Jamukha Gurkhan
Jamukha Gurkhan (†1204) war der Blutsbruder des späteren Dschingis Khan.Sie trafen sich, als der 10jährige Temujin in der Nähe der Onon-Quelle mit seinem Halbbruder Bekter jagte. Jamukha war der Sohn des berühmten Kara Khadahan Khan, dem Häuptling der gefürchteten Jajirat. (Der Legende nach soll er Temujin erretten haben, als Bekter versuchte, diesen hinterrücks zu töten.)
Jamukha war Vollwaise und der damals 13jährige lebte bei Verwandten, die sich bei den Taichuten aufhielten.
Ab 1187 herum trat Jamukha in Gegensatz zu Temujin, der von den Stämmen zum Khan aller Mongolen gewählt worden war und von diesen den Namen "Dschingis Khan" erhalten hatte.
(Auch konnte Jamukha das reiche Kinderglück seines Blutsbruders nicht ertragen, da sein erster Sohn noch im Kindsbett verstarb und der zweite im Alter von zwei Jahren in einem Fluss ertrank!)
Jamukha wollte selbst die Herrschaft über die Mongolen und begann, seinen jüngeren "Bruder Temujin" offen zu bevormunden - was diesen wiederum nicht gefiel. Kurz vor dem Krieg gegen die Taichuten (1190) setzte sich Temujin von diesem ab und ging nun eigene Wege.
So begann er ab 1191 offen gegen seinen einstigen Freund vorzugehen:
Als Dschingis Khan seine Boten Archai Khasar und Chakhurkhan zu ihm sandte, gab er ihnen folgende Antwort: "Geht zurück und sagt zu Altan und Khuchar: 'Warum habt ihr zwischen Freund Temudschin und uns einen Bruch herbeigeführt, indem ihr dem Freund die Seiten durchbohrt und in die Rippen gestochen habt? Statt uns, den Freund und mich, zu entzweien, hättet ihr Freund Temudschin doch zum Khan wählen sollen, als wir noch beisammen waren! Welche Gedanken haben euch veranlaßt, ihn zum Khan zu machen? Altan und Khuchar, haltet euer gegebenes Wort, besänftigt das Herz des Freundes und bietet meinem Freund wahre Kameradschaft!"
Schließlich kam es 1197 zum offenen Schlagabtausch zwischen den beiden Mongolenführern. Als Grund diente Jamukha ein einfacher Pferdediebstahl, bei dem der Dieb getötet wurde: sein Vetter Taychar!
In der "Geheimen Geschichte" liest sich das so:
"Etwas später geschah es, daß Dschamuchas jüngerer Bruder Taitschar von der Quelle Ülegai unterhalb des Berges Dschalama auszog, um die Pferdeherde unseres Dschotschi Darlama, der sich in der Sa'ari-Steppe aufhielt, zu rauben.
Dies gelang ihm auch, und er zog mit der gestohlenen Herde davon. Dschotschi jedoch, dem zu folgen seine Gefährten nicht den Mut besaßen, machte sich allein auf die Verfolgung. Als er zur Nachtzeit seine Herde wahrnahm, preschte er, dicht am Hals seines Pferdes hängend, auf sie zu, tötete Taitschar mit einem Pfeilschuß in den Rücken und trieb seine Herde nach Hause.
Da man seinen Bruder Taitschar umgebracht hatte, tat sich Dschamucha mit den anderen Dschadaran, insgesamt dreizehn Stämmen zusammen. Mit dreißigtausend Mann überquerte das Heer die Berge Ala'ut turcha'ut und marschierte gegen Dschingis Khan. Zwei Männer vom Stamm des Ikeres, nämlich Mutke Totach und Boroldai, überbrachten die Nachricht von dem sich nähernden Heer. Dschingis Khan, der sich bei Gurelgu aufhielt und dort auch die Meldung der beiden Leute entgegennahm, verfügte um diese Zeit über dreizehn Lager. Auch dies waren dreißigtausend Mann.
Mit dieser Truppe zog er Dschamucha entgegen." (aus: Dschinghis Khan, Eroberer-Stammesfürst-Vordenker, Hrsg. Hans Leicht. Erschienen im Albatros-Verlag 2002; S. 83)
Bei Dalan Galjut, den "siebzig Sümpfen", kam es zum blutigen Kampf zwischen Jamukha und Dschingis Khan, doch die Truppen Dschingis Khans unterlagen den Truppen Jamukhas eindeutig und sie wichen zum Onon zurück. Es sollten nun Jahre vergehen, bis Dschingis Khan sich von dieser herben Niederlage erholt hatte.
