Schwitzen
Als Schwitzen wird im engeren Sinn die sichtbare Absonderung von Schweiß auf der Haut verstanden. Prinzipiell handelt es sich um einen Vorgang zum Senken der Körpertemperatur durch Verdunstungskälte, die beim Verdunsten von Schweiß entsteht.Der menschliche Körper besitzt an die 2-4 Millionen Schweißdrüsen, deren Rolle es ist, den Körper abzukühlen, wenn dieser durch innere oder äußere Einflüsse zu großer Hitze ausgesetzt ist.
Bei körperlicher Arbeit schwitzt der Mensch über 4000 cm² und in den Tropen sogar zwischen 10.000 und 15.000 cm².
Schwitzen ist ein effektiver Mechanismus, um überschüssige Wärme abzugeben: Die Verdunstungswärme von Wasser beträgt 2400 kJ/Liter. Schweiß kann in einer Menge von 500ml pro Stunde und m² Körperoberfläche (KO) produziert werden, d.h. dass die Verdunstung dieser Schweißmenge eine Wärmeabgabe von 333 W/m² KO bedingt - abtropfender Schweiß wird bezüglich Wärmeregulation umsonst vergossen.
Schweiß kann allerdings nur verdunsten, wenn der Wasserdampfdruck der Luft geringer ist als der an der Hautoberfläche. Die Differenz der Wasserdampf-Partialdrücke von 1 kPa bewirkt eine Wärmeabgabe von 58 W/m² KO bei Windstille. Je mehr Wind bläst, umso mehr Wärme kann abgeführt werden. Von der Außentemparatur ist die Wärmeabgabe mittels Schwitzen unabhängig!
Als Perspiratio invisibilis wird jene Form der Wasserabgabe bezeichnet, die mit freiem Auge für gewöhnlich nicht sichtbar ist: Die vom Wasserdampf gesättigte Atemluft und die unsichtbare Verdunstung über die Schweißdrüsen der Haut führen so zu einem täglichen Wasserverlust von 400 bis zu 1000 ml Wasser und damit zu einer Wärmeabgabe, die ca. 20% der täglich produzierten Körperwärme in Ruhe entspricht.
Während der Flüssigkeitsverlust über die Atemluft ein unvermeidbares physikalisches Phänomen darstellt, dient die unsichtbare Schweißproduktion der Hydrierung der Haut und der Produktion des schützenden Säuremantels.
In der Sauna lassen sich die geschilderten Vorgänge am besten beobachten: Typischerweise wird in der Sauna eine Umgebungstemperatur von ca 80°C eingestellt. Dabei ist die relative Luftfeuchtigkeit niedrig und der gebildete Schweiß verdunstet schnell. Wenn mit einem Aufguss die Luftfeuchtigkeit jedoch plötzlich steigt, übersteigt der Wasserdampfdruck der Luft jenen, der durch Schweißbildung auf der Haut eingestellt werden kann. Es bilden sich Schweißtropfen. Da nun alle Möglichkeiten der Wärmeabgabe unmöglich sind - die Wärmeregulation über Konvektion und Wärmestrahlung war aufgrund der hohen Umgebungstemperatur vorher schon ausgeschlossen und tatsächlich war die Wärmeaufnahme durch Strahlung ohnehin größer als die strahlungsbedingte Wärmeabgabe - steigt die Körpertemperatur rasch auf 39°C.
Da die Hautdurchblutung unter diesen Bedingungen auf ca. 5 Liter pro Minute ansteigt, verdoppelt sich das Herzzeitvolumen und der Puls steigt dementsprechend. Wird die empfohlene Dauer eines Saunagangs nicht überschritten, hält sich der Flüsigkeitsverlust dennoch in Grenzen, sofern danach eine sofortige Abkühlung erfolgt. Ein intaktes Herz-Kreislauf-System ist dabei eine Voraussetzung.
Dunkelhäutige Menschen schwitzen in der Sauna mehr als Hellhäutige. In einer Viertelstunde verlieren die Dunkelhäutigen 170 cm² und Hellhäutige "nur" 107 cm² Schweiß.
Allerdings können regelmäßige Saunabesuche ohne Aufguss und bei 60°C laut einer Studie (Journal of the American College of Cardiology. 2002;39(5):754-759) die Symptome von Patienten mit Herzinsuffizienz bessern.
Siehe auch: Übermäßiges Schwitzen, Bromhidrosis, Transpiration (Botanik), Frieren
Schwitzen in der Sauna