Roland Garros
Roland Garros (* 6. Oktober 1888, † 5. Oktober 1918) war einer der ersten französischen Luftfahrtpioniere. Im Ersten Weltkrieg wurde er durch die Entwicklung des ersten echten Jagdflugzeuges bekannt.
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Roland Garros sollte ursprünglich eine musikalische Laufbahn als Klavierspieler einschlagen. Bei seinem Studium in Paris kam er jedoch bald mit einigen der neuartigen Flugzeuge in Kontakt, die ihn zunehmend faszinierten. Garros brach sein Musikstudium ab und erbat um eine Flugausbildung, die er schließlich bei dem südamerikanischen Flugzeugkonstrukteur Alberto Santos Dumont erhielt. In der Folgezeit wurde er einer der bekanntesten Flieger Frankreichs.
In der noch jungen Luftfahrtgeschichte machte sich Garros in sehr vielen europäischen Wettbewerben einen Namen. Er gewann den Grand Prix d'Anjou im Jahre 1911 und siegte bei mehreren Luftfahrtrennen, wie beispielweise bei den berühmten Flügen von Paris-Rom und Paris-Madrid. Mit dem damals noch sehr unzuverlässigen und weniger stabilen Flugzeug Morane-Saulnier G war er der erste, der das Mittelmeer überflog. Für diese Meeresüberquerung, die er im Jahr 1913 durchführte, brauchte er nur etwas weniger als 8 Stunden. Des weiteren erhielt er häufig Preise für verschiedene Fliegerleistungen und stellte mit 4.250 Metern einen neuen Rekord für den damals höchsten Flug auf.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hielt sich Garros als Teilnehmer einer Flugschau im Deutschen Reich auf. Weil er befürchtete, dass die Deutschen gegen ihn vorgehen würden, brach er in einer Nacht- und Nebel-Aktion mit seinem Flugzeug in die Schweiz auf von wo aus er nach Frankreich zurückkehrte. Als er in seiner Heimat ankam, meldete er sich freiwillig als Flieger. Daraufhin versetzte man ihn als französischen Lieutnant an die Westfront, wo er bei der Staffel Escadrille Morane-Saulnier 23 (M.S. 23) diente.
Die M.S. 23 verfügte über mehrere Eindecker des Flugzeugbauers Saulnier. Zu ihren wichtigsten Flugzeugen gehörten die Morane-Saulnier L und die Morane-Saulnier N (wegen ihrer Kugelform auch Bullet genannt), die schon vor dem Krieg in der zivilen Luftfahrt zum Einsatz kamen.
Als der Luftkrieg begann, stellten Fesselballons und Aufklärungsflugzeuge wichtige Einheiten dar. Ballons koordinierten den Beschuss der Artillerie und Aufklärer gaben Informationen über die Feindbewegungen weiter. Da es noch an Flugabwehrgeschützen mangelte, erdachten sich die Piloten auf beiden Seiten unterschiedliche Methoden zur Feindbekämpfung. Einige wenige versuchten ihr Glück mit Steinen, die sie auf gegnerische Flugzeuge warfen. Andere wiederum nahmen Karabiner und sogar leichte Maschinengewehre mit an Bord, die von einem zweiten Begleiter bedient wurden. Da man mit diesen Verfahren jedoch kaum gegnerische Flugzeuge zielsicher bekämpfen konnte, dachte Garros während des Frühjahrs 1915 über Techniken nach, mit denen er ohne einen zusätzlichen Begleiter feindliche Fluggeräte abschießen konnte.
Er kam schließlich auf die Idee, ein Hotchkiss-Maschinengewehr im Bug seines Morane-Saulnier L-Eindeckers anzubringen. Um dabei den Propeller nicht zu beschädigen, erdachte sich Garros in Zusammenarbeit mit Raymond Saulnier ein Ablenksystem. Er fand heraus, dass nur ein Zehntel aller Kugeln überhaupt den Propeller trafen, weshalb er die Rückseite der Blätter mit Metallplatten verstärkte. Die Platten waren in Keilform montiert und lenkten die Kugeln in einem für den Piloten ungefährlichen Winkel ab.
Als er am 1. April 1915 auf dem Weg war, eine Zugstation zu bombardieren, erspähte er vier deutsche Albatros-Doppeldecker. Garros flog auf eine der Maschinen zu und eröffnete das Feuer. Der deutsche Beobachter verteidigte sich mit einem Karabiner, aber Garros schoß den Albatros trotzdem nach einem kurzen Feuergefecht ab. Die anderen Flieger, die sich schon kurz zuvor über das ungewöhliche Flugverhalten des Franzosen gewundert hatten, drehten nach dem Angriff panisch ab und kehrten zu ihren Flugfeldern zurück. Garros berichtete später, dass es wie ein Alptraum war, als das Flugzeug in Flammen aufging.
Roland Garros hatte das erste Jagdflugzeug der Welt entwickelt. Das neue System wurde ebenfalls in die Morane-Saulnier N eingebaut und an die Front gebracht. Es wurden nur etwas weniger als 50 Maschinen dieses Typs hergestellt, die bis zur Entwicklung des deutschen Unterbrechergetriebes die führenden Jagdflugzeuge waren.
In weiteren 18 Tagen machte der Franzose den Himmel über Flandern unsicher. Während die deutschen Piloten zunehmend jeder Morane Saulnier aus dem Weg gingen, tat die oberste Führung das Gerücht von einer durch den Propeller schießenden Flugmaschine als Unsinn ab. Insgesamt erreichte er noch 5 weitere Abschüsse, wodurch er zu einem der ersten echten Fliegerasse aufstieg.
Garros' Feldzug wurde jedoch schnell beendet, als er am 18. April 1915 einige deutsche Soldaten am Bahnhof von Courtrai angriff. Er flog dabei so tief, dass ein deutscher Schütze mit einem genauen Schuss das Flugzeug treffen konnte. Die Kugel zerschlug die Benzinleitung, und Garros musste eine Bruchlandung hinlegen. Den Befehl, das Flugzeug nach einem Absturz zu verbrennen, konnte er nicht mehr ausführen, da er kurze Zeit später von herannahenden Soldaten verhaftet wurde.
Drei Jahre verbrachte Garros in deutscher Gefangenschaft, als er im Februar 1918 nach Belgien fliehen konnte und von da aus nach Frankreich zurückkehrte. Nachdem er wieder einige Flugstunden genommen hatte, trat er erneut der französischen Luftwaffe bei, und errang in der Folgezeit noch einige Luftsiege. Allerdings war er dem rasanten Fortschritt in der Luftfahrt und den technischen Entwicklungen nicht mehr gewachsen, so dass er im Oktober des selben Jahres von einem deutschen Kampfflieger bei einem Gefecht nahe Vouziers abgeschossen und dabei getötet wurde.
Nach ihm sind die French Open benannt, eines der vier Grand Slam-Turniere im Tennis.Leben
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