Willibrord
Willibrord (* ca. 658; † 739), angelsächsischer Missionar, Gründer des Klosters Echternach, Heiliger, Todestag: 7. November, Translation: 19. OktoberWillibrord († 739), der Apostel der Friesen, war zusammen mit elf Gefährten - unter ihnen Suitbert - im Jahr 690 nach Friesland gelangt. Gestützt auf den Hausmeier Pippin (680/687-714) konnte Willibrord zunächst in der fränkisch beherrschten Fresia citerior, dem diesseitigen Friesland bis zum Lek und südlich davon, missionieren.
Kirchlicher Hauptstützpunkt war wohl Antwerpen mit der vom aquitanischen Missionsbischof Amandus errichteten Peter- und Paulkirche. Mit seinen 690 gegen den Friesenherzog (-könig) Radbod (685-714) durchgeführten Eroberungen knüpfte der (seit 687 gesamt-) fränkische Hausmeier Pippin an die Merowingerkönige Chilperich I (561-584) und Dagobert I (623/629-639) an, die ebenfalls dieses Gebiet beherrscht hatten, wobei Dagobert vielleicht im castrum Traiectum (Utrecht) noch eine Martinskirche für eine damals kaum durchgreifende Friesenmission errichten konnte.
In der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts bildete wohl die in Ost-West-Richtung verlaufende Maas die fränkisch-friesische Grenze. Die Eroberungen Pippins von 690 führten indes noch nicht zu einer (Wieder-) Inbesitznahme Utrechts. Dies ermöglichte erst ein zweiter Friesenfeldzug des Karolingers im Jahr 695, der vielleicht durch Spannungen zwischen frankophilen Gruppen des friesischen Adels (Wursing) und Radbod verursacht wurde und in der Schlacht bei Dorestad gipfelte. Von nun an war Friesland vielleicht bis zur Vlie fränkisch, wie nicht zuletzt das Wirken des Willibrords-Helfers Adalbert in Egmond und die alte Grenzfunktion des Vlie beweist. Und zwischen Pippin und Radbod herrschte in der Folgezeit zumindest partielles Einvernehmen, das die Rückkehr christlich-friesischer Emigranten ermöglichte.
Nun war auch der Weg für Willibrord frei. Im November 695 hielt sich der Missionar zum zweiten Mal (nach 692) in Rom auf und wurde dort von Papst Sergius I (687-701) zum Erzbischof in gentem Frisonem geweiht - gemäß dem römisch-universalmissionarischen Ansatz einer Bekehrung des gesamten friesischen Volks. Der (Metropolitan-) Bischofssitz der solcherart begründeten, der römischen Kirche unterstellten friesischen Kirchenprovinz war zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon und sicher im Einvernehmen mit Pippin als Utrecht bestimmt. Auf jeden Fall hat Willibrord kurz nach 695/696 den Ort als Zentrum der neuen friesischen Kirchenorganisation zugewiesen bekommen.
Von hier aus entwickelten sich die kirchlichen Strukturen und das Christentum weiter unter dem Schutz der fränkischen Herrschaft (Ansiedlung von homines Franci) und unter Einbeziehung der gesellschaftlichen Eliten, während außerhalb des Machtbereichs des Hausmeiers das heidnische Friesland eines Radbod weiterhin Bestand hatte.
Die Mission Willibrords wurde durch den Tod Pippins im Jahr 714 jäh unterbrochen. Damals gelang es Radbod unter Ausnutzung der innerfränkischen Wirren, große Teile des fränkisch beherrschten Frieslands zurückzuerobern. Erst als sich - gegen den Widerstand der Plektrud – Karl Martell (714-741) als Hausmeier und princeps durchsetzen konnte, gelang die Wiedereroberung des ehemals fränkischen Frieslands im Feldzug von 722, dem 733 und 734 weitere Friesenzüge und die Ausdehnung der fränkischen Herrschaft bis hin zur Lauwers folgten. Die Möglichkeiten zur Missionierung waren also wieder gegeben, Mission und Christianisierung konnten nach den Jahren der Unterbrechung durch Willibrord und - verstärkt - durch seine Helfer wiederaufgenommen werden.
Willibrord verbrachte indes immer mehr Zeit in seinem Kloster Echternach, das er 697/698 gegründet hatte und dem er umfangreichen Besitz - in Friesland, Thüringen und anderswo - zuwies und wo er auch in der Nacht vom 6. zum 7. November 739 verstarb. Im Chorraum seiner Klosterkirche wurde der Missionar - gemäß seinem Testament von 726 - begraben und alsbald in Echternach als Heiliger verehrt.
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