Fünf-Elemente-Lehre
Die Fünf-Elemente-Lehre ist die chinesische Entsprechung zur abendländischen Vier-Elemente-Lehre. Sie entstand im Taoismus.
Nach dieser Lehre gibt es fünf Grundelemente ("Wu Hsing / wuxing 五行", meint 5 Wandlungsphasen) die wechselwirken: Wasser, Feuer, Holz, Erde und Metall. Diese Elemente sind aber eben nicht nur Stoffe, sondern Metaphern und Symbole, die beschreiben, wie sich Dinge in ihrer Beziehung zueinander verhalten.
Das Tao 道, die schöpferische Funktion des großen Einen 大一 bildet in der Natur 2 Zustände: Yin und Yang diese beiden erzeugen die 5 Elemente. Im Taoismus ist alles Wissen über die Realität ein Symbol. Wenn wir die Beziehungen der Symbole auf makrokosmischer Ebene verstehen, verstehen wir deshalb auch die analogen Beziehungen im kleineren Maßstab: zum Beispiel im menschlichen Körper, in der Charakterkunde, in der Astrologie oder in der Politik.
Den fünf Elementen sind Farben und geometrische Formen zugeordnet:
- Wasser 水 (shui): blau, schwarz, irreguläre Formen
- Feuer 火 (huo): rot, Pyramidenformen
- Holz 木 (mu): grün, zylindrische Formen
- Erde 土 (tu): gelb, Quaderformen
- Metall 金 (jin): silber, grau, weiß, Kuppelform
Die Liste der Analogien ist praktisch unbegrenzt: den Elementen sind z.B. auch 5 Jahreszeiten zugeordnet, 5 Himmelsrichtungen, 5 Geschmacksrichtungen, 5 Emotionen, 5 Witterungen, 5 Landschaftsformen, 5 Planeten usw.
Zyklische Anordnung
Die fünf Elemente stellen Wandlungsphasen von Prozessen oder Aktionsqualitäten dar. Es handelt sich daher nicht um Elemente im Sinne von Bestandteilen, sondern um Aspekte eines dynamischen Ablaufes, der als zyklisch erlebt und meist in einem fünfgeteilten Kreis im Uhrzeigersinn dargestellt wird. Die Vorstellung aller Prozesse als zyklisch bedeutet jedoch nicht eine stetige, monotone Wiederholung, sondern beinhaltet ebenso eine (im Westen meist linear gedachte) Evolution.
Nach chinesischer Vorstellung baut die Fünf-Elemente-Lehre auf der taoistischen Theorie von Yin und Yang auf und ist auf alle Bereiche des Lebendigen anwendbar, es handelt sich nach dieser Auffassung letztlich um ein Grundgesetz des Lebens selbst. Die fünf Elemente (bessere Übersetzungen wären vielleicht: Energien, Phasen, Aspekte) werden häufig am Jahreswechsel verdeutlicht: Wasser steht unten als ruhender Ausgangspunkt und wesentlicher Bestandteil jeder Dynamik, entsprechend dem Winter Holz folgt als vorbereitende, expandierende Phase, (Vor)frühling, Feuer bildet den Höhepunkt der eigentlichen Aktion, steht für den Sommer Erde steht für den wandelnden Aspekt, der im zyklischen Prozess Evolution bewirkt, etwa die Metamorphose hin zur Fruchtbildung, Spätsommer Metall konzentriert und strukturiert die Aktion, dies gewährleistet die Wirkung der Aktion, entsprechend der Reifung im Herbst. Dem schließt sich wieder die Ruhephase (Wasser) an.
Nährungszyklus In der besprochenen Reihenfolge nähren sich die Elemente einander, sie stehen etwa in der Relation wie Eltern zu Kindern: Wasser nährt Holz, Holz nährt Feuer und so fort. Diese Relationen bilden den Nährungszyklus (zyklisch im Uhrzeigersinn)
Schwächungszyklus Die Nährung bewirkt umgekehrt, dass jedes Element sich durch Schwächung seines Vorgänger entwickelt(zyklische Relation entgegen dem Uhrzeigersinn)
Kontrollzyklus Mangel bzw Überfluss einer der 5 Elemente des betrachteten Prozesses würde den Prozess insgesamt stören beziehungsweise seinen Träger (einen lebendigen Organismus) schädigen. Kontrollierende Eingriffe können nicht willkürlich erfolgen, ohne den Prozess zu stören. Vielmehr soll die inhärente Gesetzmäßigkeit auch bei der Prozesskontrolle von außen berücksichtigt werden: Wasser kontrolliert Feuer (Beispiel: Kühlen durch Verdampfen) Holz kontrolliert Erde (Beispiel: Pflug) Feuer kontrolliert Metall (Beispiel: Esse) Erde kontrolliert Wasser (Beispiele: Damm, getöpferte Schale) Metall kontrolliert Holz (Beispiel: Messer, Hobel) Die Kontrollrelation ist deshalb ein Pentagramm im Kreis, dass dadurch entsteht, dass jedes Element auf seinen Nach-Nachfolger einwirkt.
Schädigungszyklus Die entgegengesetzte Relation (auf den Vor-Vorgänger) wird als destruktiv, verletzend beschrieben. So schädigt beispielsweise Wasser Erde (Erosion, Überschwemmung).
Da jedes Element in sich Yin- und Yang-Aspekte besitzt, ist eine einfache Gleichsetzung wie etwa Feuer=Yang und Wasser=Yin ebenso falsch verkürzt wie etwa bei den Trigrammen des Buchs der Wandlungen (dort etwa Himmel=Yang und Erde=Yin)
Kosmologische Anordnung
Eine seltenere Anordnung der 5 Elemente ergibt sich, wenn das wandelnde Prinzip der Erde in den Mittelpunkt des Rades rückt und die verbleibenden 4 Elemente auf 2 orthogonalen Achsen angeordnet werden: Vertikale: Wasser unten (Ruhe) – Feuer oben (Bewegung) Horizontale: Holz links (Expansion) – Metall rechts (Kontraktion) Diese orientierende quaternio stellt das Wirkprinzip des Prozesses anstelle der Prozessdynamik selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung, wie es auch im Westen häufig zur Orientierung geschieht (Beispiel: Vier-Elemente-Lehre, Kompassrose, kartesisches Koordinatensystem)
Beide Anordnungen können als 2 verschiedene ebene Projektionsmöglichkeiten einer räumlichen Pyramide (Erde an der Spitze) aufgefasst werden.
Die Fünf-Elemente-Lehre ist von großer Bedeutung im Feng Shui, Tai-Chi und Qigong.