Nikomachische Ethik
Die Nikomachische Ethik ist die bedeutendste der drei erhaltenen ethischen Schriften Aristoteles. Wie auch die Eudemische Ethik und die so genannte "Große Ethik" wurde sie vermutlich nicht von Aristoteles selbst in der uns erhaltenen Form verfasst, sondern später aus Einzelschriften von seinen Schülern zusammengestellt.
Table of contents |
2 Dreiteilung der Güter in äußere, körperliche und seelische Güter. 3 Die Seelenteile 4 Die Tugenden 5 Lust und Schmerz 6 Gerechtigkeit 7 Literatur 8 Weblinks |
Wie auch für Platon und die meisten anderen Philosophen der griechischen Antike, steht im Zentrum der Ethik für Aristoteles der Begriff der Glückseligkeit.
Glückseligkeit (eudaimonia) wird als das höchste Gut angesehen. Das folgt für Aristoteles daraus, dass die Glückseligkeit für sich selbst steht - sie ist nicht, wie andere Güter, lediglich Mittel zum Zweck. Im Gegensatz zu anderen Gütern erstreben wir Glückseligkeit um ihrer selbstwillen. Sie ist, wie Aristoteles sagt, "das vollkommene und selbstgenügsame Gut und das Endziel des Handelns." (1097 b20)
Doch worin besteht nun die Glückseligkeit? Aristoteles sieht die Glückseligkeit nicht als Zustand, sondern als eine Tätigkeit, oder besser ein Tätigsein. Als hervorragendste Tätigkeit betrachtet er diejenige, die den Menschen ausmacht und ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Auf der Suche nach einem Unterscheidungskriterium gelangt Aristoteles zur Vernunft, die nur dem Menschen zu eigen ist.
Aristoteles definiert die Glückseligkeit als eine Tätigkeit der Seele gemäß der vollkommenen Tugend (arete). Die vollkommene Glückseligkeit besteht im bios theoretikos, im kontemplativen Leben.
Aristoteles unterteilt die menschliche Seele in einen vernunftlosen und einen vernunftbegabten Teil. Der vernunftlose setzt sich wiederum zusammen aus dem vegetativem Seelenvermögen, das selbst die Pflanzen besitzen und einem animalischen, das der Mensch mit den Tieren gemeinsam hat. Dieser animalische Teil, das begehrende und strebende ist von der Vernunft zum Teil steuerbar.
Aristoteles teilt die Tugenden in zwei Gattungen ein:
Die dianoetischen (verstandesmäßigen) Tugenden entstehen aus Belehrung, die ethische Tugenden hingegen ergeben sich aus der Gewohnheit. In Analogie zum Beherrschen eines Musikinstruments erwirbt man die Tugenden, indem man sie ausübt.
Sie beziehen sich auf die Leidenschaften und die Handlungen, die aus diesen Leidenschaften herrühren. Die ethischen Tugenden bestehen in der Zähmung und Steuerung des irrationalen, triebhaften Teils der Seele. Dabei postuliert Aristoteles eine Ethik des Masshaltens (man könnte auch sagen: er vertritt eine Ethik des Mittelmasses): bei den ethischen Tugenden gilt es die richtige Mitte zu treffen zwischen Übermass und Mangel. Am besten verdeutlichen lässt sich dies am Beispiel der Tapferkeit. Die Tapferkeit bewegt sich zwischen den Extremen der Feigheit und der Tollkühnheit - weder die Feigheit ist wünschenswert, noch eine übersteigerte, vernunftlose Tapferkeit, die Aristoteles als Tollkühnheit bezeichnet. Der Tapfere hält hingegen das richtige Mass. Ähnlich verhält es sich für andere ethische Tugenden, Grosszügigkeit, Besonnenheit, der richtigen Ernährungsweise usw.
Die dianoetischen Tugenden sind den ethischen übergeordnet, einerseits, da sie sich nur auf den rein rationalen Seelenteil beziehen, andererseits, da nur durch sie die vollkommene Glückseligkeit, das Leben in der reinen Schau der Wahrheit (theoria), der bios theoretikos erreicht werden kann.
Wissenschaft (episteme), Kunstfertigkeit (techne), Klugheit (phronesis), Vernunft (nous) und Weisheit (sophia)
Die ethischen Tugenden stehen in engem Zusammenhang mit Lust und Schmerz. Die Hinwendung der Menschen zum Schlechten erklärt Aristoteles damit, dass die Menschen die Lust suchen und den Schmerz fürchten. Diese natürliche Verhaltensweise gilt es durch Erziehung zum Guten zu beeinflussen und zu steuern. Aus diesem Grund rechtfertigt er auch Züchtigung: "sie sind eine Art Heilung, und die Heilungen werden naturgemäß durch das Entgegengesetzte vollzogen."
Doch auch die Ausübung der Tugend ist mit dem Angenehmen und der Lust verbunden. Aristoteles differenziert zwischen verschiedenen Arten der Lust, von denen lediglich manche für den Menschen schädlich sind. Er verurteilt die Lust also nicht prinzipiell.
Auch dem Glückhaben (eutychia) - im Gegensatz zur Glückseligkeit - weist er einen Platz zu. Auch wenn die Glückseligkeit in der Ausübung der Tugend besteht, müssen gewisse äußere Umstände gegeben sein.
"Die Gerechtigkeit ist also eine Mitte, freilich nicht auf dieselbe Art wie die übrigen Tugenden, sondern weil sie die Mitte schafft. Die Ungerechtigkeit dagegen schafft die Extreme." (1133 b 32)
Glückseligkeit
Dreiteilung der Güter in äußere, körperliche und seelische Güter.
Die Seelenteile
Die Tugenden
Die ethischen Tugenden
Die dianoetischen Tugenden
Lust und Schmerz
Gerechtigkeit
Literatur
Primärquellen
Sekundärliteratur
Weblinks