Lederschildkröten
Lederschildkröten | ||||||||||||||
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Die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) ist die größte lebende Schildkröte und wird meistens als einzige Angehörige der gleichnamigen Familie (Dermochelyidae) angesehen.
Die Tiere erreichen eine Panzerlänge von bis zu 2 Metern und ein Gewicht von beinah 600 kg.
Anders als alle anderen Schildkröten besitzt die Lederschildkröte kein typisches Rückenschild mit Hornschuppen, der lose zusammenhängende Knochenpanzer ist bei ihnen vielmehr von einer derben gummiartigen Haut umgeben.
Auf dem blau-schwarzen Rücken sind deutlich sieben verdickte Knochenplättchen zu sehen, ihre Extremitäten sind zu langen Paddeln umgestaltet.
Oben auf dem Kopf hat jede Lederschildkröte einen rosa Fleck, dessen Form individuell ist.
Die Funktion ist unbekannt; es mag sich um einen lichtsensitiven Hautfleck handlen, der zur Orientierung dient.
Lederschildkröten bewohnen alle tropischen und subtropischen Meere, und besuchen im Sommer auch die gemäßigten Zonen.
Damit haben sie unter allen Reptilien den weitesten Lebensraum.
Aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe, einer Fettschicht und ihrer hohen Masse können Lederschildkröten auch in kühlem Wasser leben.
Sie können ihre Körpertemperatur bis zu 18 Grad über der des umgebenden Wassers halten.
Obwohl Lederschildkröten sehr gut an das Leben im Wasser angepasst sind, brauchen sie das Land zur Eiablage.
Die Nester werden an Sandküsten überall in der Welt angelegt:
Im Atlantik in Nordamerika (Florida), der Karibik und Mittelamerika (Jamaika, Trinidad und Tobago, Nicaragua, Costa Rica) und in Südamerika (Suriname, Französisch-Guayana) sowie in Afrika (Gabun, Westküste Südafrikas).
Im Indischen Ozean in Natal, Ceylon, Indien, Thailand, Malaysia, Australien und im Pazifik vor Mexiko.
Die Weibchen schwimmen in der Nacht an den Strand, und graben dort eine Kuhle in den Sand, worin sie die 50-100 Eier ablegen.
Nach dem Zuschieben der Kuhle kehren die Tiere ins Meer zurück, und überlassen das Ausbrüten der Eier der Sonnenwärme.
Die nach etwa 65 Tagen ausschlüpfenden Jungtieren sofort das Wasser auf.
Über das Leben bis zur erwachsenen Schildkröte oder das Alter der Geschlechtsreife ist nichts bekannt.
Es gibt Hinweise, dass Lederschildkröten deutlich jünger als andere Schildkröten geschlechtsreif werden.
Paarung und weiteres Leben finden ausschließlich im Wasser statt.
Nur die weiblichen Tiere kehren jemals wieder an Land zurück.
Mit Tiefen von bis zu 1200 m tauchen diese Tiere extrem tief (maximal festgestellte Tauchtiefe beim Pottwal: 1140 m).
Die Hauptnahrung der Lederschildkröte sind Quallen, deren Hauptvorkommen sie in allen Weltmeeren aufsuchen.
Eine Lederschildkröte braucht zwischen 10 und 100 kg Quallen pro Tag.
Da Quallen u. a. von Fischlarven leben, tragen Lederschildkröten dazu bei, Fischpopulationen zu erhöhen.
Über ihr Wanderverhalten selbst ist nur wenig bekannt.
Zwei Forschungsprojekte, bei denen die Tiere Rucksäcke mit Sendern bekommen, haben Ergebnisse sowohl im Atlantik als auch im Pazifik erbracht.
Dabei wurde bekannt, dass die Tiere teilweise im Frühjahr 5000 km aus tropischen in gemäßigte Gewässer schwimmen, und im Herbst wieder zurückkehren.
Daneben werden nestende Weibchen markiert, um herauszufinden, ob sie ihren Nestplätzen treu bleiben.
Wie alle anderen Meeresschildkröten sind auch die Lederschildkröten in ihrem Bestand gefährdet.
Gründe dafür sind die Fischerei, weil sich die Lederschildkröten in Netzen und langen Leinen verfangen, und aufgrund Luftmangels unter Wasser ersticken.
Insbesondere im Pazifik gelten die Lederschildkröten als durch Fischerei stark gefährdet, eventuell sogar kurzfristig von Aussterben bedroht; im Atlantik ist die Situation weniger dramatisch.
Daneben ist die Entnahme von Eiern aus den Nestern zum menschlichen Verzehr ein bedeutender Faktor im Rückgang der Populationen.
Daneben spielt auch die Jagd auf erwachsene Tiere eine Rolle.
In jüngster Zeit sind an den Küsten Südenglands und Nord-West- Frankreichs vereinzelte Fossilien (bisher lediglich 3) einer eventuell bisher unbekannten Art oder Unterart der Lederschildkröte gefunden worden.
Diese Palagra-Schildkröte scheint zwar etwas länger (bis 2,50 m), dafür aber wohl zierlicher und auch leichter als die heute noch lebende Lederschildkröte gewesen zu sein. Der verkürzte, schmale Rückenschild und die im Vergleich recht langen Flossen könnten dieses Tier zu einem - für Schildkröten - schnellen und wendigen Schwimmer gemacht haben.
Die gefundenen Exemplare sind zwischen 80.000 und gut 20.000 Jahren alt, demnach hätte diese Schildkröte einen für wechselwarme Tiere eher ungewöhnlichen Lebensraum gehabt, nahe der Vereisungsgrenze während der letzten Eiszeit.
Insgesamt sind die bisherigen Erkenntnisse aber noch zu frisch und lückenhaft um eine abschließende Beurteilung und Klassifizierung zu ermöglichen.
Beschreibung
Vorkommen
Verhalten
Gefährdungsstatus
Paläontologische Anmerkung