Montanismus
Der Ausdruck Montanismus (auch: phrygische Häresie bzw. Neue Prophetie als Selbstbenennung) bezeichnet eine christliche Lehre und Bewegung des 2. Jahrhunderts, die als Häresie verurteilt wurde.Überblick
Der Montanismus ist benannt nach einem Montanus, der sich als der eschatologische Paraklet nach dem Evangelium des Johannes (14,16) ausgab, was den Beginn der Endzeit bedeutet hätte (Parusieerwartung). Die »Neue Prophetie« seiner Anhänger war somit auch die letzte Prophetie (vgl. den ersten Brief Pauli an die Korinther, 12 - und Apostelgeschichte, 11).
Montanus selbst soll vor seiner Konversion ein Priester der Kybele gewesen sein. Der Montanismus blieb zunächst auf die kleinasiatische Gegend um das phrygische Dorf Ardabau beschränkt, aus dem Montanus stammte, und dehnte sich dann nach Syrien und Thrazien aus.
Der Montanismus forderte eine strenge Askese, die Aufhebung der Ehe (später dann der Wiederverheiratung) bzw. die Jungfräulichkeit (Virginität) und die Bereitschaft zum Martyrium. Der phrygische Ort Pepuza sollte der Sammelpunkt sein, das nahende Ende gemeinsam zu erwarten. Nach dem Tod des Montanus und einer seiner beiden wichtigsten Prophetinnen, Priska (auch: Priscilla, Priskilla), führte die andere, Maximilla, die Bewegung weiter. Erst als diese 179 auch verstarb, ohne dass ein Weltenende sichtbar wurde, ging der Montanismus allmählich unter.
Ideologisch wurde der Montanismus, der sich nahezu vollständig auf orthodoxem (rechtgläubigem) Boden bewegte, vor allem wegen seine schwärmerisch-endzeitlichen Verkündigung, die eine Institutionalisierung der Kirche verhindert hätte, zum Problem. Die päpstliche Politik gegen den Montanismus blieb (soweit rekonstruierbar) dennoch höchst indifferent. Während Papst Soter und auch Irenäus von Lyon gegen die Lehre schrieben, scheint Papst Eleutherus (und/oder auch Papst Viktor) einen Integrationsversuch unternommen zu haben, der erst durch Praxeas dann verhindert worden wäre.