Solresol
Solresol (oder: la Langue Musicale Universelle) ist eine Plansprache, die von dem Franzosen Jean François Sudre ab 1817 entwickelt wurde. Populär wurde die Sprache durch die Veröffentlichung der Grammaire du Solresol durch Boleslas Gajewski im Jahre 1902.Der Wortschatz basiert auf den Musiknoten: do, re, mi, fa, sol, la, si. Häufig gebrauchte Wörter bestehen aus einer, zwei oder drei Silben/Noten, zum Beispiel: si = ja, do = nein; doredo = Zeit, dorela = Jahr, doresi = Jahrhundert. Speziellere Begriffe werden aus vier oder fünf Silben gebildet.
Der Clou an Solresol ist, dass man sich nicht nur sprechend, sondern auch singend, pfeifend, mit Flöten oder sonstigen Musikinstrumenten verständigen kann. Schreiben kann man in Buchstaben- oder in Notenschrift. Man kann die einzelnen Tonsilben auch durch Zahlen ersetzen (do = 1, re = 2 ...) oder mit unterschiedlichen Farben darstellen oder - besonders nützlich für die Kommunikation mit Seh- und Hörbehinderten - durch Druck auf bestimmte Punkte der Hand des Gesprächspartners vermitteln.
Ähnlich wie in Ro gibt es Gruppen von Wörtern nach der Bedeutung in Abhängigkeit der ersten Silben, oder Musiknoten. Wörter beginnend mit sol beziehen sich auf Kunst oder Wissenschaft, und es geht dann so vertiefend weiter; zum Beispiel solsol für Krankheit und Medizin usw.
Um das Gegenteil auszudrücken, werden die Silben des Wortes einfach umgekehrt: fala = gut, lafa = schlecht.
Solresol hat eine Reihe von Vorzügen:
- Es ist im höchsten Grad landesneutral.
- Verschiedene Systeme (Zeichen, Farben, usw.) ermöglichen die Verständigung sogar zwischen unterschiedlich behinderten Menschen - bei relativ geringem Lernaufwand.
- Es ist sehr motivierend für Analphabeten, die dank der sieben Silben oder Zeichen bzw. zehn Buchstaben zu wissen bzw. zu erkennen sehr schnelle Lernerfolge verzeichnen können
- keinerlei Ausspracheschwierigkeiten weltweit
- sehr einfache aber effektive Systeme, um die grammatikalische Funktion der Wörter im Satz zu differenzieren
Solresol hatte über ein Jahrhundert lang mit der Schwierigkeit zu kämpfen, dass im Ursprungsland Frankreich Gebärdesprachen verboten waren (Kongress von Mailand 1880 - Fabius-Gesetz 1991). Dies war ein Riesennachteil für die Verbreitung der Sprache!
Zum Ende des 19. Jahrhunderts tauchten neue Plansprachen auf (zum Beispiel Volapük und Esperanto), die mehr Erfolg hatten, so dass Solresol im 20. Jahrhundert fast in Vergessenheit geriet. Dennoch gibt es bis heute eine kleine Gruppe von Sprechern, die über den ganzen Globus verteilt lebt und vor allem über das Internet die Sprache leben lässt.
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