Bestrebungen, den zerrütteten Staat zu reformieren, an, vereitelte dieselben aber dadurch, dass er sich der Konföderation von Targowitz gegen die Konstitution vom 3. Mai 1791 anschloss und die abermalige Einmischung der Russen veranlasste.
Sein Widerspruch gegen die zweite Teilung Polens hatte zur Folge, dass Katharina ihn nach der Einnahme Warschaus durch Suworow nach Grodno bringen ließ, wo er den dritten Teilungsvertrag unterzeichnen und am 25. November 1795 dem Thron entsagen musste. Er erhielt von Österreich, Russland und Preußen 200,000 Dukaten Pension, die er anfangs in Grodno verzehrte. Paul I berief ihn gleich nach dem Tod Katharinas nach Petersburg, wo er 12. Februar 1798 unvermählt starb und begraben wurde.1927 wurde die Leiche nach Wolczyn überführt, das damals in Polen lag. 1993 beschloss man, ihn in der Kapelle des Königlichen Schlosses zu Warschau zu bestatten und entsandte eine Kommission nach Wolczyn- leider vergeblich, denn die dortige Kirche war völlig ruiniert und Stanislaw Augusts Überreste unauffindbar. Als Politiker war er gescheitert, konnte sich aber durch eine grosse Leistung auf dem Gebiete der Kultur auszeichnen, wovon viele Gebäude in Warschau zeugen (z.B.das Königsschloss und sein Sommerpalais Lazienki).
Der von ihm gestiftete Sankt Stanislausorden ward 1816 vom Zaren Alexander I erneuert und wurde als niedrigster ziviler Orden des Zarenreiches (ab etwa 1870 bestand auch eine Militärklasse "mit Schwertern") bis 1917 verliehen.
Literatur (Antiquariat)
Textvorlage aus Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888/89
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