Almoraviden
Almoraviden (Arabisch Grenzkämpfer), Berberdynastie in Marokko, Algerien und Andalusien (1046 - 1147)Herrscher:
- Yahya ibn Umar (1046 – 1056)
- Abu Bakr ibn Umar (1056 – 1087)
- Yusuf ibn Taschfin (1072 – 1106)
- Ali ibn Yusuf (1106 – 1143)
- Taschfin ibn Ali (1143 – 1145)
- Ibrahim ibn Taschfin (1145)
- Ishaq ibn Taschfin (1145 – 1147)
Mit dem Tod Ibn Yasin verlor die Bewegung der Almoraviden ihren geistigen Führer, womit das weltliche Emirat in den Vordergrund trat. 1070 gründete Abu Bakr ibn Umar Marrakesch im südlichen Marokko als Hauptstadt des Reiches. Abu Bakr wurde 1072 von seinem Stellvertreter und Vetter Yusuf ibn Taschfin entmachtet, weshalb er sich in die Sahara zurückzog um bis zu seinem Tod 1087 gegen heidnische Stämme zu kämpfen.
Yusuf ibn Taschfin (1061 – 1106) organisierte das Reich vor allem mit der Unterstützung der Religions- und Rechtsgelehrten. Mit ihm eroberten die Almoraviden in Nordmarokko (1075) die Reiche der Magrawa und Salihiden sowie das westliche Algerien von den Hammadiden (1082). Schon 1086 kam es auf Ersuchen der muslimischen Fürsten von Andalusien zu einem Feldzug nach Europa. Bei diesem Vorstoß wurde Kastilien unter Alfons VI bei Zallaca vernichtend geschlagen. In der Folgezeit (bis 1092) setzten die Almoraviden durch die Annexion der Taifa-Königreiche ihre Herrschaft in Andalusien durch. Nur Valencia unter El Cid und Saragossa unter den Hudiden konnten ihre Selbständigkeit zunächst behaupten. Die Durchsetzung des puritanischen Islam der Almoraviden in der städtischen andalusischen Kultur führte zu erheblichen Widerständen. Dennoch bestand ein erheblicher kultureller Einfluss Andalusiens auf Marokko.
Ali ibn Yusuf (1106 – 1143) konnte auch Valencia und Saragossa in Andalusien sowie die Balearen unterwerfen. Allerdings ging Saragossa schon 1118 an Aragon verloren und im südlichen Marokko begann sich die militante Bewegung der Almohaden zu verbreiten.
Nach dem Tod Ali ibn Yusuf begann der schnelle Niedergang des Reichs. Schon unter den ersten beiden Herrschern hatten die Statthalter der einzelnen Provinzen eine erhebliche Autonomie gegenüber der Zentrale in Marrakesch. Nach 1143 konnten sich die Almoraviden in Marrakesch immer schwerer gegen die Statthalter durchsetzen. Nach Aufständen der Muriden unter Ibn Qasi und Ibn al-Mundir mussten sich die Almoraviden aus Andalusien zurückziehen, was den Aufstieg von Ibn Mardanisch begünstigte. In Andalusien wurden nur Sevilla, Granada und die Balearen behauptet. Auch Marokko musste gegen die erstarkten Almohaden verteidigt werden. Mit der Erstürmung Marrakesch durch die Almohaden (1147) und dem Tod des letzten Almoraviden Ishaq endet die Dynastie.
Die Bedeutung der Almoraviden liegt vor allem in der Bekämpfung islamischer Häresien und der Sicherung der konfessionellen Einheit Marokkos auf Grund der Rechtsschule der Malikiten.
Literatur:
- Geschichte der Arabischen Welt, Ulrich Haarmann, C.H. Beck München, 2001
- Lexikon der Arabischen Welt, Artemis Verlag, Stephan und Nandy Ronart, 1972