Gezeitenkraftwerk
Ein Gezeitenkraftwerk ist ein Kraftwerk zur Produktion von elektrischem Strom, das durch die Tide angetrieben wird. Sie sind eine Sonderform der Wasserkraftwerke.Gezeitenkraftwerke werden an Meeresbuchten und in Ästuaren errichtet, die einen besonders hohen Tidenhub haben, z.B. in der Mündung der Rance bei St. Malo, Frankreich. Dazu wird die entsprechende Bucht durch einen Deich abgedämmt. Dadurch kann das Wasser der Tidenströme nur durch die Turbinen strömen. Da aufgrund von Flut und Ebbe die Gezeitenströme viermal am Tag die Richtung wechseln, müssen die Turbinen auf Zweirichtungsbetrieb eingestellt sein.
Das Kraftwerk bei St. Malo wurde von 1961 bis 1966 errichtet. An dieser Stelle kann der Tidenhub bis zu 14 Metern erreichen. Die 24 Turbinen haben eine Leistung von jeweils 10 MW, zusammen 240 MW. Die jährliche Stromerzeugung beträgt rund 600 Millionen Kilowattstunden. Dieses Kraftwerk arbeitet auch als Pumpspeicherwerk.
Ein weiteres Gezeitenkraftwerk mit allerdings nur 20 MW befindet sich in Annapolis Royal an einer Nebenbucht der Fundy-Bay in Neuschottland (Kanada). Es wurde 1984 errichtet und dient in erster Linie der Forschung und Entwicklung. Es arbeitet im Ein-Richtungs-Betrieb und nutzt nur den Ebbstrom. Seit längerem wird an der Fundy-Bay auch ein großes Gezeitenkraftwerk von 5.000 MW Leistung geplant, aufgrund der hohen Investitionskosten wurde es aber bisher nicht realisiert. Daneben bestehen auch Bedenken über die Auswirkungen eines derartigen Projektes; neben ökologischen Folgen (die Bay of Fundy ist ein wichtiges Fischereigebiet) wird auch befürchtet, dass der Gezeitenhub an der Gegenseite der Bucht durch einen Kraftwerksdamm verädert würde und dadurch Städte (z. B. Boston) überflutet werden könnten.
Weitere kleinere Gezeitenkraftwerke gibt es in Russland bei Murmansk (0,4 MW) und in China. Das größte chinesische Gezeitenkraftwerk befindet sich bei Jiangxia in der Provinz Zhejiang. Es wurde 1986 fertiggestellt und hat 10 MW Leistung.
Gezeitenkraftwerke entnehmen ihre Energie letztlich der Erddrehung, d.h. sie bremsen diese minimal ab. Im Verhältnis zur gesamten Abbremsung durch die natürliche Gezeitenreibung fällt dies jedoch nicht ins Gewicht, und die Erde hat wegen ihrer hohen Masse eine sehr hohe Drehenergie. Daher sind Gezeitenkraftwerke in ihren Auswirkungen der Nutzung von regenerativen Energien ähnlich. Gleichwohl sind sie ökologisch nicht unproblematisch, da sie die Fauna und Flora der Küstengewässer beeinflussen.
Siehe auch:
- Strömungskraftwerk
- Wellenkraftwerk
- Ocean Thermal Gradient-Kraftwerk