Realpolitik
Realpolitik orientiert sich eng an den als real anerkannten Bedingungen und Möglichkeiten. Sie ist auf das rasche Treffen von Entscheidungen gerichtet und zielt auf eine breite Akzeptanz in der öffentlichen Meinung.Abzugrenzen ist sie von eher werteorientierten Ansätzen, die sich auch auf die politische Ideengeschichte beziehen. Ein wichtiges Wesensmerkmal der Realpolitik ist von daher die Grundannahme, Werte und darauf basierende Mittel seien letztendlich immer verhandelbar und dispositiv, wenn ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll.
Als bedeutendster Verfechter einer Realpolitik, die sich nicht an religiösen oder ethischen Erwägungen orientiert, gilt Niccolò Machiavelli. Der Begriff der Realpolitik wurde von Otto von Bismarck im Zusammenhang mit dem Deutschen Krieg von 1866 geprägt. Damals ging Preussen mit Italien ein Militärbündnis ein und besiegte Österreich und die süddeutschen Staaten. Bismarck setzte daraufhin bei König Wilhelm I durch, von Österreich weder Gebietsabtretungen noch Entschädigungen zu erhalten und hielts sich somit die Türe offen, später zusammen mit Österreich gegen Frankreich zu ziehen. Gegenüber König Wilhelm I. sagte er: "...Wir haben nicht eines Richteramtes zu walten, sondern deutsche Politik zu treiben..."
Der Begriff steht auch in engem Zusammenhang mit geopolitisch und nationalstaatlich ausgerichteten Politikformen, wie sie für die zweite Hälfte des 19. Jhr. typisch sind (Koalitionenpolitik des Deutschen Reiches).
In der Literatur wird u.a. auf die aus demokratietheoretischer Perspektive problematische Bindung der Realpolitik an demokratische Mitentscheidung hingewiesen. Zwar zielt Realpolitik auf öffentliche Zustimmung. Minderheitenschutz, die Ausgewogenheit realpolitischer Entscheidungen oder eine langfristig orientierte Politik leitet sich jedoch nicht zwangsläufig aus der schnell wechselnden öffentlichen Zustimmung ab.
Das Wort Realpolitik ist als deutsches Fremdwort ins Englischen übernommen worden, siehe englischer Artikel realpolitik.
Siehe auch: Realo