Kodak Nr. 1
Die Kodak Nr. 1 (The Kodak oder in Deutschland Der Kodak) von George Eastman ist eine legendenumwobener Fotoapparat aus Frühzeit der Fotografie. Die Kamera wurde erstmals 1888 vorgestellt, die Produktion wurde jedoch bereits 1889 wieder eingestellt.
Table of contents |
2 Objektiv 3 Rollfilm 4 Entwicklungsdienst 5 Geschichte und Rezeption 6 Namhafte Nutzer 7 Vergleichbare Kameramodelle 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks |
Die Kodak Nr. 1 war eine von dem Kamerafabrikanten Frank A. Brownell für Eastman entwickelte Amateurkamera in Box-Bauweise, die das Fotografieren ganz erheblich vereinfachen sollte. Sie bestand aus einem Holzgehäuse, das mit glattem Leder überzogen war und hatte die kompakten Abmessungen von 8,3x9,6x16,5 Zentimetern (BxHxL) sowie ein Gewicht von gut 900 Gramm. Der Preis lag bei – für damalige Verhältnisse – recht kostspieligen 25 Dollar bzw. in Deutschland bei 120 Mark.
Die Kodak Nr. 1 verfügte über einen Aufsicht-Sucher, lieferte runde Negative mit einem Durchmesser von 65 Millimetern und nutzte den von Georg Walker entwickelten Rollenhalter und für Rollfilm, auf dem hundert Bilder aufgezeichnet werden konnten. Die niedrigst mögliche Belichtungszeit lag bei 1/25 Sekunde
In die Box fest eingebaut war ein Weitwinkelobjektiv von Bausch & Lomb; (Rochester) mit einer Brennweite von 75 mm und einer Lichtstärke von 1:9.
Die Kodak Nr. 1 verwendete zunächst den so genannten Stripping Film mit Papier als Trägermaterial für die Filmschicht (seit 1884), was sich in der Weiterverarbeitung jedoch als unpraktisch erwies.
Der Rollfilm mit Papier als Schichtträger ist – entgegen der offiziellen Historiographie von Kodak – keine Erfindung von George Eastman; die Rollkassette mit Negativpapier wurde von Leon Warnerke in London erfunden, der bereits 1875 eine funktionsfähige Kamera mit Rollfilm auf Kollodium-Basis sowie ab 1881 mit Gelatine-Emulsion konstruiert hatte.
Eastman ersetzte das Papier daher in den Nachfolgemodellen ab 1889 (Kodak 4, Kodak Junior 3 etc.) durch einen Transparentfilm auf Zelluloidunterlage, den er auch als American Film patentieren ließ. Den American Film hatte Henry M. Reichenbach zwischen 1888 und 1889 für Eastman entwickelt.
Den Zelluloid-Rollfilm mit einer Bromsilber-Gelatine-Schicht hatte allerdings bereits 1887 Hannibal Goodwin für Edison erfunden und patentieren lassen; der folgende Rechtsstreit zog sich bis zur Löschung des Kodak-Patents 1898 hin, bis dahin hatte Eastman allerdings bereits eine marktbeherrschende Stellung in der emergierenden Fotoindustrie erreicht und einen neuen Massenmarkt erschlossen.
Der Foto-Rollfilm auf Zelluloidbasis ersetzte nicht nur die Fotoplatte, sondern bildete auch die Grundlage für den Kinofilm, den Edison beidseitig perforierte und so den modernen fotografischen Laufbildträger schuf.
Eine Besonderheit der Kodak Nr. 1 war der Filmentwicklungsdienst; der einprägsame Werbeslogan zur Kamera lautete: "You press the button, we do the rest".
Der Fotograf musste bei diesem Konzept nichts weiter tun als Motive zu suchen, auf den Auslöser zu drücken und später dann die fertigen Papierbilder zu betrachten: Eastman bot einen Entwicklungsdienst für 10 Dollar, bei dem die Kamera zusammen mit dem abgeknipsten Film über einen Händler eingeschickt wurde.
Nach Verarbeitung im Labor der Eastman Company in Rochester erhielt man dann die entwickelten Papierabzüge mit Abzügen zurück, in die Kamera war dann bereits vom Labor ein neuer Film eingelegt worden. Die Papierbilder wurden nicht vergrössert, sondern entsprachen in ihren Abmessungen der Negativgröße.
Ein Nachteil dieses Verfahren bestand darin, dass man während der Zeit der Verarbeitung – in den USA etwa vier Wochen, in Europa weitaus länger – keine Kamera mehr hatte – diese wurde ja zur Filmentwicklung mit eingeschickt.
Nach Lesart von Kodak handelt es sich bei der Kodak Nr. 1 um die erste Rollfilmkamera überhaupt, sie habe den Beginn der Amateurfotografie eingeleitet und sie sei billig gewesen.
Diese Legenden sind jedoch fast ausnahmslos falsch, wie der Fotohistoriker Timm Starl nachgewiesen hat. die Kodak Nr. 1 wurde weder von Eastman selbst entwickelt, noch hat sie die Amateurfotografie begründet, noch war sie die erste Rollfilmkamera – und billig war sie im Vergleich zu anderen fotografischen Produkten vom Ende des 19. Jahrhunderts auch nicht: Die Kodak-Geschichte "ist in den wesentlichen Teilen falsch, wichtige Personen und Fakten werden nicht genannt, andere zu Unrecht hervorgehoben" (Starl 1995: 45)
Die Kamera war auch kommerziell wenig erfolgreich, was daran abzulesen ist, dass die Produktion bereits nach einem Jahr wieder eingestellt wurde; gefertigt wurden rund 5.200 Stück. Die erste wirklich erfolgreiche Kodak-Kamera ist die Kodak Brownie.
Einer der HauptgGründe für den Mißerfolg der Kodak Nr. 1 dürfte wohl der vergleichsweise hohe Preis gewesen sein; eine vergleichbare Kamera dieser Zeit, Dr. R. Krügeners Taschenbuchcamera von Haake & Albers;, kostete mit 60 Mark nur rund die Hälfte; 100 Trockenplatten dazu kosteten 5 Mark, die Einrichtung eines geeigneten Fotolabors weitere 60 Mark.
Zu den bekanntesten Nutzern der Kodak Nr. 1 zählten u.a. Emile Zola, Edgar Degas, Pierre Bonnard, F. Khnopff, August Strindberg, K. Capek und George Bernard Shaw sowie Wilfried A. French.
Agfa griff 1932 die Idee einer kompakten Boxkamera wieder auf; die Agfa Box wurde für vier Reichsmark angeboten und erwies sich als durchschlagender Erfolg: Innerhalb weniger Monate sollen mehr als eine million Kameras verkauft worden sein.
Andere frühe Kompaktkamera-Bauformen:
Kameragehäuse
Objektiv
Rollfilm
Entwicklungsdienst
Geschichte und Rezeption
Namhafte Nutzer
Vergleichbare Kameramodelle
Siehe auch
Literatur
Weblinks