Kalevala
Die Kalevala ist das von Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert aus zahlreichen volksnahen Quellen zusammengestellte finnische Nationalepos. Sie gilt als eines der bedeutendsten literarischen Werke in finnischer Sprache und hat weit über den finnischen Kulturkreis hinaus gewirkt. Der Name leitet sich von dem Urvater der besungenen Helden, Kaleva, ab und bedeutet wörtlich "Land Kalevas". Der Standardtext der Kalevala besteht aus 22.795 Versen, die in fünfzig Runen genannte Gesänge eingeteilt werden können.
Table of contents |
2 Werkgeschichte 3 Auswirkungen 4 Kritik 5 Literatur 6 Weblinks |
Inhaltsangabe
In der Kalevala ist ein breites Spektrum finnischer Mythen niedergelegt, dass von der Erschaffung der Welt bis zur Christianisierung des Landes reicht. Neben Heldengeschichten enthält sie Abhandlungen zu Zaubersprüchen, aber auch zu praktischen Fragen, wie beispielsweise dem Bierbrauen. Von anderen Sagenzyklen unterscheidet sich die Kalevala durch ihre auf das gemeine Volk gerichtete Perspektive.
Unter den Hauptcharakteren sind Väinämöinen, ein schamanischer Sänger, der Schmied Ilmarinen, Schöpfer des Himmelszeltes und Urheber der Zaubermühle Sampo, Joukahainen, der nach einem verlorenen Sangeswettstreit Väinämöinen seine Schwester Aino als Frau verspricht, der hübsche, aber leichtsinnige Lemminkäinen, von seiner Mutter aus dem Fluss des Todes zurück ins Leben erweckt, und die tragische Figur des gebürtigen Sklaven Kullervo, der unwissend seine eigene Schwester verführt, zum Berserker wird und sich am Ende in sein williges Schwert stürzt.
Im Konflikt mit Louhi, Herrscherin des im Norden gelegenen Landes Pohjola, das sich mit Lappland identifizieren lässt, zerbricht das Wunderwerk des Sampo, wodurch aber Meer und Boden fruchtbar werden.
Der Zyklus endet damit, dass der zum alten, weisen Herrscher gewordene Väinämöinen von einem von der Jungfrau Marjatta geborenen Kinde abgelöst wird, das zum künftigen König auserwählt ist, das Christentum zieht in Finnland ein.
Die Kalevala geht auf die Initiative des finnischen Arztes Elias Lönnrot zurück. Seine Leidenschaft für die wörtlich tradierten alten Lieder Finnlands, die Runen, führten ihn auf zahlreiche Reisen, hauptsächlich nach Karelien, auf denen er sein Quellenmaterial gewann. Lönnrot war davon überzeugt, dass die vielen Einzellieder, die er vorfand, einst einen zusammenhängenden Mythenstoff bildeten, so dass er diese durch von ihm hinzugefügten verbindenden Text zu einem Ganzen zusammenfügte. Man kann historisch die aus zweiunddreißig Liedern bestehende und 1835-1836 veröffentlichte Alte Kalevala und die durch zahlreiches Material ergänzte und aus fünfzig Gesängen bestehende Neue Kalevala, die im Jahre 1849 veröffentlicht wurde, unterscheiden. Letztere gilt heute als Standardtext.
Viele der Einzelgesänge der Kalevala greifen Themen auf, die auch aus anderen Kulturräumen bekannt sind. Die Geschichte des von seiner Mutter aus dem Fluss des Todes zurück ins Leben erweckten Lemminkäinen zeigt z. B. starke Parallelen zum ägyptischen Osiris-Mythos.
Die Kalevala hat die finnische Kultur in nicht zu unterschätzender Weise geprägt und wurde zur Inspiration für Dichter (Paavo Haavikko), Maler (Akseli Gallen-Kallela) und Komponisten (Jean Sibelius). Die Firma Kalevala Koru, einer der bekanntesten Schmuckhersteller Finnlands, verdankt Namen und Existenz dem Epos; mit dem Erlös eines Vereines der "Kalevala-Frauen", aus dem der Schmuckhersteller hervorging, sollte ein Denkmal für die in der Kalevala erwähnten Frauen finanziert werden.
Aber auch außerhalb Finnlands hat sie inspirierend gewirkt: der amerikanische Dichter Henry Wadsworth Longfellow nahm sie zum Vorbild für seinen Song of Hiawatha, und auch J. R. R. Tolkien hat beim Schreiben des Silmarillions massiv auf sie zurückgegriffen. Seine erfundene Elbensprache Quenya basiert auf der Lautgestalt des Finnischen, das Tolkien extra gelernt hatte, um die Kalevala im Original lesen zu können. Seine Sage von Túrin Turambar ist teilweise bis ins Detail an die Geschichte des tragischen Helden Kullervo angelehnt.
Auf politischer Ebene trug die Kalevala nicht unwesentlich zum erwachenden finnischen Nationalbewusstsein bei, das schließlich im Jahre 1917 zur finnischen Unabhängigkeit von Russland führte.
Obwohl die Kalevala heute zum Fundament der finnischen Literatur zählt, wird sie von manchen Philologen abschätzig beurteilt, da sie durch die zahlreichen von Lönnrot eingefügten Verbindungstexte als romantisches Kunstprodukt gesehen werden kann.
Werkgeschichte
Auswirkungen
Kritik
Literatur
Weblinks