Menschheit
Der DUDEN definiert Menschheit als "Gesamtheit der Menschen, alle Menschen, Menschengeschlecht". Das sagt nicht viel, ist nur ein Notbehelf wie jede simple Wortgleichung. Über die Kernbedeutung Mensch hinaus enthält das Wort Menschheit zum einen die Konnotationen der weltweiten (vgl. Ökumene oder Anthropogeographie) und geschichtlichen (vgl. Menschheitsgeschichte) Differenziertheit, zum anderen die Begleitvorstellung der solidarisch gefühlten (s. Hilfsaktionen, Spendenbereitschaft) und politisch geforderten (s. Erklärung der Menschenrechte) Einheit aller Menschen. In diesem Sinn haben die klassischen Aufklärer das Wort gebraucht.Die Gegner der Aufklärung meiden dagegen das Wort. Für Oswald Spengler zum Beispiel war die Menschheit nur "ein zoologischer Begriff oder ein leeres Wort". Er berief sich wie so oft auf seinen Gewährsmann Goethe und gab Menschentum den Vorzug. Anderthalb Jahrhunderte vor Spengler hatte Denis Diderot dazu bereits notiert: "Das Wort Menschheit, so scheint es, ist für sie ein sinnloses Wort." In der Passage wendet sich Diderot gegen die Feinde der Aufklärung. Er nennt sie "gute Staatsbürger" und "schlechte Menschen", die nur ihren eigenen Vorteil sehen und einen entsprechend beschränkten Horizont haben.
An den Adjektiven menschlich und menschheitlich ist der Bedeutungsunterschied der Grundwörter noch deutlicher zu erkennen. Die Lexikographen, die das Lemma Menschheit entweder ganz ausklammern oder mit einem Verweis auf Mensch erledigen, vergessen oder verdrängen, dass unter dem Stichwort Mensch die Biologie federführend ist, dieser Aspekt aber im Begriff Menschheit eher sekundär ist. So kann man die bekannten Thesen, der Mensch sei ein Mängelwesen oder ein Konstruktionsfehler schwerlich auf die Menschheit übertragen. Wenn aber die Engländer Russell und Toynbee in ihren Buchtiteln Has Man a Future? und Mankind and Mother Earth die Wörter Man und Mankind austauschen würden, wäre der Sinn im Kontext ziemlich identisch.
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