Moritz (Hessen-Kassel)
Moritz der Gelehrte, Landgraf von Hessen (* 25. Mai 1572 in Kassel; † 15. März 1632 in Eschwege) regierte Hessen-Kassel von 1592 bis 1627.
Moritz war umfassend gebildet und soll acht Sprachen gesprochen haben. Er war wissenschaftlich interessiert und soll alchmistische Experimente unternommen haben. Er liebte prunkvolle Aufzüge, Ritterspiele und Allegorien und errichtete das erste deutsche Schauspielhaus. Er war ein kundiger Musiker und ernstzunehmender Komponist; er entdeckte und förderte Heinrich Schütz.
1593 heiratete er Agnes von Solms-Laubach († 1602(?)) aus Neigung, ohne dynastische Berechnung; ebenso ging er 1603 auch seine zweite Ehe mit Juliane von Nassau-Dillenburg ein.
1605 trat Moritz zum Calvinismus über. Nach dem Grundsatz des Augsburger Religionsfriedens ("Cuius regio, eius religio") hatte der Landesherr das Recht, einen Bekenntniswechsel auch bei seinen Untertanen durchzusetzen. Allerdings war der Augsburger Religionsfrieden nur zwischen Lutheranern und Katholiken geschlossen worden; seine Anwendbarkeit auf Reformierte fragwürdig. Jedenfalls überzog Moritz seinen Spielraum, in dem er das reformierte Bekenntnis auch in denjenigen Landesteilen einführte, die 1604 bei der Aufteilung der Erbmasse der ausgestorbenen Linie Hessen-Marburg an Hessen-Kassel gekommen waren und für die ein Konfessionswechsel durch testamentarische Verfügung ausgeschlossen war. Rechtswidrig war ebenso der erzwungene Konfessionswechsel an der gesamthessischen Universität Marburg, der 1607 die Gründung der lutherischen Universität Gießen durch Hessen-Darmstadt zur Folge hat.
Der Marburger Erbschaftsstreit zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt zog sich jahrzehntelang hin, brachte Moritz auch in Gegnerschaft zum Kaiser und überlagerte sich ab 1618/19 mit dem dreißigjährigen Krieg, in dem Hessen zu den am stärksten verwüsteten Landschaften gehörte. Moritz agierte durchweg ohne Fortüne und ruinierte sein Land auch finanziell so abgrundtief, dass ihn 1627 die Landstände zur Abdankung zwangen. Gut versorgt, zog sich Moritz nach Eschwege zurück, während Oberhessen an Hessen-Darmstadt abgetreten wurde und Moritzens Kanzleidirektor Dr. Günther hingerichtet wurde.