Loja Dschirga
Die Loja Dschirga oder Loya Jirga(h), ist eine große Versammlung, die in Afghanistan abgehalten wird. Das Wort stammt aus der Paschtu-Sprache - „loya“ bedeutet „groß“ und „Jirga“ bedeutet „Rat, Versammlung, Treffen“.Ursprünglich nahmen nur Paschtunen teil, später wurden auch andere ethnische Gruppen einbezogen. Die Teilnehmer sind Stammes- oder Regionalführer, Politiker, Militärs oder religiöse Führer, Mitglieder der Köngisfamilie und der Regierung. Die Treffen finden in unregelmäßigen Abständen statt. Einige Historiker vermuten, dass diese Tradition schon 1000 Jahre alt ist.
Es gibt keine Zeitbeschränkung in einer Loja Dschirga, und sie trifft sich solange, bis Entscheidungen getroffen werden. Entscheidungen werden in Übereinstimmung getroffen, formale Abstimmungen finden in der Regel nicht statt. Viele verschiedene Probleme werden beraten, wie Außenpolitik, Kriegserklärung, Legitimierung von Führern oder die Einführung neuer Ideen und Regeln.
Folgende Loja Dschirgas fanden in der Geschichte Afghanistans statt:
- 1747 in der Nähe von Kandahar, Paschtunische Teilnehmer beriefen Ahmad Shah als neuen Führer
- 1880, einberufen von Abdur Rahman Khan
- 1930, einberufen von Mohammed Nadir Shah, um seine Thronbesteigung zu legitimieren
- 1941, einberufen von Mohammed Zahir Shah, um Neutralität im Zweiten Weltkrieg zu vereinbaren
- 1964, (452 Teilnehmer), einberufen von Mohammed Zahir Shah, um eine neue Verfassung zu verabschieden
- 1977, verabschiedete die neue Verfassung von Mohammed Daoud Khan, die einen Einparteienstaat für die Republik von Afghanistan vorsah
- 1985, verabschiedete die neue Verfassung der Demokratischen Republik Afghanistan
- 2001 gab es vier verschiedene Loja Dschirgas, die das Ende der Taliban-Herrschaft diskutierten:
- 2002, 11. Juni, einberufen von der Übergangsverwaltung von Hamid Karzai, mit über 2000 Delegierten, die entweder durch Wahlen in den verschiedenen Landesteilen bestimmt wurden oder von politischen, kulturellen oder religiösen Gruppen entsandt wurden. Sie wurde in einem großen Zelt auf dem Campus der Polytechnischen Hochschule Kabul abgehalten. Sie etablierte die Übergangsregierung.
- 2003, am 14. Dezember trafen sich 502 Delegierte, darunter 114 Frauen, in Kabul, um über eine neue Verfassung für Afghanistan zu beraten. Andere Diskussionspunkte waren die Frage nach der offiziellen Sprache (Dari oder Paschtu), ob der ehemalige König Mohammed Zahir Shah den Titel „Landesvater“ behalten solle, die Rechte der Frauen und ob Afghanistan eine freie Marktwirtschaft haben solle. Ursprünglich sollte diese Loja Dschirga nur 10 Tage dauern. Doch die Auseinandersetzungen waren langwierig, in Afghanistan wurde die Loja Dschirga deshalb auch „loja dschagra“ (Großer Kampf) genannt. Am 4. Januar 2004 verabschiedete die Loja Dschirga die neue Verfassung für Afghanistan.