Politeia
Die Politeia gilt als das herausragende Werk in Platons mittlerer Schaffensphase und gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Schriften in der Geschichte der Philosophie. Zentrales Thema der Politeia ist die Frage: Was ist Gerechtigkeit?
Table of contents |
2 Aufbau 3 Struktur des platonischen Staates 4 Gerechtigkeit im Staat 5 Gerechtigkeit beim Menschen 6 Philosophenkönige |
Im Dialog auftretende Personen
Aufbau
Die Politeia besteht aus zwei ungleichen Teilen. Im ersten Buch, das ursprünglich als eigenständiger Dialog konzipiert war, grenzt Platon seine Position von der der Sophisten ab. Thrasymachos, ein Sophist, behauptet, dass das Gerechte nichts anderes als der Vorteil des Stärkeren sei. Platon widerlegt dies und auch die damit einhergehende Behauptung, dass der Ungerechte ein besseres Leben hätte als der Gerechte. Das erste Buch endet jedoch aporetisch, d.h. in Ratlosigkeit, man hat zwar festgestellt, was Gerechtigkeit nicht ist, jedoch keine positive Definition der Gerechtigkeit gefunden.
In den Büchern zwei bis zehn entwickelt Platon seine Idee der Gerechtigkeit. Mit dem Argument, dass sich die Dinge im Großen besser und klarer erkennen lassen als bei einem Einzelnen, behandelt Platon zunächst den gerechten Staat und überträgt die gewonnenen Erkenntnisse anschließend auf den Menschen.
Struktur des platonischen Staates
Der Staat entsteht für Platon aus Gründen der Arbeitsteilung, weil keiner von uns sich selbst genügen kann (siehe auch Autarkie), er besteht jedoch um eines höheren Ziels willen: der Gerechtigkeit. Platons Staat ist gegliedert in den Handwerker- und Bauernstand, den Stand der Wächter und den der Regenten. Die Angehörigen dieser Stände zeichnen sich nach Platon jeweils durch besondere Eigenschaften ("Tugenden") aus.
Weil vor der Geburt den Menschen unterschiedliche Fähigkeiten zugeteilt wurden (Lachesis-Mythos), entscheiden die Wächter und Erzieher früh, zu welchem Stand ein Kind gehören wird. Es wird den Eltern weggenommen und unter völliger Gleichberechtigung von Buben und Mädchen von Erziehern herangezogen. (Nicht-taugliche Säuglinge werden nach dem Vorbild Spartas umgebracht.) Die Regeln der Erziehung werden lange erörtert, wobei die Ausbildung für die Herrschenden (Wächter, Könige) am schwierigsten, strengsten und längsten ist.
Besonnenheit ist die Übereinstimmung des von Natur schlechteren und des besseren Teiles in der Frage, welcher von ihnen in der Stadt und in jedem einzelnen Menschen zu regieren habe. Die Besonnenheit muss daher beiden, den Regierenden und Regierten in der Stadt innewohnen, besonders aber den Regierten.
Gerechtigkeit besteht, so schließt Sokrates seine Argumentation, nun schlicht darin, dass jeder das Seine tut, wenn also der Regentenstand weise ist, die Wächter tapfer und die Regierten besonnen.
Genau wie die einzelnen Stände im Staat müssen auch diese Seelenteile in Harmonie zueinander stehen. Der vernünftige Seelenteil muss die anderen durch seine Weisheit lenken, das muthafte Element, der Wille, muss durch die Tapferkeit die Beschlüsse des ersten vollziehen, und alle müssen darin übereinstimmen, dass der Vernunft die Regentschaft zukommt.
Die Welt ist für Platon zweigeteilt in eine Welt der Erscheinungen und eine Welt der Ideen. Ideen sind die Urbilder, die ewig und unwandelbar sind und die wirklicher als ihre Abbilder sind. Die Ideen sind hierarchisch geordnet, von trivialen Dingen wie der Idee des Stuhls bis hin zur höchsten Idee, des Guten, die im Sonnengleichnis der Metapher der Sonne, die durch ihr Licht alles bescheint, wachsen läßt und das Sehen ermöglicht, zugrundeliegt. Ziel des Philosophen ist die Erkenntnis, die Schau der Ideen. Nur wer diesen schwierigen Weg beschritten und am Ende die wahre Welt gesehen hat, ist nach Platon in der Lage, den Staat zu regieren. Wenn sie das Gute selbst gesehen haben, so sollen sie es zum Vorbild nehmen und danach ihr übriges Leben lang abwechselnd die Stadt und die Mitbürger und sich selbst in Ordnung bringen.Gerechtigkeit im Staat
Platon fragt nun nach der Gerechtigkeit: In seiner Argumentation geht er aus von der Annahme: Wenn die Stadt richtig angelegt ist, dann ist sie auch vollkommen gut. Vollkommen gut heißt weise, tapfer, besonnen und gerecht. Wodurch ist nun eine Stadt weise zu nennen, fragt er. Weise ist sie durch die Weisheit der Regenten. Tapfer hingegen müssen in erster Linie die Wächter sein.
Tapferkeit ist, so lässt Platon Sokrates argumentieren, eine Art von Bewahren, nämlich der vom Gesetz durch die Erziehung eingepflanzte Meinung über das, was man zu fürchten hat und wie das beschaffen sei.Gerechtigkeit beim Menschen
Mit der Gerechtigkeit des Einzelnen verhält es sich analog: Die Seele des Menschen besteht aus drei Seelenteilen, dem vernünftigen (logistikon), dem muthaften (thymoeides) und dem begehrenden (epitymetikon).Philosophenkönige
Wenn nicht entweder die Philosophen Könige werden [...] oder die , die man heute Könige nennt, echte und gründliche Philosophen werden, und wenn dies nicht in eines zusammenfällt: die Macht in der Stadt und die Philosophie [...] so wird es mit dem Elend kein Ende haben.[...] Denn es ist schwer einzusehen, dass nur in einer solchen Stadt das Glück für den einzelnen und die Gesamtheit zu finden sein sollte. (473d) In diese Worte fasst Platon seine Forderung, die Philosophen sollten den Staat regieren. Wie kommt er dazu? Platon erklärt dies in mehreren Gleichnissen, in denen er seine Lehre von den Ideen, den Urbildern darstellt (siehe auch Ideenlehre, Höhlengleichnis).