Kommerzielle Koordinierung
Der Bereich Kommerzielle Koordinierung (auch unter der Kurzform KoKo bekannt) war eine 1966 im Ministerium für Außenhandel der DDR eingerichtete Abteilung. Sie war direkt dem Zentralkomitee der SED untergeordnet und wurde zudem vom Ministerium für Staatssicherheit kontrolliert. Hauptaufgabe war die Devisenbeschaffung, geleitet wurde der Bereich seit der Gründung von Alexander Schalck-Golodkowski.Der seit den 70er Jahren stetig ansteigende Lebensstandard in der DDR war nicht zuletzt durch Importe aus den Westen ermöglicht worden. Die Kosten hierfür konnten nur zum Teil durch reguläre Exporte von laufenden Produktionsgütern erwirtschaftet werden. Im großen Umfang wurden die aus der UdSSR bezogenen Rohöllieferungen veredelt und verkauft. Der Verfall der Ölpreise ließ die Gewinnmargen jedoch stetig sinken. Die Versorgung mit Devisen zur Deckung der Importe basierte dabei auf mehrere Bereiche.
Zum einen konnten mit den Intershops, die sich auf Flughäfen, Bahnhöfen und an Grenzübergängen und Transitstrecken befanden und den Bedarf der Reisenden aus den westlichen Ländern decken sollten, Gelder erwirtschaftet werden. Hierbei war von Vorteil, dass die Reisenden die Waren meist günstiger als im Herstellungsland erwerben konnten. Auch wurden über das Versandhaus Genex Devisen erwirtschaften.
Der Genex-Kataloghandel richtete sich an Bürger der Bundesrepublik mit Verwandten und Bekannten in der DDR. Konnten DDR-Bürger nicht alle Produkte kaufen oder mussten sie auf Konsumgüter mitunter Jahre warten, so war eine Lieferung binnen weniger Wochen möglich, wenn die Bestellung über Genex erfolgte und die Rechnungen mit Devisen beglichen wurden. So wurden in den Katalogen Lebensmittel, Kleidung ja sogar ganze Häuser und auch Fahrzeuge der Marken Trabant, Wartburg und VW angeboten. Selbst bei den DDR-Fahrzeugen wurden die Autos kurzfristig geliefert, während DDR-Bürger mehrere Jahre warten mussten, sofern die Bezahlung mit Mark der DDR erfolgte.
Doch die über den Intershop und Genex erwirtschafteten Gelder konnten den Devisenbedarf nicht decken. So kaufte KoKo auch im westlichen Ausland Unternehmen auf und verkaufte letztlich sogar Waffen, Kunstwerke, und auch Reliquien aus der Zeit des Nationalsozialismus. Das KoKo-Geflecht schien bei der Auflösung der Abteilung im März 1990 undurchschaubar, nur wenige hatten Einblick in die KoKo-Geschäfte.
Während ihres Bestehens konnte KoKo etwa 30 Milliarden DM erwirtschaften und unterhielt etwa 150 Firmen im kapitalistischen Ausland.