Schwarzer Block
Der schwarze Block ist ein spontaner Zusammenschluss von in aller Regel linksautonom gesinnten Menschen und Kleingruppen auf Demonstrationen. Ein Grundkonsens dieses Zusammenschlusses ist die Bereitschaft, sich gegen Polizeihandlungen gegebenenfalls auch mit Gewalt zu wehren (z.B: bei Hausbesetzungen), oder unter Umständen selbst offensiv gegen die Polizei oder bestimmte Gegner, vor allem gegen Neonazis vorzugehen (z. B. bei Straßenblockaden gegen Naziaufmärsche, zum Schutz von benachteilgten Randgruppen gegen rassistische Übergriffe u.a.). Die einheitliche schwarze Bekleidung und die Sturmhaube sollen die Demonstranten vor der Erkennenung durch Polizei, Verfassungsschutz und Rechtsextreme schützen, dies stellt nach geltendem deutschem Recht aber ein Verstoß gegen das Vermummungsverbot dar.Der Begriff schwarzer Block entstand mit dem Aufkommen der Neuen sozialen Bewegungen in den 1970er Jahren, als zunehmend Autonome auf Demonstrationen dieser Bewegungen wie der Anti Atomkraft-Bewegung und der Friedensbewegung auftauchten und sich selbst so bezeichneten. Damals war das Auftreten der Autonomen allerdings keineswegs so homogen schwarz wie zur Hochphase des schwarzen Blocks: Anfang der 1990er marschierten in Göttingen auf von der Antifa (M) organisierten Demonstrationen bis zu 2000 Menschen im schwarzen Block. Ausschreitungen gab es dabei allerdings kaum.
Bei vielen Aktionen kam es jedoch auch oft zu regelrechten Schlachten mit der Polizei: zum Beispiel im Rahmen der Hausbesetzerbewegung in den 1980er und 1990er Jahren, der Bewegung gegen die Startbahn West am Frankfurter Flughafen Anfang der 1980er Jahre, der Anti-KKW-Bewegung in Brokdorf, Wackersdorf und Gorleben in den 1980ern, beim Berliner so genannten "Revolutionären" Ersten Mai ab 1987, einer Alternativveranstaltung der linksradikalen Szene zu den traditionellen Erster Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften, dem IWF-Kongress in Berlin, der Besetzung der Häuser in der Hafenstraße in Hamburg in den 1980ern, der Antifa gegen alte und neue Nazis bis in die Gegenwart unter anderem.
Zuletzt machte der schwarze Block bei der Antiglobalisierungsbewegung wieder verstärkt von sich reden. Gerade in der USA wurde das Konzept im Stile der Antifa M in letzter Zeit wieder übernommen. Aber auch beim G8-Gipfel 2001 in Genua trat der sog. schwarze Block in Erscheinung. Hunderte schwarz gekleideter Jugendlicher griffen am Rande der Demonstrationen Banken und Geschäfte an, um ihrem Unmut über die Gesellschaft Ausdruck zu verleihen. Das äußerst harte Vorgehen der Polizei auch gegen friedliche Demonstranten trug dabei wesentlich zur Eskalation der Situation bei. Ein Demonstrant wurde von der Polizei erschossen, viele andere schwer verletzt.
Die Möglichkeit, sich durch die einheitliche schwarze Bekleidung vor den Blicken der Kameras und Polizisten zu schützen, macht den schwarzen Block für viele auch politisch weniger Motivierte, die es bewusst auf Randale und Krawall abgesehen haben, reizvoll. Ein Problem bei derartigen spontanen Zusammenschlüssen ist für einen großen Teil der außerhalb des schwarzen Blocks stehenden politischen Akteure die mangelnde Diskutierbarkeit von Aktionsformen, bedingt durch die Abschottung entsprechender Gruppen, sowie die in den Augen mancher leichte Unterwanderbarkeit durch undifferenzierte Schläger und verkleidete Zivilpolizisten, so genannte "Agents Provocateurs".
Der schwarze Block ist mehr ein Phänomen denn eine Organisationsform, und alle juristischen Versuche, dieses Phänomen dingfest zu machen, scheiterten, auch wenn immer wieder einzelne Aktivisten verurteilt wurden.
siehe auch: Autonome, Antifa, Hausbesetzer, Neue soziale Bewegungen
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