Fenster
Ein Fenster (lat. Lehnwort v. fenestra) ist eine Öffnung in der Mauer eines Gebäudes, um Licht hereinzulassen und hinaussehen zu können. Etymologisch gesehen kommt der Begriff aus dem Lateinischen: fenestra. Das entsprechende gotische Wort ist dagegen windauga, was man noch im heutigen englischen Begriff window erkennen kann.Früher waren es lediglich ovale oder quadratische Löcher in den Wänden. Haut (Pergament) oder Leinenstoff wurde über die geöffneten Fensterläden gespannt, um sie zu schließen.
Heutzutage sind Fenster aus Glas weit verbreitet, die zur Fassung einen Fensterrahmen benötigen und den Blick nach außen oder in ein anderes Zimmer bei transparentem Werkstoff ermöglichen.
Desweiteren dient Fensterglas als Trägermaterial für Glasmalerei oder wird bunt eingefärbt zu Ornament-Glas und Glas-Mosaiken zusammen gefügt.
Ein Fenster ist entweder starr, das heißt die Glasscheibe ist in einem unbeweglichen Fensterrahmen eingebaut, welcher in das Mauerwerk eingelassen ist. Dieses Fenster ist nicht zu öffnen.
Oder es ist zu öffnen und besteht damit aus zwei separaten Rahmen, dem starren Teil und einem oder mehreren Flügelrahmen. Das Glas ist dabei in den Flügelrahmen eingelassen und bilden in der Gesamtheit den Fensterflügel.
Es gibt auch Mischformen mit starren und beweglichen Teilflächen.
Besonders im Jugendstil wurde die Sprosseneinteilung der Fenster als Gestaltungselement benutzt und es entstanden zum Teil sehr aufwändige Einteilungen der Glasflächen.
Die Darstellung vom Einscheibenfenster zum Isolierglasfenster stellt grob die technische Entwicklung des Fensters aus dem Barock bis heute dar.
Heutzutage kann ein Fenster in jeder gewünschten Form und Größe erstellt werden. Einzige Beschränkung der Größe ist die maximale Produktionsbreite.
Eine weitere Beschränkung bei der Produktion von Fenstern stellt die Statik eines Gebäudes dar. Moderne Fenster sind auch fester Bestandteil einer Fassade und unterstützen die Standsicherheit von Mauer und Fassadenelementen.
Moderne Fenster aus Kunststoff enthalten im Innern des Rahmens und des Flügels oft Verstärkungen aus Stahl, Aluminium oder glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK).
In neuerer Zeit tritt neben der Zweckdienlichkeit eines Fensters beim Bauherren immer mehr die optische Gestaltung seines Hauses und eine möglichst gute Wärmedämmung des Innenraumes in den Vordergrund. Dies wird erreicht durch spezielle Verglasungen aus Isolierglas, das bei Bedarf auch noch im Scheibenzwischenraum mit Gasen wie Argon befüllt ist, um einen noch besseren Wärmeschutzwert zu erzeugen.
Überprüft werden all diese Merkmale beim Institut für Fenstertechnik (IFT) in Rosenheim. Das dort vergebene Zertifikat dient der Industrie als Merkmal für Qualität.
Ein weiteres Merkmal eines Fensters ist die Schalldämmfähigkeit. Um das Schallschutzmaß zu erhöhen werden im Bereich der Scheibe die Dicke der äußeren Scheibe erhöht und / oder der Scheibenzwischenraum mit einem Gas, welches schwerer als Luft ist, gefüllt z.B. SF6. Bei Verbundsicherheitsglas (siehe Glas) wird zwischen die Scheiben eine schallbrechende Folie eingelegt. Eine weitere Möglichkeit ist das erhöhen des Scheibenzwischenraumes.
Funktionen des Fensters:
Durch die Betonung der Wärmedämm-Eigenschaften des Fensters ist dessen Funktionalität zur Beleuchtung des Raumes eingeschränkt worden.
Die resultiert aus zwei Ursachen:
Inzwischen sind Gummilippendichtungen der Standard, die eine sehr hohe Luftdichtigkeit garantieren. Ohne Öffnen des Fensters ist ein ausreichender Luftaustausch nicht mehr gewährleistet, es wird daher das so genannte Stoßlüften empfohlen.
Die Entfeuchtung des Raumes geschieht normaler Weise über den Luftaustausch. Ist dies nicht ausreichend, dann kann es zur Kondensation an kalten Bauteilen kommen. Bei einfach verglasten Fenstern ist die Glasscheibe die kälteste Oberfläche und die Luftfeuchtigkeit schlägt sich an der Scheibe sichtbar nieder. Wasser auf Glas führt zu keinerlei Schäden. Wird ein derartiges Fenster durch ein modernes wärmegedämmtes Fenster ersetzt, dann ist die Gefahr groß, dass der kälteste Punkt des Raumes sich verlagert, z.B. an eine Wärmebrücke, die dadurch nass wird und zu Schimmel neigt.
