Teplitz
Teplice (deutsch Teplitz - Schönau, früher auch Töplitz), ist eine Bezirksstadt mit 51500 Einwohnern in der nordtschechischen Region Ústí, Tschechien.Teplitz liegt in 230m Höhe über dem Meeresspiegel an der E55, am südlichen Fuß des Erzgebirges, nördlich vom Böhmischen Mittelgebirge im nordböhmischen Becken. Von Teplice führen Eisenbahnstrecken nach Chomutov, Ústí nad Labem, Děčín, Duchcov und Most. Im 20. Jahrhundert gab es größere Probleme mit Umwelt- und Luftverschmutzung durch die Industrialisierung der Gegend und den geologischen Gegebenheiten (Lage in einem Becken, besonders der steile Südhang des Erzgebirges). Eine zweifelhafte Berühmtheit erlangte Teplice in den 90er Jahren, als einige Privatsender über die Prostitution an der Fernstraße E55 berichteten. Teplitz hat einen O-Bus-Betrieb. Von Teplitz führt ein Sessellift zum Mückentürmchen (Komáří Vížka) auf dem Erzgebirgskamm.
Von alters her war Teplitz ein berühmter Kurort im nördlichen Böhmen, in dem reizenden, zwischen dem Erzgebirge und dem böhmischen Mittelgebirge sich ausbreitenden Bielataltal gelegen, Station der Eisenbahnen Aussig-Teplitz-Komotau und Dux-Bodenbach, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, Hauptzoll- und Revierbergamteses, hat ein Schloss des Fürsten Clary mit schönem Park, eine Dechanteikirche, eine evang. Kirche (1862 erbaut), einen israelitischen Tempel (1882), ein Realgymnasium, eine Handelsschule, eine Fachzeichenschule für Keramik, ein schönes Stadttheater (seit 1874), einen Gewerbeverein, eine Sparkasse (Einlagen 5 Mill. Gulden), eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, ein österreichisches, ein sächsisches und preußisches Militärbadeinstitut, 3 Spitäler und (1880) 14,841, mit dem angrenzenden Badeort Schönau (Šenov) 16,750 Einw.
In neuerer Zeit hat sich die Stadt, begünstigt durch die in der Umgegend befindlichen reichen Braunkohlenlager (1887 wurden im Revierbergamtsbezirk Teplitz 23,9 Mill. metr. Ztr. Kohlen gefördert), zu einem bedeutenden Industrie- und Handelsplatz emporgeschwungen. Es bestehen hier insbesondere Fabriken für Wirkwaren, Knöpfe, Baumwoll- und Gummiwaren, chemische Produkte, Glas, Siderolit, Töpferwaren, Spiritus, Mehl, Bretter, Möbel, ein Walzwerk mit Bessemerhütte, eine Maschinenbauwerkstatt und eine Gasanstalt.
Die gegenwärtig benutzten Heilquellen von Teplitz-Schönau (die Stadtbadquellen, nämlich die Urquelle und die Frauenbadquelle, 48° C., die Steinbadquelle 34,6°, die Stephansquelle 36,75, die Sandbadquelle 32,5° und die Wiesenquelle 32,7° in Teplitz, die Schlangenbadquelle 39° und die Neubadquelle 44,75° C. in Schönau) führen meist alkalisch-salinisches Wasser, mit nur geringen festen Bestandteilen, vorzugsweise kohlensaurem Natron, vermischt. 10,000 Volumteile der Urquelle enthalten 1110 Teile halb gebundene, 34 wirklich freie Kohlensäure, 51 Stickstoff, 18 Sauerstoff, 4,144 kohlensaures Natron, 0,630 Chlornatrium, 0,018 phosphorsaures Natron, 0,228 schwefelsaures Kali, 0,175 Teile Kieselsäure etc. Das Wasser ist farblos und hat einen matten Geschmack. Die Quellen werden fast ausschließlich zum Baden gebraucht und zwar vorzugsweise gegen chronischen Rheumatismus, Gicht, Lähmungen, bei skrofulösen Anschwellungen und Geschwüren, Neuralgien, beginnenden Rückenmarksleiden, namentlich aber bei den Nachkrankheiten aus Schuss- und Hiebwunden, nach Knochenbrüchen ("Bad der Krieger"). Die Urquelle dient auch zur Trinkkur. Von den Quellen werden 10 Badehäuser gespeist. Die Frequenz von Teplitz-Schönau belief sich 1887 auf 7351 Kurgäste nebst 19,224 Passanten. Der Badegesellschaft dienen als Versammlungs- und Vergnügungsorte: der in der Mitte der Stadt gelegene Kurgarten, in welchem sich das neue Stadttheater, die Trinkhallen, der Kursalon und das palastartige Kaiserbad befinden; der Garten und Park des fürstlich Claryschen Schlosses; die 264 m hohe Königshöhe mit dem Schießhaus, der Schlackenburg und dem Denkmal König Friedrich Wilhelms III; das Belvedere; der Seumepark mit dem Grabmal Johann Gottfried Seumes (gest. 1810); der Kaiserpark; die Payer-und Humboldtanlagen; der 392 m hohe Schlossberg mit Schlossruinen; der Turner und Propstauer Park etc. In der Nähe Eichwald (Dúbi), inmitten prächtiger Waldungen, in neuerer Zeit als Sommeraufenthalt und klimatischer Kurort vielbesucht, mit Kaltwasserheilanstalt, Porzellan- und Siderolithfabrik.
Die Quellen von Teplitz sollen der Sage nach 762 entdeckt worden sein, waren aber zweifellos viel früher bekannt. Urkundlich wird der Stadt erst im 12., der Bäder im 16. Jahrh. gedacht. Um 1630 gehörten Stadt und Schloss dem Herrn v. Kinsky, der in Wallensteins Sturz verwickelt ward. Darauf belieh der Kaiser Ferdinand II den Generalfeldmarschall Grafen von Aldringen damit, und als 1634 der Mannesstamm dieses Geschlechts erlosch, kamen Stadt und Schloss an die Clarys. Im September und Oktober 1813 war Teplitz das Hauptquartier der drei alliierten Monarchen. Im September 1835 hatten die Monarchen von Österreich, Russland und Preußen, im Herbst 1849 der Kaiser von Österreich, die Könige von Preußen und Sachsen und 25. Juli 1860 der Kaiser von Österreich und der Prinz-Regent von Preußen eine Zusammenkunft in Teplitz 1862 wurde das 1100jährige Jubelfest der Thermen gefeiert und dabei ein Denkmal enthüllt. Durch eine Katastrophe in den benachbarten Kohlenwerken von Ossegg (10. Februar 1879), welche das Thermalwasser dorthin abführte, war die Fortexistenz von Teplitz als Badeort in Frage gestellt. Doch wurde das Verhängnis glücklich abgewendet und die Quellen in kurzer Zeit (3. März) an ihren alten Austrittsöffnungen wieder zu Tage gefördert.
[Dieser Artikel basiert hauptsächlich auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888.]
Ortsteile
Literatur
Vgl. Friedenthal, Der Kurort Teplitz-Schönau, topographisch und medizinisch
dargestellt (Wien 1877); Herold, Studien über die Bäder zu Teplitz (das.
1886); Delhaes, Der Badeort Teplitz-Schönau (3. Aufl., Prag 1886); Lustig,
Karlsbad und Teplitz, balneo-therapeutisch (2. Aufl., Wien 1886); Hallwich,
Teplitz, eine deutschböhmische Stadtgeschichte (Leipz. 1886).
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