Emergenz
Mit Emergenz bezeichnet man das Entstehen neuer Strukturen oder Eigenschaften aus dem Zusammenwirken der Elemente in einem komplexen System. Als emergent werden Eigenschaften eines "Ganzen" bezeichnet, die sich aus den einzelnen "Teilen" nicht direkt herleiten lassen und nur aus dem Zusammenwirken der Teile, d.h. aus ihrem Prozess heraus, erklärbar sind. Eine besondere Bedeutung liegt beim Begriff Emergenz auch in der Rückwirkung der emergenten Eigenschaften auf die einzelnen Komponenten.
Ein gern verwendetes Beispiel: Das Gehirn besteht aus einer Unzahl relativ einfacher, ähnlicher Elemente (Neuronen). Aus dem komplexen Zusammenspiel dieser einfachen Bausteine emergieren Muster, die die eigentliche Gehirnaktivität ausmachen: ein einzelnes Neuron hat keine Gedanken, ein Gehirn (als Gesamtsystem vieler Neuronen) schon.
Ein Beispiel für eine andere Interpretation, die ohne ein komplexes System auskommt: Wasser ist nass, ein einzelnes Wassermolekül ist es nicht. Die Eigenschaft "Nässe" ist daher emergent, weil sie sich erst aus dem Zusammenspiel vieler Wassermoleküle ergibt.
Auch in der Betriebswirtschaftslehre wird der Begriff Emergenz in Verbindung mit nicht-intendierten Effekten durch z.B. Handlungen des Managements großer Unternehmen (welche ja durchaus komplexe Systeme darstellen) verwendet.
In der Kulturinformatik wird ebenfalls von Emergenz gesprochen. Das Internet biete eine reichhaltige Sammlung emergenter Phänomene. Die zunehmende Vernetzung beschleunigt diese emergenten Prozesse, beispielsweise Netzkunst, Smart Mobs, Online-Games, Foren.
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Der Begriff "Emergenz" wird in einer Vielzahl von mehr oder weniger genau definierbaren Bedeutungen verwendet: oft nur als vages Synonym für "Auftauchen" und "Erscheinen", etwas spezifischer für so genannte Systemeigenschaften (d.h. Eigenschaften, die ein Gesamtsystem hat, aber keines seiner Einzelteile, wie in den obigen Beispielen), in manchen Fällen aber auch im Rahmen so genannter "starker Emergenztheorien". Typische Annahmen solcher Theorien sind die Unvorhersagbarkeit emergenter Eigenschaften (auch mit perfektem Wissen über die Bestandteile lassen sich manche Eigenschaften des Gesamtsystems nicht vorhersagen) sowie deren Irreduzibilität (eine emergente Eigenschaft lässt sich nicht aus den Eigenschaften der Systembestandteile ableiten). Dies steht im Widerspruch zum Reduktionismus, aber auch zum anderen Extrem, dem Holismus.
Eine umfassende Diskussion findet sich in Stephan (1999).
Siehe auch: Schwarm
Begriff
Literatur
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