Rote Feuerameise
Importierte Rote Feuerameise | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||||
| ||||||||||||||
Die Importierte Rote Feuerameise (Solenopsis invicta), ursprünglich aus Südamerika stammend, zeigt einen unbeschreiblichen Siegeszug vor allem in den südlichen Staaten der USA. Die etwa 1920 eingeführte Art (s. Neozoen) ist eine der aggressivsten unter den bekannten Ameisenarten, sowohl gegen andere Ameisenarten als auch gegen potentielle Angreifer wie den Menschen. Dieses Verhalten hat ihr einen recht ungewöhnlichen wissenschaftlichen Artnamen eingebracht: Solenopsis invicta bedeutet übersetzt "Die Unbesiegbare Feuerameise".
In einigen Staaten der USA hat sich die Rote Feuerameise zu einem der häufigsten Allergieauslöser unter den Insekten entwickelt. In den betroffenen Gebieten wie Texas werden jährlich etwa 13 Prozent der Bevölkerung Opfer von Ameisenattacken, mehr als im gleichen Zeitraum zum Beispiel durch die berüchtigten "Killerbienen" oder Wespen gestochen werden. Dabei attackiert die kleine Ameise durch eine Kombination ihrer Kiefer und ihres Giftstachels am Hinterleib. Sie beißt erst in die Haut und spritzt in die entstandene Wunde ihr Gift ein. Mehrere dieser Attacken erfolgen in kurzen Abständen voneinander. Das Gift besteht hauptsächlich aus hochwirksamen Alkoloiden, die mit einer leichten Zeitverzögerung eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die betroffene Stelle wird feuerrot und bildet Pusteln, bei Allergikern kommen Schockreaktionen hinzu. Ausgelöst werden diese durch verschiedene Bestandteile des Giftes, von denen bisher allerdings erst vier Substanzen identifiziert werden konnten. Begegnungen mit einzelnen Ameisen sind entsprechend nur für Allergiker gefährlich. Wird jedoch eine Kolonie der Tiere aufgestört, stürzen sich gleich mehrere Hundertschaften auf den potentiellen Angreifer. Schwere "Verbrennungen" und lebensgefährliche Schockreaktionen sind das Resultat einer solchen Begegnung. Diese Gefahr führte in Texas dazu, dass von der Regierung ein Preisgeld von 1.000 Dollar auf die Vernichtung des größten Staates der Feuerameisen ausgeschrieben wurde.
Doch nicht nur der Mensch hat unter dem Vormarsch der Unbesiegbaren zu leiden. Die Feuerameisen sind effektive Raubtiere unter den Insekten. Sie ernähren sich von beinah allen anderen Insekten und wurden somit zu einer der wirksamsten Waffen gegen Schädlinge in der Landwirtschaft. Hier wird sie teilweise eingesetzt, um die Populationen der Kornbohrer (das sind mehrere Arten kleiner Rüsselkäfer), verschiedener Blattläuse und einer Reihe weiterer Schadinsekten zu reduzieren. Besonders aggressiv gehen die Importierten Roten Feuerameisen jedoch gegen andere Ameisenarten vor. So haben sie in den südlichen USA die ehemals hier heimischen Feuerameisen Solenopsis xyloni und Solenopsis geminata beinahe ausgerottet. Auch die Populationen der Ernteameisen (Pogonomyrmex badius) wurden durch die eingeführte Art drastisch reduziert und auch alle anderen Ameisenarten werden durch die Feuerameise bedroht.
Ein besonderes Phänomen wurde vor einigen Jahren aus Austin, Texas bekannt. Hier haben sich die Staaten der Ameisen zu großen Megastaaten zusammengeschlossen. Die einzelnen Bauten stehen in ständigem Kontakt und agieren gemeinsam. Die Kommunikation verläuft, wie bei allen Ameisen, vornehmlich über Geruchsstoffe, so genannte Pheromone. Die Ameisen produzieren eine ganze Palette dieser Stoffe und "unterhalten" sich so innerhalb ihrer Kolonie. Hinzu kommen Geräusche, die durch Stridulation oder Klopfen der Beine entstehen, die allerdings nur in einem Umkreis von wenigen Zentimetern hörbar sind und von Artgenossen aufgenommen werden.