Aromaten
Aromaten (aromatische Verbindungen) sind zyklische organische Verbindungen mit einer bestimmten elektronischen Struktur. Die physikalischen und chemischen Eigenschaften unterscheiden sich aufgrund dieser spezifischen Bindungsstruktur deutlich von den Aliphaten. Zur Unterscheidung zwischen Aromat und Aliphat dienen die Aromatizitätskriterien.
Table of contents |
2 Reaktionen von Aromaten 3 Einteilung der Aromaten 4 Weblinks |
Aromatizitätskriterien
Historische Definitionen
Diese Definition ist natürlich zu ungenau (da subjektiv) und veraltet (da bei Aromaten mit hohem Molekulargewicht oder stark polaren Substituenten kein Geruch wahrnehmbar ist).
- Aromaten sind mehrfach ungesättigte Verbindungen, die gegenüber der Addition an der Doppelbindung relativ reaktionsträge sind und die stattdessen relativ leicht direkt an einer Doppelbindung eine Substitution eingehen.
- Das Bindungssystem der Aromaten zeigt eine besondere Stabilität, die zum Beispiel durch den Vergleich der Hydrierungsenthalpie als Resonanzenergie bestimmt werden kann.
- Die Resonanzfrequenz der Wasserstoffatome im Kernresonanzexperiment ist charakteristisch (kleine oder gar negative delta-Werte, physikalische Eigenschaft!).
Definition der Aromaten
Notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzungen für einen Aromaten:- Ein zyklisches Molekül, d.h. es hat mindestens einen Ring, der in vielen Fällen ein Benzolring ist.
- Ein vollständig über den Ring konjugiertes Doppelbindungs-System.
Das sind entweder- mehrere Doppelbindungen, die bei Kohlenwasserstoffen jeweils durch genau eine Einfachbindung getrennt sind (Im Sonderfall der Arine kann auch eine Dreifachbindung auftreten.) oder
- eine oder mehrere Doppelbindungen, die durch positiv oder negativ geladene Kohlenstoffatome oder durch Heteroatome getrennt sind.
- alle Atome des Rings sind sp2-hybridisiert (Siehe auch: Orbital).
- Das Doppelbindungssystem ist planar; in Ausnahmefällen sind leichte Abweichungen von der Ebene gestattet.
- Die Zahl der delokalisierten Elektronen muss der Hückel-Regel genügen, d.h. im konjugierten Elektronensystem müssen 2 oder 6 oder 10 oder 14... Elektronen vorliegen:
Die Grundstruktur vieler aromatischer Verbindungen ist das Benzol C6H6. (Die Hückel-Regel ist hier mit n=1 erfüllt: Benzol besitzt 6 π-Elektronen.) Das Benzol wird daher als einer der einfachsten aromatischen Kohlenwasserstoffe angesehen - insbesondere da die besonderen Eigenschaften aromatischer Verbindungen am Benzol und dessen Derivaten entdeckt wurde. Benzol ist gegenüber einem hypothetischen (d.h. nicht herstellbaren) Cyclohexatrien mit lokalisierten Doppelbindungen stabiler und damit weniger reaktiv.
Da laut Hückel-Regel auch ein planares, zyklisch konjugiertes System mit 2π-Elektronen als Aromat gilt, sind auch Cyclopropenium-Salze Aromaten:
Dieses Molkül ist deutlich kleiner als das Benzol, da hier n = 0 ist, während beim Benzol n = 1 ist.
Reaktionen von Aromaten
Additionsreaktionen am Aromatenkern sind nur schwer zu erreichen. Überwiegend herrschen Substitutionsreaktionen vor, beispielsweise
Für die Zweitsubstitution am Aromaten gelten spezielle Regeln, die von den bereits vorhandenen Substituenden abhängig sind.
Einteilung der Aromaten
Kriterien
Es gibt eine gewaltige Zahl (mehrere Millionen sind bekannt) verschiedenster aromatischer Verbindungen. Sie können nach verschiedenen Kriterien in Gruppen eingeteilt werden:
- Wie alle chemische Verbindungen, bei denen zwischen organisch (enthält Kohlenstoffatome) und anorganisch unterschieden wird, können auch die Aromaten entsprechend in organisch und anorganisch unterteilt werden. Ein anorganischer Aromat ist beispielsweise das Borazol B3N3H6, das sich formal vom Benzol C6H6 ableiten lässt, indem man die Kohlenstoffatome abwechselnd durch Stickstoffatome oder Boratome ersetzt.
- Ringsysteme, die nur aus Kohlenstoffatomen bestehen, nennt man Carbocyclen. Benzol C6H6 und Naphthalin C10H8 gehören demnach zu den Carbocyclen. Heteroaromaten enthalten dagegen wie alle Heterocyclen im Ringsystem selbst andere Atome wie etwa Stickstoff, zum Beispiel im Aromaten Pyridin C5H5N. (Pyridin leitet sich formal vom Benzol ab, indem eine C-H -Atomgruppe durch N ersetzt wird.)
- Carbocyclische Aromaten (=mit Kohlenstoffatom-Aromatengerüst) können in (aromatische) Kohlenwasserstoffe und substituierte Aromaten unterteilt werden (entsprechend der Einteilung der organischen Verbindungen). Benzol C6H6 und Toluol C6H5-CH3 sind Kohlenwasserstoffe, Phenol C6H5-OH und Trinitrotoluol TNT C6H2(NO2)3(CH3) sind daraus durch Substitution abgeleitete Verbindungen.
- Es weitere Einteilung erfolgt nach der Zahl der aromatischen Zyklen: Die einfachste aromatische Verbindung, das Benzol besteht aus genau einem Ring. Naphthalin C10H8 ist ein Bicyclus, es enthält zwei aromatische Ringe.
- Aromaten mit mehreren Ringen können eingeteilt werden in solche, bei denen die Ringe gemeinsame Atome haben (kondensierte oder annelierte Ringe), wie im Naphthalin C10H8, oder solche, mit separaten (isolierten) Ringen, beispielsweise Biphenyl C6H5-C6H5.
- Eine weitere Einteilung kann nach der Zahl der Ringatome des aromatischen Systems erfolgen. Typisch sind sechs Ringatome, etwa beim Benzol C6H6. Um einen geschlossenen Ring zu bilden, sind mindestens drei Atome nötig, und dementsprechend existieren Aromaten mit drei, vier, fünf - etwa beim C5H5- Cyclopentadien-Anion, sieben oder mehr Atomen.
- Nach der Ladung des aromatischen Systems, zum Beispiel ist das Cyclopentadien-Anion einfach negativ geladen.
Beispiele aromatischer Verbindungen
Kohlenwasserstoffe
Kohlenwasserstoffe mit genau einem Benzolkern
Kohlenwasserstoffe mit mehreren Ringen
Vom Benzol durch Substitution abgeleitete Derivate
Heteroaromaten
Weblinks