Bauformen des Fensters
Aufteilung des Fensters
Je nach Größe des Fensters bzw. der Maueröffnung besteht das Fenster aus mehreren einzelnen Elementen
Sprossenfenster
Die einzelnen Glasstücke (Scheiben) sind beim Sprossenfenster kleiner als die Fläche des Fensterflügels. Zwischen den einzelnen Scheiben befinden sich zur Verbinung schmale Stäbe aus Holz oder Metall, den so genannten Sprossen. Die Sprossen sind notwendig gewesen, da Glasscheiben historisch nur in kleinen Dimensionen hergestellt werden konnten.Bleiglasfenster
Das Bleiglasfenster hat eine Glasfläche, die aus vielen einzelnen Glasstücken zusammengesetzt ist und zwar mit H-förmigen Bleiprofilen, die miteinander verlötet sind. Das Bleiprofil kann leicht gebogen werden, so dass nahezu beliebige Glasflächen möglich sind.
Typisch sind kleine Rechtecke und Sechsecke in Barockkirchen.Bunte Fenster
Mit bunten Glasscheiben wurden seit der Gotik Kirchenfenster, später auch Fenster an Profanbauten gestaltet und zu aufwendigen Bild-Fenstern zusammengesetzt.Butzenscheiben
Butzenscheiben sind kleine rund gedrehte Glasscheiben die mit Bleistegen und kleinen Füllstücken zusammengesetzt werden.Einscheibenfenster
Das Fenster ist mit einer einzigen Glasscheibe von typisch 4mm Stärke gefüllt.
Der Fensterrahmen besteht entweder aus Holz oder bei Industriebauten auch häufig aus Stahlprofilen.Doppelfenster
Die Fensteröffnung ist mit zwei separaten Einscheibenfenstern hintereinander geschlossen, je eines auf der Innenseite nach innen öffnend und der Außenseite der Wand, nach außen öffnend.
Doppelfenster wurden eingebaut, wenn ein einfaches Fenster die Anforderungen an Wärmedämmung, Winddichtheit und Schallschutz nicht erfüllte. Oft wurden die äußeren Fenster nur im Winter montiert.Kastendoppelfenster
Die beiden separaten starren Rahmen des Doppelfensters sind hier konstruktiv zusammengefasst, so dass die beiden Glasflächen und der Rahmen einen geschlossenen Kasten ergeben.
Bei den Kastendoppelfenstern lassen sich die Fensterflügel entweder so öffnen wie beim Doppelfenster oder beide Fensterebenen nach innen. Letzteres ist bei moderneren Ausführungen üblich.Verbundfenster
Das Verbundfenster ist ebenfalls eine Spielart des Doppelfensters, wobei allerdings hier die beiden Flügelrahmen aufeinander gelegt und mit Beschlägen fixiert sind. Damit muss zum Öffnen des Fensters nur noch der verbundene Flügel geöffnet werden. Verbundfenster kamen in den 1950er Jahren in Gebrauch und sind üblich aus Holz gebaut.Isolierglasfenster
Das Isolierglasfenster ist konstruktiv ein Einscheibenfenster, wobei allerdings die einfache Glasscheibe durch eine komplexere Konstruktion ersetzt ist. Dieses Isolierglas ist eine Anordnung aus zwei Glasscheiben, die mit einem luftdichten Rahmen verbunden sind. Im Scheibenzwischenraum befindet sich getrocknete Luft oder ein Edelgas. Die Isolierglas-Scheibe wird so in den Flügel-Rahmen eingebaut, der Aufgrund des höheren Gewichtes deutlich kräftiger gebaut ist als ein Rahmen für ein gewöhnliches Einscheibenfenster.
Dieser Rahmen ist entweder aus Holz, Aluminium oder Kunststoff hergestellt.
Bei erhöhten Ansprüchen an Schall- oder Wärmeschutz werden inzischen auch drei Glasscheiben zusammengefügt (Dreischeibenverglasung). Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Beschichtung der Glasflächen, um das Reflexionsverhalten im Infrarot-Bereich (Wärmestrahlung) zu verbessern. Damit soll die Abstrahlung von Energie aus dem Innenraum durch das Fenster reduziert werden.Fenster heute
Überlegungen zur Funktionalität
Durch die Entwicklung vom Einscheibenfenster zum Mehrscheiben-Isolierglasfenster haben sich die funktionellen Schwerpunkte des Fensters verlagert.Beleuchtung
Rahmenanteil
Je Aufwendiger und damit schwerer die Fensterkonstruktion ist, desto massiver und damit dicker müssen die Rahmen gebaut sein. Damit geht immer mehr Glasfläche im Verhältnis zum Rohbaumaß des Fensters verloren.
Besonders deutlich ist dies zu sehen an sehr kleinen modernen Fenstern an historischen Gebäuden, z.B. schmale Seitenfenster von Erkern: Die Glasfläche beträgt hier oft nur noch 1/3 der Maueröffnung.Erhöhte Reflexion
An der Grenzfläche zwischen Luft und Glas wird etwa 4% des einfallenden Lichtes bei senkrechtem Einfall reflektiert. Bei schrägem Einfall deutlich mehr.
Eine Glasscheibe reflektiert wegen zwei Grenzflächen etwa 8% des einfallenden Lichtes.
Eine doppelte Verglasung verliert bereits 15%, die Dreifachverglasung sogar 22% des einfallenden Lichtes. Eine Beschichtung der Glasflächen kann die Reflexion noch verstärken.Belüftung und Entfeuchtung
Fenster bis zur Entwicklung des Isolierglasfensters waren nicht besonders luftdicht, da die Dichtigkeit nur durch exakte Passung der Holzteile hergstellt wurde. Damit garantierte das Fenster einen Luftaustausch, der früher auch durch raumluftabhängige Feuerung mit Einzelöfen notwendig war.