Teppich von Bayeux
Der Teppich von Bayeux (SAMPA: baIj2:), vor 1082 in Südengland entstanden, ist ein langer, gewebter Wandteppich, der in bunten, aufgestickten Bildern die Geschichte der Eroberung Englands im Jahre 1066 erzählt.
Der Teppich wurde um 1070 angefertigt. Er ist zwischen 48 und 53 Zentimetern breit und 68,38 Meter lang. Ursprünglich maß er wohl über 70 Meter, einige Teile sind jedoch verloren gegangen.
Die Arbeit an dem Teppich dürfte 10 Jahre betragen haben. Er wird heute im städtischen Museum in Bayeux in der französischen Normandie aufbewahrt.
Auf dem Teppich wird in Bildern die Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm den Eroberer dargestellt. Der Teppich enthält etwa 60 einzelne Szenen, die auch die Vorgeschichte zeigen und mit der Schlacht von Hastings am 14. Oktober 1066 enden, in der er über Harald II siegte. Er gibt Aufschluss über die damalige Ausrüstung der normannischen und angelsächsischen Kämpfer, von denen viele auf dem Teppich ein knielanges Kettenhemd und einen Nasalhelm tragen.
im Teppich von Bayeux (rechts oben)]]Der Teppich zeigt aber auch zahlreiche andere interessante Details, so z.B. die erste bekannte bildliche Darstellung des Kometen Halley, der um die Zeit der dargestellten Ereignisse den sonnennächsten Punkt erreichte.
Wissenschaftler sind sich unsicher, aus welcher Intention der Teppich gestickt wurde. Ging man lange davon aus, dass der Teppich unter der Aufsicht des Bischofs von Bayeux und Halbbruder Wilhelms, Odo von Bayeux, geschaffen wurde, mehren sich heute auch Stimmen, dass der Teppich unter englischer oder französischer (Boulogne) Aufsicht erschaffen wurde. Odo wurde als Patron des Teppiches angesehen, da er in entscheidenden Szenen besonders herausgestellt wird, so z.B. in Mitten der Schlacht, wie er junge Kämpfer ermutigt und sich in voller Rüstung direkt an den Kämpfen beteiligt (jedoch unterscheidet sich sein "Kettenhemd" farblich von denen der anderen Ritter, was Forscher darauf schließen ließ, dass es sich um eine Art Lederanzug handelte, ebenso trägt Odo statt eines Schwertes eine mächtige Keule, da es Geistlichen verboten war, mit einer Klinge Blut zu vergießen.) Vom ausgehenden Mittelalter ist bezeugt, dass der Teppich rund um das Kirchenschiff der Kathedrale von Bayeux gehängt wurde. Man nahm also an, dass der Teppich aus diesem Grund erschaffen wurde, da die Kathedrale von Bayeux um die selbe Zeit entstand. Die These wurde widerlegt, in dem angenommen wird, dass der Teppich nicht mit der Flucht der Engländer vom Schlachtfeld, sondern mit der Krönung Wilhelms in Westerminster Abbey endete. Aus diesem Grund war der Teppich zu lang, um rund um das Kirchenschiff der Kathedrale gehängt zu werden. Zudem ist im Teppich Bayeux zwar erwähnt, jedoch wird dort - im Gegensatz zu anderen Städten - keine Kirche gezeigt. Man geht also davon aus, dass Bayeux zum Zeitpunkt des Entstehens keine größere Kirche hatte. Manche Wissenschaftler sehen den Patron in Eustace II. von Boulogne und den Zweck des Teppichs als Geschenk für Odo und mögliche Wiedergutmachung des Angriffes Eustaces auf Dover, das nach der Eroberung zu Odos Einflussbereich gehörte. Somit wird er auf ca. 1067 datiert. Diese These wird durch die Hervorhebung Eustaces - eigentlich relativ unbedeutend - und Odos - als Empfänger des Geschenks - im Teppich gestützt. Auch werden Verbindungen deutlich zum möglichen Autor des Rolandsliedes, da um die gleiche Zeit in der Gegend um Boulogne entstanden sein soll. Wieder andere sehen die Abtei St. Augustins in Canterbury als Urheber des Teppichs, da manche Figuren (Wardard, Vital) enge Verbindungen zu dieser Abtei hatten und als Gönner auftraten, jedoch in der Schlacht bei Hastings keine größeren Taten vollbracht hatten, dennoch erwähnt werden.
Auch über die einzelnen Szenen ist man sich uneins: Sehen manche Harolds Fahrt in die Normandie als Auftrag König Eduard des Bekenners, Wilhelm die Entscheidung zu verkünden, dass der alte König ihn als Nachfolger erwählt hatte, sehen andere in der Fahrt den Versuch Harolds, seinen Bruder und seinen Neffen aus normannischer Haft zu befreien. Aus diesem Grund verschiebt sich auch die Sichtweise: Während nach der ersten Version Harold als Eidesbrecher dargestellt wird - was zur Folge haben würde, dass der Teppich aus normannischer Sicht geschaffen wurde - erscheint in der zweiten Version Wilhelm als harter, unbarmherziger, machthungriger Herzog, der Harold zum Eid zwingt und die Gefangenen nicht freigibt - was eindeutig die englische Sichtweise unterstützt.
Literatur
Weblinks