Didyma
Didyma war in der Antike ein griechisches Heiligtum und eine bekannte Orakelstätte des Gottes Apollon in der Nähe der Stadt Milet an der Westküste Kleinasiens (in der heutigen Türkei). Es war mit Milet durch die "Heilige Straße" verbunden, auf der sich regelmäßig Prozessionen von der Stadt zum Heiligtum bewegten. Lange Zeit war in Didyma das Priestergeschlecht der Branchiden tätig; später wurden die Priester (Propheten; weibliche Priester: Hydrophoren) von Milet eingesetzt und gehörten zu angesehenen Familien der Stadt.Die Herkunft des Namens "Didyma" ist umstritten: es kommt entweder aus dem Karischen (und damit aus vorgriechischer Zeit) oder aus dem Griechischen (didymos heißt Zwilling, womit Apollon und Artemis gemeint wären).
Bereits in archaischer Zeit gab es einen großen Tempel, vergleichbar den anderen gewaltigen Tempelanlagen in Ionien (Ephesos, Samos). Nach der Zerstörung im Ionischen Aufstand wurde der Tempel ab dem 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. wieder aufgebaut; die Arbeit zogen sich jedoch über Jahrhunderte hin und waren wohl selbst in römischer Zeit noch nicht beendet. Der als Dipteros ausgeführte Bau hatte offenbar spezielle Räume für die Orakelpriester.
Didyma gehörte zusammen mit Delphi, Dodona und Klaros zu den bedeutendsten griechischen Orakeln. Der genaue Ablauf beim Erteilen einer Prophezeihung ist nicht bekannt; ihre Endform in Versen erhielten die Orakelsprüche jedenfalls durch Priester. Die letzte große Blütezeit des Heiligtums war im 1. und 2. Jahrhundert. Im 3. Jahrhundert kam der religiöse Betrieb offenbar zum Erliegen, das Heiligtum wurde zur Festung umgebaut, der Tempel später durch ein Erdbeben zerstört. Ab dem 19. Jahrhundert wird der Ort erforscht, zuerst durch französische, dann durch deutsche Archäologen (einzelne Fundstücke aus Didyma befinden sich im British Museum in London und im Pergamonmuseum in Berlin).