Heimito von Doderer
Heimito von Doderer (* 5. September 1896 in Hadersdorf-Weidlingau bei Wien; † 23. Dezember 1966 in Wien) war ein österreichischer Schriftsteller.Nach seiner Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft nach dem Ersten Weltkrieg studierte er Geschichte und brachte es 1926 zum Doktorat. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte Österreichs ist auch in seinen Romanen ständig präsent. Weniger im Vordergrund aber auch spürbar ist seine Beschäftigung mit der Psychoanalyse. 1933 trat er der NSDAP bei, distanzierte sich kurz danach aber wieder davon und konvertierte 1940 zum Katholizismus. Liiert war er zuletzt mit der Schriftstellerin Dorothea Zeemann.
1938, als Verlagslektor in München veröffentlichte er seinen ersten Roman Ein Mord, den jeder begeht. Schlagartig bekannt wurde er mit der Strudlhofstiege 1951. Weitere Romane folgten, wie Die Dämonen 1956 und Die Wasserfälle von Slunj 1963.
Kurz vor seinem Tod 1965 stieß er das Publikum mit seinem "Groteskroman" Die Merowinger vor den Kopf, in dem es um seltsame psychoanalytische Verfahren geht, einen Kleinadeligen (Childerich von Bartenbruch), der versucht, "die totale Familie" zu werden, indem er durch komplizierte Heiratsmanöver sein eigener Sohn, Vater, Onkel, Großonkel und so weiter wird, sowie um eine geheimnisvolle Firma namens "Hulesch & Quenzel", die an den kleinen Widrigkeiten dieser Welt schuld ist.
Sein letzter Roman Der Grenzwald (auch bekannt als "Roman No. 7") erschien postum 1967.
Seine Romane sind eine Gesamtschau der Gesellschaft seiner Zeit, einer sehr österreichischen Gesellschaft. Diese ist voll mit Abgründen und Obsessionen, die sich aber unter allerharmlosester Fassade abspielen. Meist ist das Beamtenmilieu oder sonst eine "gute Gesellschaft" im Vordergrund, deren Vorurteile und Beschränkungen blossgestellt werden, aber immer auf eher amüsante als bissige Weise. Grundlage dessen sind seine Beobachtung im Alltag, wie er sie in seinen Tagebüchern (Tangenten 1964) niederlegt. Neben kleinen und größeren Beamten sind die Protagonisten meist Journalisten oder auch Historiker, haben also immer entschieden autobiographische Züge. Dies fällt umso mehr auf, als die Romane aus stets wechselnden Perspektiven erzählt werden. Auch seinen sexuellen Obsessionen wird nicht zu geringer Platz eingeräumt, doch treten sie unter der Maske harmloser Spleens auf, etwa einer Vorliebe für Dicke Damen und bleiben als stets verfremdet - als Gedankenexperiment oder literarischer Text innerhalb des Romans.
Hintergrund zu all dem ist die österreichische Geschichte vor allem der untergehenden Monarchie und der Ersten Republik, in deren Fehlentwicklungen die Protagonisten verwickelt sind beziehungsweise hineinstolpern.
Seine Sprachbehandlung ist nicht nur virtuos und sehr wandlungsfähig, er setzt beim Leser auch einiges voraus: in den Dämonen etwa ist ein ganzes Kapitel im Deutsch des 15. Jahrhunderts verfasst.
1957 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur und 1964 den Großen Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er gilt als einer der bedeutendsten (nicht nur) österreichischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Werke
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