Keraban der Starrkopf
Keraban der Starrkopf ist ein Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne. Der Roman wurde erstmals 1883 unter dem Titel Keraban-le-tetu veröffentlicht; die erste deutsche Übersetzung erschien 1885.Nach einem Ehestreit flieht der niederländische Tabakhändler Mijnheer Jan Van Mitten mit seinem Diener Bruno von Rotterdam nach Istanbul, wo er seinen Freund und Geschäftspartner Keraban aufsucht. Kerabans Geschäftsräume liegen in dem in Europa gelegenen Teil Istanbuls. Dort treffen ihn Van Mitten und Bruno an.
Keraban lädt sie zum Abendessen in seine Villa ein, die im in Asien gelegenen Teil Istanbuls - Scutari - liegt. Der europäische und der asiatische Teil Istanbuls werden durch den Bosporus getrennt. Als sie zusammen mit Kerabans trägem Diener Nizib über den Bosporus setzen wollen, bemerken sie einen Aushang der Polizei, wonach eine kleine Steuer pro Person für die Überquerung des Bosporus per Boot erhoben wird. Keraban weigert sich aus Hass auf die Regierung, diese Steuer zu bezahlen. Aus Trotz beschließt er, in seiner Kutsche das Schwarze Meer zu umrunden um in seiner Villa zu Abend zu essen. Da Van Mitten seine Einladung zum Abendessen angenommen hat, fahren er und sein Diener notgedrungen mit.
Nachdem die Reisegesellschaft einen Angriff wilder Eber auf die Kutsche überstanden hat, gelangt sie nach Odessa. Dort besucht Keraban seinen Neffen Achmed, der kurz vor der Heirat mit Amasia, der Tochter des Bankiers Selim steht. Die Hochzeit soll in Kerabans Gegenwart stattfinden. Keraban fordert Achmed auf, ihn nach Scutari zu begleiten. Kurz nach Kerabans Abreise werden Amasia und ihre Dienerin Nedjeb von dem Piratenkapitän Yarhud entführt.
In Poti an der russisch-türkischen Grenze treffen sie an einem Bahnübergang auf den vornehmen Saffar, der ihnen den Weg versperrt. Durch einen herannahenden Zug wird die Kutsche, die mitten auf den Gleisen steht, zerstört. Der wütende Keraban wird von zwei Kosaken verhaftet, in den wartenden Zug gesetzt und über die türkische Grenze gebracht. Achmed, Van Mitten, Bruno und Nizib überqueren die Grenze zu Pferd und lesen Keraban am Zollhaus wieder auf. Sie setzen die Reise in einem zweirädrigen Karren fort.
Als die Reisegesellschaft bei einem Leuchtturmwärter übernachtet, werden sie Zeuge, wie ein Schiff in einem Sturm untergeht. Achmed rettet zwei Frauen, die sich an Bord befanden, Amasia und Nedjeb. Kapitän Yarhud, der Amasia im Auftrag des reichen Saffar und seines Verwalters Scarpante entführte, hat das Unglück ebenfalls überlebt.
In der Karawanserei von Rissar lernen die Reisenden den Kurden Yanar und dessen Schwester Sarabul kennen. Durch ein Versehen dringen Keraban, Van Mitten und Achmed in Sarabuls Zimmer ein. In einer richterlichen Untersuchung werden die Schuldigen entlarvt. Um einer drohenden Gefängnisstrafe zu entgehen, überreden Keraban und Amasia Van Mitten Sarabul einen Heiratsantrag zu machen. Im nahen Trapezunt verlobt sich Van Mitten eher widerwillig mit Sarabul.
Unwissentlich stellt Keraban den Schurken Scarpante als Führer ein. Um den Weg nach Scutari abzukürzen, verlassen die Reisenden auf Vorschlag Scarpantes die Küste und durchqueren die Bergwelt von Anatolien. Während eines Nachtlagers werden die Reisenden von Banditen angegriffen. Yarhud, Scarpante und Saffar werden von Keraban getötet bevor sie Amasia entführen können. Am anderen Morgen stellt sich heraus, dass sich die Reisenden kurz vor Scutari befinden.
In Kerabans Villa gesteht Van Mitten Sarabul, dass er sie nicht heiraten kann, weil er bereits verheiratet ist. Unmittelbar nach dem Geständnis trifft ein Telegramm ein, wonach Van Mitten bereits seit fünf Wochen Witwer ist.
Es stellt sich heraus, dass die Trauung von Achmed und Amasia nicht in Scutari sondern nur im europäischen Teil Istanbuls stattfinden kann. Die Hochzeit droht zu platzen, weil sich Keraban immer noch weigert, die Steuer für die Überquerung des Bosporus zu zahlen. Er löst das Problem, indem er den Bosporus in einem Schubkarren überquert, den ein Seiltänzer auf einem 1.300 Meter langen Seil über das Wasser schiebt.
Achmed und Amasia können nun heiraten. Lediglich Van Mitten ist unglücklich, weil er immer noch die ungeliebte Kurdin heiraten muss. Als er jedoch das Telegramm noch einmal liest, stellt sich heraus, dass es einen Lesefehler enthält. Frau Van Mitten ist nicht "...verschieden..." sondern "... entschieden, ihren Gatten aufzusuchen". Kurz darauf trifft Frau Van Mitten in Scutari ein.
Keraban der Starrkopf ist ein spannender, handlungsreicher Roman mit vielen überraschenden Wendungen. Der alles überragende Charakter ist der starrköpfige Keraban, der die "modernen" Errungenschaften wie Eisenbahnen, Dampfschiffe und Telegraphen ablehnt und durch seinen Starrsinn die Handlung erst auslöst. Er kleidet sich bewusst altmodisch und ist gegen die von den fortschrittlichen Jungtürken beherrschte Regierung. Die Jungtürken tragen als Kopfbedeckung ein Fez, die Alttürken wie Keraban einen Turban.
Van Mitten ist ein sanftmütiger Holländer, kann jedoch auch ein Sturkopf wie Keraban sein, zum Beispiel im Streit mit seiner Frau, in dem es übrigens um etwas für Holland Typisches - Tulpen - geht und darin gipfelt, dass sich die Eheleute gegenseitig mit Tulpenzwiebeln bewerfen.
Bruno ist Van Mittens treuer Diener, der hauptsächlich um sein Gewicht besorgt ist. Bruno ist der Ansicht, dass in den Niederlanden das soziale Ansehen vom Körpergewicht abhängig ist. Als er wegen der Reisestrapazen immer mehr abnimmt, drängt er Van Mitten vergeblich, sich von Keraban zu trennen. Van Mitten ist jedoch viel zu sanftmütig, um sich Keraban gegenüber durchzusetzen.
Die Schurken Saffar, Yanar und Scarpante sind blasse Nebenfiguren. Der Roman endet, indem Keraban der Regierung die Steuer abkauft. Dadurch wird Keraban bei den Bürgern ungeheuer beliebt.