Jamukha ließ alle Gefangenen, unter ihnen seinen einstigen Freund Chaghagan Uwa, den Häuptling der Chino, den er allerdings eigenhändig enthauptete, in siebzig Kesseln lebendig zu Tode kochen!
"So bestrafe ich meine Feinde!" schrie Jamukha in blanken Hass und schwor sich, Dschingis Khan endgültig zu vernichten!
Dennoch versprach Jamukha Dschingis Khan im Sommer 1201, ihn beim Kampf gegen die Naimanen zu unterstützen: Mongolen, Keraiten und die Jajirat zogen über den Altai hinaus. Doch vor der Entscheidungsschlacht zogen sich die Jajirat und die Keraiten zurück und überließen die Mongolen ihrem Schicksal - Dschingis Khan sah endlich ein, dass er Jamukha nicht mehr trauen konnte...einfach nicht mehr trauen dürfte!
Im Herbst 1201 trafen sich nun die Gegner Dschingis Khans im Lager Jamukhas. Der Naimanenfürst Buyrugh traf dort als letzter ein.
Dieses Geheimtreffen fand damals an der Olchi-Quelle statt und wurde von 13 Stammesfürsten besucht: Außer den Jajirat, dem Stamm Jamukhas, und den nördlichen Baikal-Tataren nahmen noch die Khatakin, Saldjut, Dörben, Unggirat, Oirat und Guchluk-Naimanen, aber auch die Stämme der Khorola, Naimanen, Merkiten und Taichiuten teil. Dort wählten die Fürsten dieser Stämme Jamukha einstimmig zum Gurkhan und stellten ihn symbolisch über Dschingis Khan.
(Doch war dieses Zweckbündnis nur von kurzer Dauer, da sich schon 1204 die meisten Stämme Dschingis Khan unterworfen hatten!)
Doch bereits kurze Zeit später bereute es der Häuptling der Khorola, dass er sich Jamukha angeschlossen hatte – immer hin waren er und Dschingis Khan verschwägert! - und er ließ nun Dschingis Khan von der Wahl wissen.
Dschingis Khan war nun überzeugt, dass er Jamukha nun militärisch besiegen konnte, da ihm äußerst bewusst war, wie unsicher die Föderation Jamukhas eigentlich war.
In der Ebene des Kolen Sees sollte die Schlacht stattfinden. Jamukha wurde berichtet, dass die Keraiten unter Nilkha, dem Sohn Toghrils, und Jakha Gambu sowie Bilge Beki angeführt wurden. Auch war ihm bekannt, dass Truppen unter dem Befehl Daritai Odchigins und Altan Odchigin in diese Richtung zogen.
Die Naimanen standen unter dem Befehl Buyrugh und die Oiraten unter dem des Khudukha Beki.
Vor der Schlacht zog ein gewaltiger Sturm auf und die Naiman zogen siegessicher in die Schlacht, da sie der Meinung waren, es wäre ein Zeichen des Sieges.
Doch wurde dieser Sturm zum Zeichen ihres Untergangs: Jamukhas Truppen wurden geschlagen und zersprengt, doch nun war Dschingis Khan bereit, die Taichiuten zu unterwerfen.
(Jamukha Gurkhan zog wie ein geprügelter Hund ab und ging ins Naimanenreich, wo er noch wenige Freunde hatte!)
1203 taten sich die Keraiten nochmals mit Jamukha Gurkhan zusammen, um Dschingis Khan endgültig zu vernichten. Dabei erhielt Jamukha von Toghril Khan den militärischen Oberbefehl. Hier zeigte es sich erneut, das Jamukha nur einen einzigen Freund hatte -- sich selbst. (Er verriet Dschingis nämlich, wie die Keraiten vorzugehen gedächten!)
Nach dem Feldzug gegen die Keraiten - Jamukha setzte sich rechtzeitig in Naimanenreich ab - begann er deren Herrscher, Baibukha Tayang, gegen Dschingis Khan aufzuhetzten und erneut einen blutigen Krieg gegen diesen anzuzetteln:
Dieser wurde natürlich verloren, Jamukha gefangen und Dschingis Khan vorgeführt.
Beide sprachen sich in der Jurte des Herrschers aus und Dschingis Khan versprach ihm einen "ehrenvollen Tod, da kein Blut die Erde verschmutzen dürfe - in ihrer beider Adern flösse schließlich dasselbe Blut"; Jamukha Gurkhan wurde vom Schamanen des Khans mit einer Seidenschnur erdrosselt!Der Kampf um die Macht (1187-1201)
Jamukha als mongolischer Gegenkhan (1201-1204)