Staublawine
Eine Staublawine ist das rasche Abgleiten einer größeren Schneemasse von sehr lockerer, trockener Konsistenz, die sich im Verlauf eines steilen, gegliederten Hanges zu einem Schnee-Luft-Gemisch entwickelt.
Staublawinen haben zu Beginn - nach der sogenannten Auslösung - Geschwindigkeiten von 100 bis 200 km/h, können sich aber in ihrem Verlauf zu über 300 km/h steigern. Sie gehen - im Gegensatz zu den viel langsameren "üblichen Fließlawinen" - mit starken Luftdruckschwankungen einher, die für sich bereits tödlich sein können.
Zur Auslösung kann es bei mächtigen Lagen von frisch gefallenem Pulverschnee spontan kommen, doch auch durch Flug- und anderen Lärm. Auch lautes Rufen von Skitouristen - die ja meistens das Erlebnis von lockerem Neuschnee schätzen - soll an heiklen Stellen schon zur Auslösung geführt haben.
Solche Stellen sind Geländestufen sowie felsige, gegliederte Bereiche in einem Steilhang von mehr als 40 Grad. Weitere Voraussetzung zum Entstehen von Staublawinen oder der Entwicklung einer Fließlawine zu einer solchen ist eine geringe Reibung am Untergrund.
Wegen der selten auftretenden, aber im Fall des Falles hohen Gefahr werden solche Lawinenabgänge manchmal künstlich ausgelöst, wenn dem örtlichen Lawinendienst Stellen bekannt sind oder gemeldet werden, wo solche Erscheinungen manchmal auftreten.
An sich ist eine Staublawine "nur" ein feines Schnee-Luft-Gemisch mit relativ wenig Schnee pro Kubikmeter. Doch wenn diese Wolke den Berg hinunter stiebt, entstehen durch Verwirbelungen große Druckunterschiede, die eine verheerende Wirkung entfalten:
Alles, was nicht festgemacht ist, wird weggerissen. Die Druckwellen oder der Schnee knicken einzelstehende Bäume (deshalb die Wichtigkeit von alpinem Schutzwald), drücken Fenster ein und reissen Dächer weg. Häuser werden mit Schnee gefüllt, Fahrzeuge umgekippt, Menschen durch die Luft gewirbelt. Die Zerstörungskraft entspricht derjenigen von Wirbelstürmen, wenn sie sich auf eine kleine Fläche konzentrieren.
Menschen und Tiere haben in einer solchen rasenden Schneewolke kaum Überlebenschancen: falls die Lunge nicht platzt, presst sich einige Sekunden später das Luft-Schnee-Gemisch in den Körper und führt zum Erstickungstod.
Die Physik von Lawinenabgängen wird global in zahlreichen Instituten erforscht - doch jene von Staublawinen ist auch heute noch nicht genau berechenbar.
Auslösung und physikalische Bedingungen
Zerstörungskraft
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