Georges-Louis Leclerc de Buffon
Georges Louis Leclerc, comte de Buffon (* 7. September 1707 in Montbard (bei Dijon); † 16. April 1788 in Paris) war ein französischer Naturforscher.Der aus einer wohlhabenden Familie stammende Buffon studierte zunächst Rechtswissenschaften und Medizin. Auf einer Bildungsreise durch Frankreich und Italien (um 1728) erhielt er erste Anregungen zu naturhistorischen Forschungen, woraufhin er sich dem Studium der Mathematik, Physik und Botanik in London widmete. Dort wurde er durch Schriften von Isaac Newton beeinflusst, die er nach seiner Rückkehr nach Frankreich ins Französische übersetzte. Als Privatgelehrter in Paris (etwa ab 1730) beschäftigte sich Buffon zunächst vorrangig mit Physik und Wahrscheinlichkeitsrechnung (Buffonsches Nadelproblem), wandte sich dann aber ganz der Naturgeschichte zu. Er wurde 1739 Direktor des Königlichen Botanischen Gartens Jardin des Plantes in Paris.
Durch die Herausgabe einer umfangreichen Naturgeschichte verschaffte sich Buffon große wissenschaftliche Anerkennung und Popularität. Er wurde Mitglied zahlreicher Akademien, unter anderem 1733 der Academie des sciences und 1753 auch der Academie francaise. Das naturwissenschaftliche Werk Buffons basiert auf den Methoden von Beobachtung und Experiment. Er versuchte, die Entstehung der Lebewesen durch Urzeugung aus kleinsten Teilchen und ihre Entwicklung als Folge klimatischer Änderungen zu erklären, und setzte dem hierarchischen System Carl von Linnés die Idee einer evolutiven Stufenleiter entgegen. Seine Theorie stützte Buffon durch vergleichend-anatomische Studien. So erklärte er nutzlose Körperteile durch die Rückbildung ehemals nützlicher Teile eines Vorfahren. Buffon vertrat die Ansicht, dass alle Mitglieder einer Familie von Arten vom gleichen Vorfahren abstammen, von dem ausgehend sich einige vervollkommnet, andere jedoch zurückgebildet haben. Buffon sah zum Beispiel in einem Affen einen unvollständigen oder rückgebildeten Menschen.
Buffons Stufenleiteridee hatte einen sehr großen Einfluss auf die Naturwissenschaft seiner Zeit und wirkte bis ins 19. Jahrhundert hinein. Von großer Bedeutung ist dabei auch, dass Buffon für die stufenweise Entwicklung der Lebewesen lange Zeiträume annahm. Er teilte die Entwicklung der Erde in sieben Epochen ein. Ausgehend von der Entstehung der Erde (durch Zusammenstoß eines Kometen mit der Sonne) über die Entwicklung des Lebens im Meer bis zum heutigen Zustand gab Buffon das Alter der Erde mit 75.000 Jahren an. Damit wagte er es als erster, die aufgrund biblischer Angaben berechnete Grenze von 6000 Jahren zu überschreiten. Buffon versuchte, dem durch solche Thesen hervorgerufenen Widerstand durch Abänderung besonders umstrittener Ansichten zu entgehen. Seine Theorien sowie methodische Angaben zur Naturforschung erläuterte Buffon ausführlich in den ersten drei Bänden seines in Zusammenarbeit mit Louis Jean-Mane Daubenton (1716 bis 1800) verfassten umfangreichen Werkes zur Naturgeschichte Histuire naturelle générale et particuliére. Den Hauptteil dieses 44bändigen, in viele Sprachen übersetzten Werkes bilden spezielle Artbeschreibungen. Hierin wurde erstmalig auch die Skelettanatomie der Tiere dargestellt. Dies wurde später zu einer in der vergleichenden Anatomie sehr wichtigen Methode.