Das Silmarillion
Das Silmarillion ist eine Sammlung von unvollendeten Werken J. R. R. Tolkiens, die nach seinem Tod, aber auf seinen ausdrücklichen Wunsch, von seinem Sohn Christopher in überarbeiteter und vervollständigter Form veröffentlicht wurde. Es besteht aus folgenden fünf Teilen:- Ainulindalë: die Erschaffung von Ea, dem Universum Tolkiens.
- Valaquenta: eine kurze Beschreibung der übernatürlichen Wesen Valar und Maiar
- Quenta Silmarillion: die -- den weitaus größten Teil des Werkes ausmachende -- Chronik der Ereignisse vor und während des Ersten Zeitalters.
- Akallabêth: die Geschichte des Zweiten Zeitalters.
- Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter: ein sehr kurzer historischer Essay, der sich mit der Vorgeschichte der im Herrn der Ringe beschriebenen Ereignisse befasst.
Das Silmarillion ist ein sehr komplexes Werk, das Anleihen aus einem breit gefächerten Spektrum von Mythen und Märchen aus ganz Europa macht, ohne aber einer einzelnen davon besonders eng zu folgen. Beispielsweise ist der Titel Eru Ilúvatar (Einer der Vater von Allen ist) klar der Nordischen Mythologie entlehnt; der Charakter selber hingegen ähnelt eher dem biblischen Gott, selbst der Stil in dem die Ainulindalë erzählt werden ist biblisch; die Geschichte Túrin Turambars ähnelt einem Motiv aus der finnischen Kalevala; und Númenor erinnert offensichtlich an Atlantis -- in der Tat war einer der Namen den Tolkien diesem Land gab Atalantë, obgleich er dies als eine Abart des Namens in elbischer Sprache erklärte. Zudem findet sich eine Anspielung auf die Artus-Sage und die mystische Welt von Avalon. Frühe Versionen verknüpften die Geschichte des Silmarillions mit der realen Geschichte Englands in der Spätantike und im frühen Mittelalter, in der veröffentlichten Fassung wurde dies jedoch aufgegeben.
Realhistorisch gesehen gehen die ersten Entwürfe von Geschichten des Silmarillions bis 1917 zurück, als Tolkien nach der Schlacht an der Somme, wo er als Melder gekämpft hatte, mit Schützengrabenfieber im Feldlazarett lag. Diese frühen Entwürfe waren noch klar vom Kriegserlebnis geprägt und boten teilweise Science-Fiction-artige Elemente, die jedoch später gestrichen wurden. Er versuchte während der 20er Jahre einige dieser Geschichten zu veröffentlichen, wurde aber von den meisten Editorenen eher mit Mißtrauen beachtet -- zu jener Zeit waren Märchen für ein erwachsenes Publikum ein eher ungewöhnliches Konzept. Nachdem er 1937 Der kleine Hobbit veröffentlicht hatte, unternahm er einen zweiten Versuch, auch jetzt wurde Das Silmarillion jedoch für zu kompliziert befunden. Tolkien wurde statt dessen gebeten eine einfache Fortsetzung zum Hobbit zu schreiben, welche sich schließlich zum Herrn der Ringe entwickelte.
Tolkien selber gab allerdings diese Geschichten nie auf, möglicherweise sah er in ihnen den Kern seiner literarischen Welt Mittelerde, von der die späteren Geschehnisse (Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe) nur noch die Nachbeben darstellen. Tolkien war allerdings hauptberuflich Universitätsprofessor, und mit zunehmendem Alter fiel es ihm immer schwerer, wie bisher weit in die Nacht hinein an seinem "Hobby" der Schriftstellerei zu arbeiten. Die letzten Entwürfe für Geschichten des Silmarillions schrieb Tolkien 1973 kurz vor seinem Tod. Mehrere Jahre arbeitete Christopher Tolkien daran, die Entwürfe seines Vaters, welche aus sehr verschiedenen Zeiten stammten und teilweise bloße Skizzen waren, zu entziffern und zu verbinden. An einigen späteren Teilen des "Quenta Silmarillion", die am unvollständigsten waren, arbeitete er zusammen mit dem Fantasy-Autor Guy Gavriel Kay um eine Erzählung aus wenigen vorgegebenen Gedanken praktisch von Grund auf zu erfinden. Das chronologisch, inhaltlich und stilistisch relativ konsistente Endergebnis wurde 1977 veröffentlicht und erschien bald danach auch auf Deutsch; die Übersetzung besorgte Wolfgang Krege.
Derzeit ist Das Silmarillion in verschiedenen Editionen erhältlich, z.B. die 1990 veröffentlichte englische Version von Ballantine Books (ISBN 0345325818) oder die 2001 aufgelegte deutsche Edition von Klett-Cotta (ISBN 3608932453).
Während der 1980er und 1990er Jahre veröffentlichte Christopher Tolkien fast alle nicht wissenschaftlichen Werke seines Vaters in der 12-bändigen Serie History of Middle-earth (Die Geschichte von Mittelerde, nur die ersten beiden Bände sind auf Deutsch erschienen). Zusätzlich zu den Quellen und frühen Entwürfen einiger Teile des Herr der Ringe enthalten diese Bücher mehr Originalmaterial zum Silmarillion und weichen in vielen Teilen von ihm ab. Diese Bücher zeigen auch, dass Tolkien manche Teile der Geschichte des Silmarillions stärker als andere ausgearbeitet hatte. Die Kapitel mit den meisten und interessantesten Details sind u.a.:
- Die Erzählung von Beren und Lúthien (Lay of Leithian)
- Die Erzählung von Túrin Turambar und Nienor Níniel (Tale of the Children of Húrin; auf elbisch: Narn i Hîn Húrin)
- Der Fall Gondolins
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