Adynaton
Neutrum, Plural Adynata; altgriechisch τὸ ἀδύνατον (to adynaton): das Unmögliche, von ἀδύνατος/ον (adynatos/on): unmöglich.
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Rhetorische (Gedanken-)Figur, die die Bedeutung bzw. Behauptungsstärke einer Aussage durch den (expliziten oder impliziten) Wahrscheinlichkeitsvergleich mit etwas Unmöglichem betont, nach dem Schema: «Eher geht die Welt unter, als dass ...». Das Adynaton stammt aus der altgriechischen Dichtung und wird ursprünglich meist im Zusammenhang eines Schwures, später abgeschwächt einer Beteuerung gebraucht. In der formalen Ausführung sind nach Maurach § 158 d (explizit) komparativische Adynata von nicht (nur implizit) komparativischen Adynata zu unterscheiden.
Ältester Beleg ist das nicht-komparativische Adynaton bei Homer, Ilias I 233 ff.:
Definition
Beispiele
Klassisches Beispiel der komparativischen Form ist Vergil, Bucolica I 59-63:
Weitere musterhaft ausgeprägte Adynaton-Reihungen liegen etwa in den mit der Appendix Vergiliana überlieferten Dirae sowie, zum paradoxen Genuss einer kompletten Adynaton-Dichtung gesteigert, im spätantiken Gedicht Aurea concordi ... der Dichterin Eucheria vor (Text und Übersetzung bei Homeyer, S. 185-187). Die mittelalterliche, v.a. karolingische Dichtung verallgemeinert das Adynaton zum Topos der verkehrten Welt, der in parodistischer oder moralisierender Weise gebraucht wird (siehe Curtius Kap. 5 § 7).