Arbor porphyriana
Als Arbor porphyriana (auch: arbor porphyrii oder Árbol de Porfirio; dt.: "Baum des Porphrios") bezeichnet man ein von Porphyrios von Tyros (* ca. 232/233 n. Chr, † ca. 301 n. Chr) in seiner Isagoge entwickeltes systematisches Klassifikationssystem für die Unterscheidung zwischen Gattungsbegriffen und Artbegriffen, das auf fünf Grundbegriffen aufbaut:
- genus ("Gattung")
- species ("Art")
- differentia specifica ("artbildender Unterschied")
- proprium ("wesentliches Merkmal")
- accidens ("unwesentliches bzw. zufälliges Merkmal")
Höchste Gattung ist das Sein. Dies Besonderheit dieser Gattung besteht darin, daß sie nicht Art einer anderen Gattung sein kann. Die höchste Gattung heißt summum genus. Eine niedrigste Art, die in keine dem Umfang nach kleinere Arten mehr eingeteilt werden kann, heißt infima species. Die nächst höhere Gattung einer Art heißt nächste Gattung oder proximum genus.
Diese Einteilung ist auch bekannt unter der Bezeichnung Quinque voces (dt.: "Von den fünf Lautungen").
Diese Baummetapher wurde erstmals durch Petrus Hispanus († 1277) unter dem Begriff des Arbor porphyriana in die Wissenschaftsgeschichte eingeführt.
Auch Raimundus Lullus gliederte die Wissenschaften in L'arbre de ciència (um 1295/96, veröffentlich in lateinischer Sprache 1482) systematisch, wofür er die Allegorie des Arbor porphyriana nutzte.
Bei Lullus repräsentieren vierzehn Bäume die Seinsbereiche wie Elemente, Botanik, Tiere, Sinnesempfindung, Imagination, Moral, Gesellschaftslehre usw.; in zwei weiteren Bäumen werden diese Bereiche veranschaulicht durch Beispiele (Exempla) und Sprichworte (Bonmots). Jeder Baum hat wiederum eine siebenteilige Binnengliederung, bestehend aus Wurzel, Stamm, Ästen, Zweigen, Blättern, Blüten und Früchten.
Zuletzt wurde die Baummetapher in der Encyclopédie von Diderot und d'Alembert genutzt.
Siehe auch: Baum der Wissenschaften, Stammbaum der Wissenschaft, Familienähnlichkeit