Taifa-Königreich
Taifa-Reiche ist eine Bezeichnung für die muslimischen Kleinkönigreiche in Andalusien (Südspanien) nach dem Zerfall des Kalifat von Córdoba.Mit dem Sturz des Kalifen Hischam II begann nach 1009 der schnelle Niedergang des Kalifat von Cordoba. Im Verlauf der Kämpfe zwischen den Berbertruppen und der arabischen Aristokratie lösten sich die Provinzen unter neuen Dynastien zunehmend vom Reich. Es bildeten sich 20 Taifa-Königreiche (arab. taifa: Partei)
Die bedeutendsten Herrschaften hatten die Hudiden in Zaragoza, die Abbadiden in Sevilla, die Aftasiden in Badajoz, die Dhun-Nuniden in Toledo, die Hammudiden in Málaga, die Djahwaniden von Córdoba und die Ziriden von Granada inne. Die Amiriden (die Nachkommen Almansors) beherrschten die Ostküste Spaniens zwischen Almería und Valencia.
Auch wenn die Fürstentümer und kleinen Königreiche in Andalusien politisch keine große Bedeutung hatte, führte die Konkurrenz unter den Herrschern doch zu einem großen kulturellen Aufschwung, vor allem im Bereich von Poesie, Kunst und Wissenschaft. So lebten in dieser Zeit die bedeutenden Historiker al-Bakri († 1094) in Cordoba, al-Udri aus Granada (*1002; †1085) oder Ibn Hayyan (*987; †1076). Ibn Sida aus Murcia (*1007; †1066) verfasste zwei große Wörterbücher als arabisches Nationallexikon und wurde dabei von Mudschahid von Denia gefördert. Bei den Medizinern wurde Abu l-Qasim (Abulcasis) az-Zahrawi († 1010) mit seinem Buch Kitab at-Tasrif berühmt, dass im 12. Jahrhundert auch von Gerhard von Cremona ins Lateinische übersetzt wurde. Unter den Astronomen ist Ibn az-Zarqala von Toledo († 1000) erwähnenswert, der unter dem Namen Azarquiel auch im restlichen Europa bekannt war. Von den bedeutenden andalusischen Universalgelehrten dieser Zeit ist vor allem Ibn Hazm zu nennen.
Zwar stiegen die Abbadiden von Sevilla bald zum mächtigsten muslimischen Reich in Spanien auf, doch mussten auch sie 1064 die Oberhoheit von Kastilien anerkennen und Tribute zahlen. Als Kastilien unter Alfons VI. 1085 Toledo eroberte, mussten sich die Kleinkönige um Hilfe an die Almoraviden in Marokko wenden. Diese landeten in Andalusien und besiegten die Kastilier in der Schlacht bei Zallaqa in der Nähe von Badajoz. Allerdings begannen die Almoraviden 1090 mit der Unterwerfung der Taifa-Reiche in Andalusien, die 1110 mit der Eroberung von Zaragoza abgeschlossen wurde.
Nach dem Zerfall des Almoravidenreiches im 12. Jahrhundert gelang es Ibn Mardanisch zeitweise um Valencia ein eigenständiges Reich zu errichten, dass allerdings bald von den Almohaden unterworfen wurde. Erst mit dem Niedergang des Almohadenreiches konnten mit Ibn Hud und den Nasriden andalusische Muslime wieder an die Herrschaft in Andalusien erringen und bis zur entgültigen Vertreibung der Muslime aus Spanien am Ende des 15. Jahrhundert behaupten.
Literatur