Emanzipation
Emanzipation (lat emancipare einen Sklaven oder erwachsenen Sohn aus dem mancipium-das ist die feierliche Eigentumserwerbung durch Handauflegen- in die Selbstständigkeit entlassen)Im 17./18. Jahrhundert erfolgte eine Bedeutungsverschiebung und aus dem Akt des Gewährens von Selbständigkeit wurde eine Aktion der Selbstbefreiung, die politische und gesellschaftliche Dimensionen gewann. Darüber hinaus ist Emanzipation die jedem Individuum innewohnende Fähigkeit zur Kritik paternalistischer Strukturen. Ziel emanzipatorischen Bestrebens ist die Freiheit.
War die Emanzipation im antiken Rom ein einmaliger, durch den Höher- dem Niedrigergestellten erwiesener Erweis eines Rechtes, kannte das Mittelalter die emancipatio canonica, die besagte, dass Kinder von Ketzern aus deren Erziehungsberechtigung entnommen und Klosterschulen übergeben werden konnten.
In der frühen Neuzeit beginnt der reflexive Gebrauch der Emanzipation: Einzelne vermögen sich bevormundenden Strukturen zu entziehen, wobei sie sich häufig Verdächtigungen aussetzen.
Im Zeitalter der Aufklärung schließlich wird eine allgemeine gesellschaftliche Emanzipation angestrebt, zunächst im rechtlichen Bereich, deren Einlösung in der sozialen und kulturellen Wirklichkeit vielfach noch aussteht.
Emanzipation bedeutet Gleichstellung von Minderheiten und Benachteiligten: z. B.: Frauen, Farbige, Arbeiter, Bauern.
Die Forderung nach Emanzipation als Forderung nach Befreiung anderer (z.B. der Sklaven) und der Selbstbefreiung kulminierte bei Karl Marx in dem Satz: "Wir müssen uns selbst emancipieren, ehe wir andere emancipieren können.", wobei er in jeder Hinsicht die Emanzipation als eine Klassenfrage und keine Frage der Natur, etwa bei der Gleichberechtigung der Frau herausstellte.
Emanzipation hat sich nicht bereits im Zusprechen von Freiheitsrechten erfüllt, sondern wird es erst sein im bewussten Wahrnehmen und Gestalten derselben.
Siehe auch:
Judenemanzipation, FrauenbewegungEmanzipation in der Geschichte