Essentialismus
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2 Zur ideellen Form des Esssentialismus nach Platon 3 Zur Auseinandersetzung um den methodologischen Essentialismus |
Der Begriff Essentialismus wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Pierre Duhem (1861 bis 1916) unter anderem eingeführt, um die Position bestimmter Vertreter des Realismus im mittelalterlichen Universalienstreit zu bezeichnen.
Die philosophische Denkrichtung des Essentialismus greift die Ideenlehre des griechischen Philosophen Platon auf und wird besonders dem im Mittelalter lebenden Theologen Thomas von Aquin zugeschrieben.
Der Essentialismus beantwortet die Frage nach der Ursache von Entwicklung mit der philosophischen Kategorie der Idee, und meint, das alle Dinge dem ihnen selbst innewohnenden Idealbild entgegenstreben.
Neben dem Sozialphilosophen Karl R. Popper kritisieren Evolutionsbiologen diese ideelle Form des Essentialismus vehement.
Für sie ist die Idee eine verallgemeinernde Methode der menschlichen Vorstellung, aber keine den physischen Dingen selbst innewohnende Sache. Die tatsächliche Realität der Dinge entstehe durch das Zusammenwirken von physischen,
biologischen oder sozialen Faktoren, von denen die Idee keine sei.
In seiner Kritik an der materialistischen Form der Erkennbarkeit der
Welt verwendete Karl R. Popper den Begriff des methodologsichen Essentialismus. Der methodologsiche Essentialismus wurde nach der Ansicht von Popper von Aristoteles begründet.
Aristoteles lehrte, dass die wissenschaftliche Forschung zum Wesen der Dinge vordringen muss, um sie zu klären. Die methodologischen Essentialisten haben die Neigung, wissenschaftliche Fragen in Formen wie "Was ist Materie", "Was ist Kraft" zu formulieren.
Popper gibt nun in seiner Kritik an, dass die materialistische Auffassung als Grundlage aller Prozesse "unveränderliche Wesenheiten" (Essentia) annehme, worin sich zeige, dass diese Auffassung ein Nachfolger der scholastischen Philosophie des Mittelalters sei, was sich auch in einer Assoziierung zum Holismus zeigen würde (Popper, in: Das Elend des Historizismus).
Den Gegensatz zum methodologischen Essentialismus bildet nach Popper der methodologische Nominalismus, für den "die Aufgabe der Wissenschaft nur in der Beschreibung des Verhaltens der Dinge" bestehe.
Die Vehemenz, mit der Popper diese Form des methodologischen Essentialismus angreift, erklärt sich daraus, dass dieser die Voraussetzung für das Auffinden objektiver Gesetze, die Annahme einer gesellschaftlichen Entwicklung, strikt negiert.
siehe auch: kritischer Rationalismus, NominalismusZur Bildung des Begriffs des Essentialimus
Zur ideellen Form des Esssentialismus nach Platon
Zur Auseinandersetzung um den methodologischen Essentialismus