Mathematikerfamilie
Eine Mathematikerfamilie ist gekennzeichnet durch das Auftreten von hervorragenden Mathematikern und Vertretern verwandter Fachrichtungen in mehreren Generationen.Die Familie Bernoulli z. B. hat in vier Generationen 8 Mathematiker von überragender Bedeutung hervorgebracht, die 103 Jahre lang ununterbrochen den Lehrstuhl für Mathematik der Universität Basel innehatten. Bemerkenswerterweise ist aber kein Bernoulli gleich Mathematiker gewesen; und neben der Mathematik waren die acht auch Professoren für Physik, Chemie, Jura, Astronomie, Logik, Architektur und Ingenieurwesen - ein hervorragendes Beispiel für die mathematisch-technische Begabungsrichtung. Der letzte bedeutende Bernoulli war Technologe und Nationalökonom von großem Format. Die Ehefrauen der ersten Bernoulli entstammten aus Basler Geschlechtern, aus denen ebenfalls namhafte Gelehrte hervorgegangen sind (siehe auch Gelehrtenfamilien, Heiratskreis).
Die Nachkommen des Rechenmeisters Adam Ries, die durch den Adam-Ries- Bund in einem Buch und in einer Datenbank zusammengestellt sind, üben heute alle erdenklichen Berufe aus. Unter diesen Nachkommen gibt es nur wenige Linien, in denen über zehn bis zwölf Generationen hinweg niemals die Kontinuität der Hochbegabung verlorenging, was voraussetzte, daß der Ehepartner immer wieder aus einem vergleichbaren sozialen Milieu stammte.
Wertvoller noch als derartige Einzel-Genealogien sind Stichproben, wie z. B. die Ahnentafeln der 17 besten deutschen Mathematiker des 19. Jahrhunderts, die R. Müller 1955 veröffentlicht hat. Auch die Herkunft von Carl Friedrich Gauss, mit seinem überdurchschnittlich intelligenten und wirtschaftlich tüchtigen Elternhaus, paßt durchaus in das Gesamtbild, entgegen einem weitverbreiteten Märchen, dessen Quellen unklar sind.
Literatur
Siehe auch Akademiker, Elite, Intelligenz, Bildungsbürgertum