Cluniazensische Reform
Cluniazensische Reform, eine vom burgundischen Benediktinerkloster Cluny ausgehende geistliche Reformbewegung des Hochmittelalters, die zuerst das Klosterleben und dann das Papsttum erfasste.Die Hauptgedanken der Reform waren: 1) strenge Beachtung der Benediktsregel 2) größte Gewissenhaftigkeit beim Opus Dei, den täglichen Gottesdiensten 3) Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches.
Daneben standen eine Reform der Klosterwirtschaft und Loslösung der Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der Bischöfe; die Klöster wurden direkt dem Schutz des Papstes unterstellt. Im Streit zwischen Kaiser und Papst (Investiturstreit) unterließ es Cluny, Partei zu ergreifen, stand aber in Fragen der Simonie und des Zölibats auf Seiten der Reformpäpste.
Schon mit dem ersten Abt Berno wurde eine Hinwendung zu alten monastischen Idealen begonnen, die dann von Abt Odo fortgesetzt wurde. Die consuetudines Cluniacenses breiteten sich schnell in Südfrankreich aus und fanden auch in Italien Nährboden. Hier besonders in St.Maria Aventinese und Montecassino. Neben der Rückbesinnung auf benediktinischen Grundsätze (in der Variante des Benedikt von Aniane) und einer gesteigerten Spiritualität (inklusive des Zeremoniendienstes und des Mirakelglaubens) wurde auch schnell die Befreiung aus der weltlichen Abhängigkeit betrieben, die neben der Exemption aus dem zuständigen Diözesensprengel auch die Arondierung des Klosterbesitzes und die Einforderung der Gerichtsbarkeit für das Herrschaftsgebiet einschloss.
Geschichte der Reform
Dabei koinzidierte die von Cluny ausgehende Bewegung mit einer kirchenrechtlichen Entwicklung, die sich die isidorischen Dekretalen (um 850), eine teilweise gefälschten Sammlung von Dekreten, Synodalbeschlüssen und Papstbriefen zur Begründung eines in jeder Hinsicht vorrangigen Papsttums, nutzbar machte, um hierauf basierend auch eine Stärkung der Bischöfe zu fordern, dies aber vor allem gegenüber den entsprechenden weltlichen Herrschern und immer mit Blick auf ein starkes Papsttum, von wo man gerade die Unabhängigkeit der kleineren Bistümer meinte bestens wahren zu können. In diesen Zusammenhang des von propagandistischen Auswüchsen begleiteten Wiedererstarkens der Kurie gehörte auch die sog. Konstantinischen Schenkung (donatio Constantini), eine Fälschung Roms. (Weitere Sammlungen in diesem Zusammenhang sind die Hispania Gallica, Capitula Angilramni und die Sammlung des Benedikt Levita).
Mit dem 11. Jahrhundert, insbesondere unter Abt Odilo, fand dann eine kirchenpolitische Wendung der Reform statt. Rückführen lässt sich dies auf die häufige Anwesenheit der exempierten Mönche in Rom. Hier nun aber fanden die wenig von weltlichen Herrschern eingeschränkten Mönche nun einen Papst, der als geistliches Oberhaupt seiner Kirche durchaus nicht von derartigen Zwängen frei war. Namentlich die Wahl und Einsetzung des Pontifex fand sich beinahe vollständig in der Hand des römischen Stadtadels. Andere ausserkirchliche Einflüsse kamen hinzu. Der Kampf gegen diese Einflussfaktoren, gegen Simionie und Nikolaitismus wiederum klerikalisierte die einst monastisch geprägte Reform. Unter v.a. der Mitwirkung von Humbert von Silva Candida und Hildebrand wurde so aus der Cluniazensischen Reform als Klosterreform die Gregorianische Reform als Kirchenreform.
Ähnliche bestrebungen finden sich anderen Ortens. Der Lothringischen Reform bsplw. fehlte lediglich die Einforderung päpstlichen Unabhängigkeit. Nach Deutschlanddrang die Reformbewegung erst später, da im alten benediktinischen Mönchtums (vor allem im Kloster St.Gallen hiergegen viel Widerstand gebildet hatte. Eine Fortsetzung fand sich dann in der sog. Hanauer Reform.
Literatur siehe: Cluny